Erstellt am: 17. 9. 2016 - 06:00 Uhr
Die Ersatzdroge, die süchtig macht
Surferinnen und Surfer in Österreich haben es nicht leicht. Die nächsten guten Surfspots am Meer sind hunderte Kilometer entfernt und Ideen zu Surfparks harren noch der Realisierung. In den letzten Jahren ist aber eine Alternative zu den langen und durchaus kostspieligen Surftrips immer populärer geworden, Riversurfen, Surfen auf stehenden Wellen im Fluss.
Bis vor Kurzem war die Riversurfszene in Österreich noch recht überschaubar, mit Wellen in Innsbruck, Graz, Salzburg oder der Traun. Viele Wiener sind nach Bratislava gependelt, das war's im Großen und Ganzen. Doch seit diesem Sommer hat das langsame organische Wachstum einen Boost bekommen, durch die City Wave am zentral gelegenen und leicht erreichbaren Wiener Schwarzenbergplatz, die Riversurfen erstmals massenkompatibel macht.
Die City Wave ist ein Pool mit acht Pumpen, in dem auf Knopfdruck Wellen erzeugt werden. Mit ca. acht Metern ist sie etwa um einiges breiter als die Welle am Salzburger Almkanal, die Wucht des Wassers ist regulierbar und Ein- und Ausstieg sind anfängerfreundlich. Über 8.000 Menschen haben diesen Sommer hier ihre ersten Versuche auf der stehenden Welle unternommen und wenn es nach der Riversurf-Veteranin Kathrin Gappmayr geht, werden einige von ihnen wohl dabeibleiben. Denn Surfen mache extem süchtig, wenn man einmal hineingekippt sei, und wer angefixt wird, würde nach dem Sommer wohl entweder einen Surftrip buchen oder werde wohl auch auf die bestehenen Flusswellen wechseln.
Radio FM4 / Simon Welebil
Dass viele Menschen auf den Riversurf-Geschmack kommen könnten, sieht man unter den Alteingesessenen allerdings nicht nur positiv: Durch mehr Nachfrage gäbe es vielleicht die Möglichkeit mehr Wellen in Flüssen zu errichten, doch mit allzuviel Leuten will man die auch nicht unbedingt teilen. Und dann könnte sich auch das Anfangen im geschützten Raum eines Pools zum Problem entwickeln, meint der Salzburger Surfer Lukas Haigermoser. Denn sie würden die Gefahren in natürlichen Flüssen, Strudel etwa, nicht kennen und unnötig Gefahren eingehen.
Radio FM4 / Simon Welebil
Hier in Wien ist diesen Samstag allerdings jeder willkommen, wenn zum ersten Mal Österreichische Meisterschaften ausgetragen werden. In der Szene ist man froh, dass es endlich einen Surfspot gibt, der gut und stabil genug dafür ist. Contestwellen wie die Eisbachwelle in München gibt es hierzulande nämlich noch nicht. Die City Wave kommt dem Eisbach aber schon ziemlich nahe und die SurferInnen können beim Contest in 40-Sekunden Runs alles zeigen, was ihr Repertoire hergibt. Bewertet werden Risiko, Geschwindigkeit, Tricks.
Die Leute, die diesen Sommer die meisten Sessions auf der City Wave abgespult haben, hätten einen gewissen Heimvorteil, meint die Salzburgerin Kathrin Gappmayr, weil sie die Welle einfach besser kennen würden. Als zweifache Europameisterin im Riversurfen macht sie sich darüber aber keine großen Gedanken. Ihr Trumpf ist die Erfahrung.
Radio FM4 / Simon Welebil
Zum Sommerausklang will auch Lukas Haigermoser aufzeigen und verspricht dem Publikum ein Spektakel. "In den letzten Wochen hat man hier immer recht viele Anfänger beim Surfen gesehen. Jetzt ist doch die österreichische Elite da." Und die will vormachen, wie man Meersurffähigkeiten so richtig auf den Fluss umlegt.