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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

27. 10. 2016 - 16:03

#Vlog16 - 4: The One with the National Holiday

Die Viennale startet zum Nationalfeiertag eine neue Tradition: "Müllers Büro" anschauen.

#Vlog16

Christoph Sepins Viennale-Tagebuch.

Es ist eine Frage, die lange nach ihrer Antwort suchte: Was soll man denn besonderes machen am 26. Oktober, am Nationalfeiertag? Irgendwie hat es da nämlich immer an spaßigen Traditionen gefehlt. Feuerwerk geht irgendwie nicht, zum draußen Grillen ist es zu kalt, zu regnerisch und zu trist. Und Panzerschaun am Heldenplatz muss auch nicht wirklich sein, nicht mal mehr ironisch. Neue Traditionen zum Nationalfeiertag braucht es. Und vielleicht hat die Viennale dieses Jahr eine neue gestartet: Gemeinsam "Müllers Büro" anschauen gehen.

Müllers Büro

Viennale

30 Jahre wird die Komödie von Niki List dieses Jahr. Aus diesem Anlass ist der Film am 26. Oktober in einer Vorstellung um 11 Uhr am Vormittag im Gartenbaukino gezeigt worden, in der Matinee-Vorstellung. Das Kino ist für den Tag und die Uhrzeit ganz gut gefüllt, als Bonus gibt es nicht nur Viennale-Chef Hans Hurch auf der Bühne zu sehen und hören, sondern auch "Müllers Büro"-Produzenten Veit Heiduschka und die beiden Hauptdarsteller Christian Schmidt und Andreas Vitásek.

"Wir haben den Nationalfeiertag ausgesucht, um Niki List zu ehren", sagt Hans Hurch ins Mikrofon. Eigentlich sei er ein wenig der Vater der österreichischen Komödie gewesen und ein großer Freund der Viennale. Und er hat mit "Müllers Büro" einen Film geschrieben und umgesetzt, von dem viele gar nicht wissen, wie unglaublich erfolgreich der eigentlich war.

Müllers Büro

Viennale

Je nachdem welcher Quelle man genauer vertraut, ist "Müllers Büro" entweder der dritt- auf jeden Fall aber mindestens der vierterfolgreichste österreichische Film. In der DDR ist er angeblich damals um die 2 Millionen Mal im Kino angeschaut worden und lief insgesamt 64 Wochen in den Filmhäusern. Zum ersten Mal aufgeführt auf der Berlinale und dort laut Veit Heiduschka vom Publikum ausgebuht, jetzt 30 Jahre später im Gartenbaukino.

Dort hat Andreas Vitásek übrigens auch den Film zum ersten Mal gesehen. Was für ihn damals ziemlich arg war, da das eigene Gesicht riesengroß auf der Leinwand zu sehen. Bis heute fragen ihn Leute auf der Straße auch, ob er nicht Max Müllers Assistent Larry sei, in Karlsruhe gibt es außerdem einen "Müllers Büro" Fanclub, wo die Leute verkleidet, rauchend, trinkend und die Lieder aus der Komödie nachsingend den Film anschauen.

Müllers Büro

Viennale

Mich erinnert das alles ein bisschen an den Kult um gute, schlechte Filme, "the best of the worst", quasi. So wie es Fanclubs gibt, die sich "Troll 2" anschauen und die Dialoge mitsprechen oder Tommy Wiseaus Bizzaro-Produktion "The Room" und dann Szenen daraus nachspielen. "Müllers Büro" kommt nahe an das heran, und das, obwohl der Film offensichtlich eine Satire und sich damit der eigenen Absurdität bewusst ist. Eine Parodie auf das Film Noir-Genre, auf den Krimi und den Buddy Cop-Film. Gut gealtert ist das Ganze aber auf keinen Fall.

"Das ist eben ein Zeitdokument", mein Andreas Vitásek nach der Vorstellung. Und zwar eines, in dem die Nostalgie und auch eine Prise Melancholie eine ganz schön große Rolle spielen beim Ansehen. Wer nicht kommen konnte, hat übrigens noch eine Chance, sich die Musical-Krimi-Komödie anzuschauen: Am 3. November wird der Film nochmal auf der großen Leinwand im Stadtkino gezeigt. Oder sonst nächstes Jahr am 26. Oktober als neue Nationalfeiertagstradition.