Erstellt am: 30. 7. 2016 - 13:00 Uhr
Gemütliches Musikhören
Der zweite Tag am Popfest mit den Sex Jams, Leyya, dem trojanischen Pferd und vielen mehr.
FM4 live vom Popfest
Conny Lee trifft die junge Songschreiberin Avec und die Zwillingsgeschwister von Mynth, wir plaudern mit den Fest-KuratorInnen Ankathie Koi und Gerhard Stöger, Voodoo Jürgens erzählt uns Geschichten vom Karlsplatz und Leyya, Robb und Mavi Phoenix schauen auch vorbei. Und natürlich gibt's jede Menge Livekonzerte.
Am Samstag, 30. Juli, von 19 bis 22 Uhr und im Anschluss für 7 Tage im FM4 Player.
Der zweite Tag des diesjährigen Popfests präsentiert sich schon zu Beginn ganz anders als der Eröffnungstag. Während am Donnerstag noch Voodoo Jürgens mit seinem ganz eigenen Zugang zum Austropop die Seebühne eröffnen durfte, ruled am Freitag erstmal der gute, alte Rock'n'Roll. Die isländisch-österreichischen Chili and the Whalekillers starten auf der Open-Air-Bühne in den Tag, gefolgt von den Sex Jams.
Die Band um Katie Trenk präsentiert sich gewohnt erstklassig, voller Noise und Energie. Und sorgt mit ihrem Auftritt auch dafür, dass es wieder mal kein Popfest ohne Wolfgang Möstl gibt. "Es ist wunderschön," sagt Katie Trenk über das Spielen auf der großen Seebühne. Das Publikum stimmt ihr zu. Ja, das ist es heute wirklich, nicht nur vom Wetter her, sondern auch von der Stimmung, von der Musik.
Nach den Sex Jams wird es dann mal ruhiger mit einem ehemaligen
Gechillt geht's weiter, Dawa bespielen die Seebühne. Die Band, deren Ausscheiden in der Vorausscheidung zum Eurovision Song Contest wohl "das Beste war, was ihnen passieren konnte". Nachdem der späte Nachmittag noch richtig laut zelebriert wurde, gibt es jetzt ein neues Lebensgefühl am Popfest: Gemütlichkeit.
Das ist, was manche am Fest kritisieren, dass viele Leute nicht primär wegen der Musik da sind, sondern zum Reden, Trinken und Herumhängen. Aber auch das ist Popfest. Das Feierabendbier mit Freunden, das Frisbeespielen vor dem Künstlerhaus.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Lange bleibt es nicht ruhig, die Crispies spielen nämlich am Red Bull Brandwagen. Laut, verzerrt und kraftvoll geht's da zu, Sänger Tino gibt sich gesprächig: Da wird ein Lied einem Mädchen namens Jules gewidmet, die schon bei jedem Konzert der Band war, dann gibt es eine kurze Ansprache über Wasserhydranten mit der Konklusion: "Warum ist denn alles so wie es ist?" Da kann man sich nur anschließen. Eine wundervoll charismatische Band.
Leyya als Hauptact auf der Seebühne sind dann eine wahre Freude. Die werden von Mal zu Mal besser, sicherer im eigenen Sound, größer, imposanter. Eine Band, die da wirklich hingehört heute, auf die große Bühne am Karlsplatz. Das Publikum hört angeregt zu und wippt mit, manche Leute spazieren durch den Brunnen hinter der Bühne und tanzen im Wasser. Und am Ende gibt's dann den richtig großen Applaus für eine großartige Performance.
Wenn die Open-Air-Bühnen ihr Programm beenden, hat man die Qual der Wahl: Soll's in den TU Prechtlsaal gehen zu Ash My Love? Ins Roxy oder doch lieber zum Heuer? Meine Wahl fällt auf's Brut, da spielt nämlich gleich ein echter Geheimtipp des diesjährigen Festivals: Rambo Rambo Rambo treten dort auf.
Drinnen ist es unglaublich heiß, vorne ist die Schlange lang. Wer es aber reingeschafft hat, kriegt eine mitreißende Show präsentiert. Die Band steht zu zehnt auf der Bühne, mit Streichern, Gitarren und Saxophon. Der Applaus zu Beginn der Show kommt laut, aber zeitverzögert. Fast so, als ob das Publikum ganz gebannt und überrascht ist vom Sound der Band. Das ist so qualitativ hochwertig, komplex, aber so zugänglich, da kann man gar nicht anders als begeistert sein.
Als die am weitesten angereiste Band wird der nächste Act im Brut vorgestellt. Die sind nämlich aus Berlin hergekommen. Die Band formerly known as Spechtl, Erradi und Imler stellt auch zum ersten Mal ihren neuen Namen vor: GOA, so nennt sich das neue Projekt des Ja, Panik-Songschreibers. Das ist Melancholie, Optimismus und Harmonie, was da zusammenschwimmt auf der Bühne, während auf der Leinwand hinter der Band Quallen beim Tauchen zu beobachten sind. Dekonstruktion ist mal wieder das Stichwort, mal hart, mal weich, aber einzigartig und eigenständig.
Die Hitze im Brut und die Energie der Performer tragen dazu bei, dass das alles extra mitreißend ist heute. Auch bei Ant Antic, dem Projekt, das Marco von Leyya noch ein zweites Mal auf die Bühne bringt an diesem Tag. Und wie soll es auch anders sein, auch das ist heute besonders schön.
Zwischendurch bleibt noch schnell Zeit für einen Abstecher in den TU Prechtlsaal, dort sorgen gerade Wild Evel und seine Trashbones für das Kontrastprogramm zum Brut: Der Rock'n'Roll darf nochmal gefeiert werden, mit allem, was da so dazugehört.
Noch ein letztes Mal wird dann im Brut getanzt, um kurz nach zwei Uhr spielt das trojanische Pferd dort für ein begeistertes Publikum. Da wird sich auf der Bühne umarmt und gelacht, und dann gibt's auch noch den Anton aus Tirol in der Coverversion zu hören. Damit auch diese Facette der österreichischen Musik abgedeckt wird.
Der allerletzte Performer des Abends, den gibt's dann am Karlsplatz zu sehen, beim Nach-Hause-Gehen durch die Becher und Bierdosen am Platz: Ein Akustikgitarrenspieler sitzt am Brunnen und zupft vor sich hin. Und das klingt besser, als es um diese Uhrzeit eigentlich sollte. Nach diesem großartigen Tag am Popfest, einem der schönsten seit Langem.
Am heutigen Samstag geht's dann weiter mit Ogris Debris, Lime Crush, Mynth, Schmieds Puls, Fuzzman und vielen mehr. Das vollständige Line-Up findet ihr hier.