Erstellt am: 9. 7. 2015 - 12:51 Uhr

Der FM4 Fan Award bei Impulstanz

Stimm ab, welche/r der elf nominierten jungen ChoreografInnen den Preis gewinnen soll. Es gibt auch ein paar Videos als Entscheidungshilfe. Und Dirk Stermann findet das alles "unfassbar geil".

Dirk Stermann stand letztes Jahr splitterfasernackt und mit Babypuder bestreut auf der Bühne des Kasinos am Schwarzenbergplatz. Eigentlich sollte er dort nur moderieren, aber weil er ein großer Freund des zeitgenössischen Tanzes ist, hat er sich von Performerin Doris Uhlich, die als seine Co-Moderatorin engagiert war, zu dieser doch eher unerwarteten Einlage überreden lassen.

"Ich habe mir damit mindestens 10.000 Euro Therapiekosten erspart. Aber ich kann echt sagen, gerade für Leute, die sich nicht mit Tanz auskennen, ist es unfassbar geil, sich Produktionen bei Impulstanz anzuschauen. Denn in Wahrheit ist Tanztheater die beste Bühnenform, weil einfach alles möglich ist."

Karolina Miernik / Nina Stiller

Der FM4 Fan Award wird am 16. August im Kasino am Schwarzenbergplatz überreicht. Moderieren werden Dirk Stermann und Fiva. Der Eintritt ist frei.

Preis für junge Choreografie

Der nackte Stermann wurde nachher übrigens von Choreograph Ismael Ivo und einer slowakischen Fernsehjournalistin als "sehr berührend" bezeichnet. Fotos oder Videos davon existieren leider nicht. Dafür gibt es bald die Gelegenheit, ihn wieder in Aktion zu sehen.

Denn auch dieses Jahr wird der mit 10.000 Euro dotierte Prix Jardin d’Europe vergeben. Mit diesem Preis für junge Choreografie werden seit mittlerweile 15 Jahren Nachwuchstalente aus dem internationalen zeitgenössischen Tanz gefördert. Neben der Auszeichnung erhält der oder die GewinnerIn nämlich noch eine zweiwöchige Artist Residency, um seine oder ihre aktuellen Projekte zu unterstützen. Namen wie Ann Liv Young, Olivier Dubois und Florentina Holzinger waren in den Vorjahren in diesem Programm. In diesem Rahmen dürfen wir nun auch erstmals den FM4 Fan Award überreichen.

Elf junge ChoreografInnen sind nominiert. Alle von ihnen haben extra für uns Videos produziert. Ihr stimmt per Klick ab, welche/r PerformerIn euch am besten gefällt und wir überhäufen den oder die Glückliche/n dann mit FM4-Goodies und selbstgemachten Tanzmodeaccessoires. Die Entscheidung über die Vergabe von Geld und Residency trifft eine Fachjury bestehend aus Ivo Dimchev, Sigrid Gareis und Faustin Linyekula.

Das sind die elf Nominierten:

Elina Pirinen aus Finnland skypt schon mal mit ihrer Katze und auf ihrer Website flüstert sie einem unvermutet ins Ohr. Sie singt, tanzt, denkt sich Choreografien aus und spielt noch dazu Geige und Klavier. In ihren Bühnenstücken verbindet sie Klassik mit zeitgenössischen Themen. Ihr Video hat eine wunderschöne Pointe.

Maarten Seghers ist ein junger Choreograf aus Belgien. Außerdem ist er Musiker und Performer bei der legendären Needcompany. In seiner Performance hadert er mit den Tücken des Alltags. Unterstützt wird er dabei von seiner fiktionalen Band "The Horrible Facts". In seinem Vorstellungsvideo hat er eine eindringliche Bitte:

Das B in Elisabeth B. Tambwe steht für Bakambamba. Sie wurde im Kongo geboren, ist in Frankreich aufgewachsen und lebt heute in Österreich. Eigentlich hat sie Bildende Kunst studiert, findet aber, im Tanz gebe es mehr menschliche Interaktion. In ihren Arbeiten kritisiert sie Normen aller Art und ruft jene in Erinnerung, die von der Geschichte vergessen wurden. Denn wer kennt schon den "schwarzen Mozart" Chevalier de Saint-Georges?

Ana Rita Teodoro aus Portugal hat schon mit Kindern, Schwangeren und Alten getanzt. Sie präsentiert Stücke, die menschlichen Körperöffnungen und Innereien gewidmet sind und solche, die sich mit der Stellung der Frau auseinandersetzen. Außerdem interessiert sie sich für den japanischen "Tanz der Finsternis", den Butoh und traditionelle chinesische Medizin.

Wer hat gesagt, dass man angezogen sein muss, wenn man eine Motorsäge bedient? Oder dass Jodeln uncool ist? Simon Mayer schert sich einen Dreck um Konventionen. Erst Bauernbub in Oberösterreich, dann Eleve an der Ballettschule der Wiener Staatsoper und jetzt gefragter Performer, Choreograf und Musiker für Compagnien wie Rosas oder Ultima Vez.

Sergiu Matis stellt tanzende Cyborgs auf die Bühne. Und wenn der Rumäne sagt, dass er durch die Maschinerie diverser Tanztechniken schon kontaminiert sei, lässt das darauf schließen, dass er die Schnauze voll hat von strikten Stilvorgaben. Die Virtuosesten haben oft die größten Sehnsüchte. Vielleicht will er deshalb nur einfach mal in Ruhe durch die nächtlichen Straßen cruisen.

Der Brasilianer Volmir Cordeiro verwandelt sich in seiner nominierten Performance in eine 57-jährige Favela-Bewohnerin, die unbedingt Reality-TV-Star werden will. Sein Titelbild auf Facebook ist ein einsamer emporragender Baum in einer weiten Steppenlandschaft. Die Wahrnehmung des Einzelnen in der Gesamtheit, der Akt der Entblößung, Sexualität, Identität und Randgruppen sind auch die Themen in seiner Bühnenarbeit.

"Imagine the most ridiculous thing and rehearse it" ist das Motto von Rita Vilhena. Sie kommt ebenfalls aus Brasilien und bei Impulstanz suchen ihre TänzerInnen und sie einen Notfallplan und machen jede Menge Mist auf der Bühne. Außerdem produziert sie schöne Soundexperimente und wilde Musikvideos. Das FM4 Fan Award-Video ist dagegen ziemlich "raw".

Die nominierte Choreografie von Máté Mészáros aus Ungarn mixt Street Dance, Martial Arts, Akrobatik und Folk Elemente. Sie soll ein Tableau der "reisenden Generation" darstellen. Herumgekommen ist Mészáros jedenfalls schon sehr viel. Er war Tänzer bei Ultima Vez in Belgien und bei Zero Visibility Corps in Norwegen. Er hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Leider nur auf Ungarisch.

• leider ohne Video

João Dos Santos Martins aus Portugal ist nicht nur Tänzer, sondern auch Übersetzer. Ihn interessiert vor allem der Entstehungsprozess eines Kunstwerks und zwischenmenschliche Beziehungen. Außerdem hat er einen Live-Pianisten auf der Bühne und der Boden wird mit geometrischen Figuren aus buntem Gaffa-Tape beklebt.

"I spit on your happiness". Diese Worte sagt ein junger weißer Performer, der sich nach der Coolness des schwarzen Basketballers sehnt. In den Mund gelegt hat sie ihm Choreografin Ligia Lewis. Sie kommt ursprünglich aus der Dominikanischen Republik, ist in den USA aufgewachsen und lebt heute in Berlin und Los Angeles. Ihre Bühnenarbeit beschäftigt sich mit Popkultur, Empathie, Ethnie, Geschlecht und Trauer.

Wer soll den FM4 Fan Award gewinnen?

Und jetzt seid Ihr an der Reihe. Welche Choreografie, welche Performance, welches Video hat euch am Besten gefallen und soll deshalb den FM4 Fan Award bei Impulstanz erhalten? Ihr könnt bis zum 15. August um 23:59 Uhr abstimmen. Hier geht´s zum Voting.