Erstellt am: 5. 7. 2015 - 12:01 Uhr
Einen Sommer lang nur tanzen
Das Impulstanz Festival hat heuer wieder viel vor. Es wird Flüchtlingen die Bühne überlassen, überzüchtete Hühner sezieren und nahtlos vom Club ins Museum wechseln. 45 KünstlerInnen und Compagnien aus aller Welt trotzen der Sommerhitze und präsentieren schweißtreibende Performances und Workshops. Lasst euch mitreißen!
Opening im Museumsquartier
Das Impulstanz Festival findet von 16. Juli bis 16. August statt.
Die Impulstanz-Partys im Burgtheater Vestibül werden auch heuer wieder tatkräftig von FM4 DJs unterstützt. Kristian Davidek, Katharina Seidler, Philipp L’heritier und andere sorgen für den Sound. Das Tanzen müsst ihr schon selbst übernehmen.
Passend zum mehrfachen Schauplatz Museum gibt es dieses Jahr wieder eine große Eröffnung im Wiener MQ. Die musste letztes Jahr aus budgetären Gründen leider entfallen. Doris Uhlich wird das allerdings mehr als wettmachen. Die Choreographin und Tänzerin ist mittlerweile Fixgröße in der heimischen Tanzszene und war zuletzt auch als DJ tätig. Was sie im MQ vorhat, ist noch ein gut gehütetes Geheimnis. Nur soviel: Sie und ihre TänzerInnen wollen zum Epizentrum einer Energie werden, die sich über den ganzen Hof ausbreitet. Vielleicht kommt ja sogar ihre wummernde Maschine zum Einsatz, die sie sich für ihr Solo Universal Dancer bauen ließ. Die Clubversion davon zeigt sie in der Grellen Forelle. Der Eintritt zur Impulstanz-Eröffnung ist frei.
Daniel Gottschling
Aktionismus, was ist das?
Noch bis zum 23. August läuft im Mumok eine Ausstellung zum Wiener Aktionismus. Der Fokus liegt dabei auf den performativen Arbeiten, die Brus, Muehl und Co in den Sechzigern und Siebzigern gemacht haben. Gemäß dem titelgebenden Motto "Mein Körper ist das Ereignis" machen sich Impulstanz-KünstlerInnen nun Gedanken, was Aktionismus heute sein könnte und entwickeln Interventionen und Happenings direkt vor Ort. Womit kann man heute noch provozieren? Wie blicken wir nach etwa drei Jahrzehnten Gender-Theorie auf die Aktionen zurück? Akemi Takeya aus Japan z.B. traktiert in Lemonism x Actionism nicht mehr ihren eigenen Körper, sondern eine Zitrone.
Asien, was ist das?
Ein weiterer Spielort des Festivals ist das Weltmuseum in der Hofburg. Das wird bis zu seiner Wiedereröffnung im Herbst 2017 zwar noch umgebaut, jedoch sorgt das für jede Menge Bewegungsfreiheit. Zwölf KünstlerInnen aus Österreich und Asien können diesen Platz gut brauchen, denn sie werden zum Teil mit den Exponaten der Asien-Sammlung des Museums interagieren.
Einen neuen Blick auf das, was wir im Westen gern "exotischen Tanz" nennen, wird uns etwa Choy Ka Fais Schau Softmachine: Exhibition eröffnen. Der Künstler aus Singapur arbeitet viel in Europa und hat bereits genug von den Asien-Klischees, die hier oft unbedacht erzeugt werden. Deshalb machte er sich auf eine Reise durch seinem Heimatkontinent und kam mit Interviews von je 20 Tanzschaffenden aus Japan, China, Indonesien, Indien und Singapur im Gepäck zurück. Daraus entstand ein Videoprojekt, das die Vielfalt und das Selbstverständnis der verschiedenen Tanzszenen in Asien portraitiert.
Einige der in diesem Bildarchiv gezeigten TänzerInnen werden auch live auftreten. Darunter die japanische Kontaktimprovisationsgruppe Gonzo, die schon im New Yorker Moma gut angekommen ist und deren Style ein bisschen an Gangfights erinnert. Vier Jungs in Trainingshosen umkreisen einander, rangeln und teilen Schläge aus.
Eine ganz andere Ästhetik legt wiederum Rianto an den Tag. Der Indonesier tanzt einen traditionellen erotischen Tanz mit aufwändigen Kostümen und verwandelt sich in seinem Solo vom konventionellen Landjungen in einen bisexuellen Stadtmenschen.
LawKian Yen
Asyl, was ist das?
Wenn heuer gehäuft Themen wie Sexualität und Gender bzw. Terrorismus und Gewalt auf dem Programm stehen, zeigt das nur, dass das Impulstanz Festival immer auch das Zeitgeschehen reflektiert.
Von höchster Aktualität ist z.B. das Stück Songs of the Water / Tales of the Sea. Magdalena Chowaniec und Sofa Surfer Mani Obeya setzen mit sechs jungen Männern aus Somalia, Afghanistan und der Elfenbeinküste ihre Flucht über das Meer in Szene. Schon 2014 gab es eine choreographische Arbeit mit Flüchtlingen, zu der auch eine Kooperation mit der Straßenzeitung Augustin lief. Das wird dieses Jahr fortgesetzt. Wer am 14. August eine aktuelle Ausgabe des Augustin zur Vorstellung mitbringt, bekommt eine Freikarte.
Max Biskup
FM4 Fan Award, was ist das?
Einige der spannendsten Produktionen zeigt wie so oft die 8:tension-Serie, eine Performancereihe für junge ChoreographInnen. Elf Tanzschaffende werden ihre Stücke nicht nur aufführen, sondern haben auch die Gelegenheit, miteinander zu arbeiten und Neues zu entwickeln. So verkörpert der Brasilianer Volmir Cordeiro etwa Inês, eine 57-jährige Favela-Bewohnerin, die gern Reality-TV-Star werden würde. Ligia Lewis lässt ihren jungen weißen Performer in Sorrow Swag von der Coolness des schwarzen Basketballers träumen und der Österreicher Simon Mayer verhilft in SunBengSitting (Sonnen-Bank-Sitzen) dem Volkstanz zu einer Imagekorrektur: splitternackt und mit Motorsäge.
- Hier könnt ihr euch die Vorstellungsvideos der Nominierten ansehen und für den FM4 Fan Award voten.
Alle elf Produktionen dieser Serien sind für den mit 10.000 Euro dotierten Prix Jardin d’Europe nominiert, in dessen Rahmen auch erstmals der FM4 Fan Award vergeben wird.
Ihr stimmt ab, welche/r KünstlerIn den Preis bekommen soll, wir überhäufen den oder die Glückliche/n dann mit FM4-Goodies und Handgemachtem, das TänzerInnen gut brauchen können. In erster Linie geht es aber natürlich um Ruhm und Ehre. Am 16. August findet dann selbstverständlich auch eine große Gala dazu statt. Moderiert wird sie von Dirk Stermann und Fiva. Der Eintritt ist frei.
Karolina Miernik / Nina Stiller