Erstellt am: 14. 8. 2016 - 12:10 Uhr
Der FM4 Fan Award bei Impulstanz
Dirk Stermann hat mit Brett vorm Kopf und Spaghetti fressend moderiert, Fiva hat sich im Joghurtbad geräkelt und gewonnen hat einer, der nackt mit Motorsägen hantiert. So ungefähr lässt sich die Gala vom letzten Jahr zusammenfassen, denn im zeitgenössischen Tanz ist alles möglich und das ist gut so.
Karolina Miernik
Der erste FM4 Fan Award ging an den Oberösterreicher Simon Mayer, der sich vom Bauernbub zum Staatsopern-Eleven und schließlich zu einem international gefragten Choreographen und Performer empor getanzt hat. Ausgezeichnet wurde sein Solo "SunBengSitting", in dem er buchstäblich schenkelklopfend traditionelle Männerbilder und ländliches Brauchtum hinterfragt.
Preis für junge Choreographie
Auch heuer sollen wieder Choreographie-NewcomerInnen gefördert werden. Dieses Jahr sind 12 junge Tanzschaffende aus aller Welt für den FM4 Fan Award bei Impulstanz nominiert. Alle von ihnen haben extra für uns Videoclips produziert. Ihr votet per Klick, welche oder welcher der PerformerInnen euch am besten gefällt, und wir überreichen dem oder der Glücklichen dann eine schneidige gelbe FM4-Sporttasche, gefüllt mit jeder Menge FM4-Goodies.
Der FM4 Fan Award bei Impulstanz wird im Rahmen des Prix Jardin d’Europe überreicht. Mit diesem Preis für junge Choreographie werden seit mittlerweile 16 Jahren Nachwuchstalente aus dem internationalen zeitgenössischen Tanz gefördert. Der oder die GewinnerIn erhält 10.000 Euro und eine zweiwöchige Artist Residency bei Impulstanz 2017. Die Entscheidung über die Vergabe des Prix Jardin d’Europe trifft eine Fachjury bestehend aus Journalist Wolfgang Kralicek, Choreographin Jennifer Lacey und Theoretikerin Ana Vujanovic.
Das sind die Nominierten
Die Gala
Der FM4 Fan Award bei Impulstanz wird am 14. August im Kasino am Schwarzenbergplatz überreicht.
Moderieren werden Dirk Stermann und die kanadische Performerin und Musikerin Clara Furey.
In Lea Moros Performance "B(reaching) Stillness" winden sich die PerformerInnen wie zappelnde Fische zu opulenter Musik. Außerdem fragt sich die Schweizerin, wie man Bewegungslosigkeit am besten in Szene setzen kann.
Bryana Fritz hat einen Eintrag in der International Movie Data Base IMDB, weil sie letztes Jahr in einem Kurzfilm mitgespielt hat und Christoffer Schieche postet auf Instagram gern Selfies mit Katze. Auf der Bühne hat die präzise Synchronizität des US-schwedischen Duos etwas Hypnotisches.
Wenn man eine Ananas schwarz anmalt, sieht sie aus wie eine Handgranate. Zufall oder doch Referenz auf den eigenen Namen? Der Brasilianer Thiago Granato führt bei Impulstanz ein dunkles Solo auf und schwingt darin eine Fahne aus Zellophan.
Jule Flierl aus Berlin macht "vokales Voodoo" und zerpflückt in einer Art Stimmtanz eine Arie aus der Oper "Orpheus und Euridike".
Die drei Norwegerinnen Ingeleiv Berstad, Kristin Ryg Helgebostad und Ida Wigdel haben das geilste Promofoto: Darauf blecken sie ihre perfekten Zähne mit Hilfe von Mundspreizern, wie sie ZahnärztInnen gern verwenden, um einem die Wangen auseinander zu ziehen. Allein dieser Anblick ist preisverdächtig.
Sonja Jokiniemi interessiert sich für Psycholinguistik und will wissen, wie Sinn in der Sprache entsteht. Ihre Performances tragen Titel wie "RRRRR" oder "Hmm". In letzterer macht sie eine Choreografie aus Lauten: Mal kindliches Blabla, mal hoch-dramatisch aufgeladen mit Sex, Gewalt und Gesprächen mit Gott.
Linda Blomqvist und ihre Co-Performerinnen tanzen mit einer Leidenschaft und Unschuld wie Kinder. Ihr Stück "Cosmos The Beach" hat, wie sie in ihrem Blog schreibt, etwas zu tun mit Intimität, Natur, Kunstfertigkeit, Hexenkraft, Zusammensein, Wissensaustausch und Rauch. Außerdem ist sie Motorradfahrerin.
Will Rawls aus Brooklyn kombiniert Rhymes und Ballettsprünge mit serbischen Volkstänzen und bulgarischen Hexengeschichten. Außerdem schreibt er tanztheoretische Essays und hat schon mit Marina Abramovic performt.
In ihrem Solo "Vox" will die französische Performerin und Sound-Designerin Aline Landreau selbst zum Instrument werden und testet die Grenzen ihrer Stimmbänder aus. Alle Töne werden durch ihren Körper erzeugt, aber elektronisch derart manipuliert, dass die Unterscheidung zwischen menschlich oder künstlich unmöglich wird.
Auf Facebook postet Valentina De Piante Niculae Sätze wie: "Thinking about places where dance can nourish souls." Sie hat eine Ausbildung in Feldenkrais und Neurowissenschaften und nennt ihre Performance "M.E.L.T.: Motion, Emotion and Lateral Thinking."
Katerina Andreou ist eine griechisch-französische Choreographin und Tänzerin. In ihrem Solo geht es um den Wagemut, den es braucht, Entscheidungen zu treffen. Außerdem verfremdet sie darin Beatles-Souds.
Bojan Djordjev aus Belgrad setzt sich ins Publikum und hält von dort aus einen Vortrag über drei Denkmäler für den Zweiten Weltkrieg in Ex-Jugoslawien und nimmt seine ZuschauerInnen dann mit auf die Bühne. Die Performance entsteht erst durch ihre Mitwirkung. Durch die Auseinandersetzung mit der kommunistischen Kunst soll eine politische Vision für die Zukunft entwickelt werden. Klingt abstrakt, soll aber sehr verspielt werden.
Lea Moro gewinnt den FM4 Fan Award
Sonntag Abend ist das Impulstanz Festival mit einer gewohnt fulminanten Preisverleihung im Kasino am Schwarzenbergplatz zu Ende gegangen.
Dirk Stermann und Clara Furey haben eine "chansoneske" Show präsentiert und Stermann hat bewiesen, dass er buchstäblich auch auf dem Klavier eine gute Figur macht.
Der FM4 Fan Award, für den ihr, liebe HörerInnen, voten konntet, geht an: Lea Moro!
Karolina Miernik
Will Rawls und Katerina Andreou teilen sich den von den Casinos Austria gesponserten Prix Jardin d'Europe. Sie bekommen jeweils 5000.- Euro und eine Artist Residency bei Impulstanz 2017.
Lea Moro ist eine Choreographin und Tänzerin aus der Schweiz. Bei Impulstanz hat sie ihre Performance "(B)reaching Stillness" gezeigt, ein Stück für drei TänzerInnen, das sich mit dem Verhältnis von Stillstand und Bewegung auseinandersetzt. Darin spielt auch eines dieser Kopfmassagegeräte, die ein bisschen aussehen wie Schneebesen, eine große Rolle. "In Madrid nennt man das Orgasmotron", so Moro, "und da wir im Stück auch mit dem Motiv der Auferstehung arbeiten und uns mit diesem ekstatischen Kopfmassagegerät fast bis zum Höhepunkt stimulieren, passt das ganz gut."
Wir gratulieren jedenfalls herzlich und bedanken uns bei allen, die mitgevotet haben!