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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

11. 10. 2016 - 19:13

So wird die Viennale 2016

Filme über das Schicksal, die Unabhängigkeit und vor allem über Menschen. Was man sich so alles heuer auf der Viennale anschauen kann.

Viennale auf FM4

Das komplette Programm der Viennale 2016 gibt es auf viennale.at zu finden.

Tickets gibt es ab 15. Oktober, 10 Uhr auf viennale.at oder unter 0800 664 016 (10 - 20 Uhr).

Es geht wieder los: das Programm der diesjährigen Viennale ist endlich präsentiert worden. Vom 20. Oktober bis 2. November wird das Filmfestival zum bereits 54. Mal in Wien stattfinden. Wie jedes Jahr gehört dazu nicht nur das einfache Vorführen von Filmen, sondern auch spezielle Schwerpunkte, Tributes, Diskussionen, Musik und mehr.

Damit man weiß, was das alles soll, wo man eigentlich hin will und wie das alles wird, gibt es hier eine kleine Auswahl an persönlichen Empfehlungen zum Beäugen und vorläufigen Bewerten.

Manchester by the Sea

Viennale

Persönliche Geschichten

Filme über Menschen, über persönliche Schicksale, die oft auf den ersten Blick viel kleiner, man mag fast sagen unbedeutender wirken. Das sind oft Filme, die am meisten zum Entdecken geben, die am wenigsten vorschreiben, was man denn jetzt zu fühlen habe, während man da draufschaut. "Manchester by the Sea" heißt der diesjährige Eröffnungsfilm mit Casey Affleck und Michelle Williams. In dem ein Onkel dazu gezwungen ist, plötzlich zum Vaterersatz für den eigenen Neffen zu werden. Und damit auf eine innere Reise gehen muss. Ein Motiv, das einen durch die gesamte Viennale begleitet. Charaktere, deren Welt sich verändert und die wir durch deren Augen in all ihrer Andersartigkeit betrachten dürfen.


Wie in der brasilianischen Produktion "Aquarius", in der sich eine Frau vor dem Backdrop der politischen Krise des Landes weigert, die Veränderung ihrer Umwelt zu akzeptieren und aus ihrer alten Wohnung auszuziehen, um Platz für ein neues architektonisches Projekt zu machen. Oder in Sammo Hungs "The Bodyguard", in dem der alternde Hong-Kong-Schauspieler einen alternden Bodyguard mimt, der ein junges Mädchen beschützen muss, und sich plötzlich wieder in Aktion findet.

Allein schon aufgrund seiner Besetzung ist "Certain Women" von Kelly Reichardt ein Film, den man im Auge behalten sollte: Laura Dern, Kristen Stewart und Michelle Williams kreuzen ihre Lebensgeschichten in dieser Story über Unabhängigkeit inmitten von Montana. Auf realen Figuren beruht die französisch-belgische Produktion "Planetarium", in der Natalie Portman und Lily-Rose Depp als Laura und Kate Barlow glauben, mit dem Jenseits kommunizieren zu können. Und Don Cheadle ist sein eigener Regisseur im Miles Davis Bio-Pic "Miles Ahead", für das er auch das Skript mitgeschrieben hat.

Absurde Geschichten

Wem das alles irgendwie zu geschichtlich real oder auch irgendwie zu plakativ wird, der kann sich auch eine schöne Auswahl des fantastischeren Kinos auf der Viennale ansehen. Allen voran ist diesmal Stargast John Carpenter, dessen 80er-Jahre-Kult "They Live" im Stadtkino im Künstlerhaus gezeigt wird. Inklusive des besten gesprochenen Satzes aller Zeiten in einem Film: Wrestler und Schauspieler Roddy Piper und sein Kaugummi.

Fantastisch, aber mysteriöser ist der düstere koreanische Horrofilm "Goksung" (The Wailing), in dem in einem kleinen Dorf plötzlich Menschen auf unerklärliche Weise ums Leben kommen. Die Schuld dafür scheint für die Bewohner schnell einmal bei dem Fremden zu liegen, der vor kurzem dort eingezogen ist.


Amüsanter geht es da schon in "Operation Avalanche" von Matt Johnson zu, in dem zwei CIA-Agenten im Found Footage-Format in die Fälschung der US-Mondlandung stolpern.

Der Alltag einer langsam schwindenden Welt wird währenddessen mit der österreichisch-italienischen Koproduktion "Mister Universo" aufgegriffen. Ins Leben eines Löwenzähmers inmitten der heutzutage immer fremder werdenden Zirkuswelt wird da mit realen Menschen in fiktiven Situationen geblickt. Die domestizierte Version des Raubtiers darf in "Kater" titelgebend agieren und wird zum Akteur in der Beziehungskrise zwischen dem Mittelstandspaar Andreas und Stefan.


Was man nie versäumen sollte, wenn sie ins Kino kommen, sind Jim Jarmusch-Filme, auf der Viennale gilt das noch mehr als sonst. Mit seinem neuen Film "Paterson" ist der Regisseur dieses Jahr am Filmfestival vertreten, eine Geschichte über einen Poeten, der irgendwie in der Repetition feststeckt. Was man auch nicht versäumen sollte, ist "Elle", den neuen Film von Paul Verhoeven mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle, in der Huppert auf Rachefeldzug geht. Und auch den Palme d'Or-Gewinner "I, Daniel Blake" von Ken Loach sollte man nicht auslassen.

Und sonst noch...

Neben dem Spielfilm gibt es natürlich noch jede Menge Dokumentationen zu entdecken. "Weiner" zum Beispiel, über den US-Skandalpolitiker Anthony Weiner. Oder "Sonita", einen Film über die gleichnamige afghanische Rapperin und ihre Lebensumstände. In "Eat That Question" wird auf das Leben von Frank Zappa zurück geblickt, dessen Tochter Moon Unit Zappa auch bei der Viennale anwesend sein wird.

Ein weiterer Jarmush-Film präsentiert sich mit "Gimme Danger", einem Film über Iggy Pop und die Stooges. Und Noah Baumbach und Jake Paltrow verneigen sich mit "De Palma" vor der Filmemacherlegende Brian De Palma.


Von "Batman Returns" bis zu "The King of New York" nimmt das große Tribute an Christopher Walken dieses Jahr mit. Schön, dass zu diesem Anlass auch mal wieder "True Romance" im Kino gezeigt wird. Auch Eröffnungsfilm-Regisseur Kenneth Lonergan wird ein größeres Special gewidmet, genauso wie den Filmemachern Peter Hutton und Robert Land.

Wem das alles zuviel im Kino sitzen ist: Das Rahmenprogramm beinhaltet auch heuer natürlich wieder zahlreiche Performances im Viennale-Festivalzentrum in der Dominikanerbastei. Zur Eröffnung zum Beispiel mit Cypress Hill-Drummer Eric Bobo als Teil von Cypress Junkies. Oder Elektromusiker Roosevelt im Club FM4. Und zu Allerheiligen darf man im Gartenbaukino einen musikalischen Abend mit Patti Smith verbringen.

Zu Ende geht die Viennale dieses Jahr übrigens mit dem Abschlussfilm "La La Land" und der Traumbesetzung Ryan Gosling und Emma Stone. Und bis dahin gibt es ab nächster Woche an dieser Stelle ein regelmäßiges Tagebuch zu all dem Spaß, der sich Viennale 2016 nennt.