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Michael Fiedler

Politik und Spiele, Kultur und Gegenöffentlichkeit.

20. 6. 2016 - 15:01

Einmal Wallride mit allem bitte

Sicherheit am Berg und in der Downhillstrecke kann man lernen. Mein erster Versuch im Bikepark.

Disclaimer: Die Bergbahnen Wagrain haben dem Autor das Hotelzimmer sowie die Liftkarte zur Verfügung gestellt.

Ich bin ein Mountainbiker der alten Schule: Geradelt wird auch bergauf, am liebsten auf leicht moosigen, also selten befahrenen Trails mit technischen Schmankerln, die im Schritttempo überwunden werden.

Vergangenes Wochenende war das Komplementärprogramm angesagt: SAAC hat zum Bike-Camp nach Wagrain im Land Salzburg geladen und ich habe meine ersten Abfahrten und auch meine ersten Stürze im Bikepark hingelegt.

Die Snow and Alpine Awareness Camps gibt es seit 1998, sie wurden ursprünglich als Lawinencamps für in freiem Gelände nicht so gut geschulte SnowboarderInnen gegründet, sagt Irene Walser, Mitorganisatorin der Camps: "Mit den breiten Freeride-Latten ist Schifahren dazu gekommen und mittlerweile machen wir auch Klettern und Biken, weil das alles mit alpinen Gefahren zu tun hat." Heute bildet der Verein jedes Jahr hunderte Leute in alpiner Sicherheit aus. Die Kurse werden von Sponsoren finanziert und sind gratis, bezahlen müssen TeilnehmerInnen nur Liftkosten oder Leihausrüstung.

Kurventechnik im Pumptrack.

Michael Fiedler/ FM4

Kurventechnik im Pumptrack

The Basics

Der Kurs startet mit einem Abend zum theoretischen Rüstzeug - von alpinen Gefahren und deren Vermeidung über Ethik am Berg und Verhalten im Bikepark bis zur Ausrüstung: Wie schaut ein Freeride- oder Downhillbike aus, wie arbeitet Federung und Dämpfung, welche Schutzausrüstung wäre dringend anzuraten.

Pushen statt Treten
Pumptrack-Fahren erlebt gerade einen großen Boom in er Mountainbike- und Downhillszene. Als Techniktraining, aber auch als Full Body Workout. Mehr hier.

Am nächsten Morgen geht es für die 24 TeilnehmerInnen am Pumptrack des Bikeparks Wagrain ans Austesten. Ich bin der einzige, der noch nie in einem Bikepark war und fahre in der EinsteigerInnengruppe.

Mit der Gondel geht es etwa 340 Höhenmeter hinauf zur Mittelstation, wo der leichte Haupttrail mit Abzweigungen in Routen schwierigerer Grade startet. Zum Aufwärmen bringt uns Mountainbike-Guide Josef auf dem Asphalt noch einen Trick bei, den jedeR hier können sollte: der Bunny Hop ist das Mountainbike-Gegenstück zum Ollie beim Skateboarden. Ein Sprung aus der Bewegung, bei dem kein Rad auf dem Boden bleibt. Was schon mit einem All-Mountainbike mit Klickpedalen anspruchsvoll ist, ist mit dem schweren Downhill-Leihrad mit Bärentatzenpedalen Schwerstarbeit. Meine GruppenkollegInnen hüpfen wie die Häschen, ich war einmal mit beiden Reifen gleichzeitig in der Luft. Dafür bin ich schweißgebadet.

Etliche Fahrräder liegen links und rechts eines Weges zwischen Liftstation und Schihütte. Im Hintergrund der Startturm des Downhilll-Trails.

Michael Fiedler/ FM4

Mittagsruhe auf der Drahteselweide. Im Hintergrund der Startturm des Trails.

Ans Eingemachte

Dann geht es an die erste Abfahrt, die mit meinen Single-Trails im Wienerwald gar nichts gemeinsam hat: die Kurven sind mit dem Bagger in den Wald gefräst, dazwischen laden steile Tables KönnerInnen zum Springen ein, kleinere und größere Drops reizen den Spielraum der Federgabel aus - alles hier ist auf Tempo ausgelegt. Wir fahren in mehreren Etappen, dazwischen erklärt Guide Josef den nächsten Streckenteil, widmet sich der Kurventechnik und unseren Fragen. Am spektakulärsten ist wohl der Wallride, eine Steilkurve aus Holzplanken, die immer steiler, gegen Ende beinahe senkrecht wird.

Die Wallride, eine steile Holzkurve

Bikepark Wagrain

Der Wallride.

Die nächsten SAAC-Mountainbike-Kurse finden Anfang September in Tirol statt. Klettertrainings gibt es schon früher - im September dann eines auch für Gehörlose.

Bei der zweiten Abfahrt schauen wir uns das Teil genauer an, es geht um die richtige Geschwindigkeit - und um Entschlossenheit, sagt Josef: "Am Wallride zu sagen: Na, da will ich nicht fahren, das ist zu spät. Da blockiert der Körper und das Rad fährt irgendwohin." Das stimmt, denn nach einem erfolgreichen Versuch über die erste Hälfte der Wall schlägt der zweite Versuch fehl: Ich hab das Gefühl zu schnell zu sein, bremse etwas ab und bin für den Schlussteil zu langsam. Die Reifen verlieren den Grip und mich haut's auf. Dank der gemeinsam mit dem Rad ausgeliehenen Protektoren (die sind im Bikepark Wagrain auch Pflicht) hole ich mir nur einen blauen Fleck und weiß, worin ich als nächstes investiere.

Am Beginn des Tages habe ich noch ein wenig über die Freerider gelächelt, die einfach in den Lift steigen und nur bergab rollen. Am nächsten Morgen habe ich einen ganz ordentlichen Muskelkater, weil man auf einer Downhillstrecke doch gewaltig mit dem Oberkörper arbeiten muss. Das war definitiv nicht mein letztes Mal im Bikepark, aber am liebsten aber wieder in einem SAAC-Kurs.