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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

14. 5. 2016 - 04:30

Pushen statt Treten

Pumptrack-Fahren erlebt gerade einen großen Boom in er Mountainbike- und Downhillszene. Als Techniktraining, aber auch als Full Body Workout.

Da bekommt man endlich mal ein tolles Bike gestellt und dann soll man nicht in Pedale treten! Zumindest nicht mehr nach den ersten paar Metern, wenn man mehr als 10km/h draufhat. Denn dann hat man im Pumptrack den Grundspeed erreicht, mit dem man ohne große Probleme allein mit Gewichtsverlagerung durchkommt und sogar noch beschleunigt, auf bis zu 30 km/h.

Radfahrer in der Mitte eines Pumptracks

Simon Welebil / FM4

Der Pumptrack auf der Laßnitzhöhe in der Steiermark

Pumptracks sind Rundkurse mit Wellen und Anlegern, können aus Erde, Asphalt oder Kunststoff sein und kommen eigentlich aus dem BMX-Sport. Mitte der 1990er-Jahre haben sie dann durch Mick Hannah, einem der Stars der Mountainbike-Downhiller, in die Gravity-Szene Eingang gefunden. Der habe nämlich für ein Video eine Trainings-Session im Pumptrack verbraten, was seine Konkurrenz veranlasst hat, genauer hinzuschauen, wie mir Michi Gölles erzählt.

Michi Gölles auf einer Holzbank

Simon Welebil / FM4

Michi Gölles

Stärker, schneller, mit weniger Kraftaufwand

Michi Gölles war selbst erfolgreicher Downhiller, mehrmaliger Staatsmeister, und ist jetzt mit The Gap Mountainbiking hauptsächlich als Fahrtechniktrainer, Streckenkonstrukteur und -betreuer aktiv, etwa am Grazer Hausberg Schöckl. Im Pumptrack könne man Einiges für seine eigene Fahrtechnik am Rad mitnehmen, sagt er. Wie man in Wellen mit möglichst wenig Kraftaufwand beschleunigt etwa, wie man Kurven besser fährt oder überhaupt seine Position am Rad überdenken.




Neben Fahrtechnik kann Pumptrack-Fahren aber vor allem brutales Kraft- und Ausdauertraining sein. Jede Welle muss man pushen, d.h. im richtigen Moment das Rad mit den Beinen in die Welle drücken, um Tempo zu generieren. Schon nach wenigen Runden auf dem kleinen Rundkurs auf der Laßnitzhöhe in der Steiermark komm ich ganz schön ins Schnaufen, die Oberschenkel beginnen zu brennen und auch in den Armen und der Schultermuskulatur wird sich in den nächsten Tagen wohl ein Muskelkater einstellen.

Dass man nicht sofort mit dem Pumptrack-Fahren aufhört, hat mit dem Spaß und dem hohen Suchtpotential im Park zu tun. Vom Fahrgefühl und vom Speed her fühlt sich jede Runde besser an, und ich kann mir jetzt auch ganz gut vorstellen, wie man am Pumptrack Intervalltrainings macht.

Radfahrer in einer Steilkurve

Simon Welebil / FM4

Pumptrack-Boom

In ganz Österreich, so mein Eindruck, den mir Michi Gölles bestätigt, sprießen derzeit Pumptracks wie Schwammerl aus dem Boden, ob als Teil von Bikeparks oder Teil von Spielplätzen. Denn nicht nur Mountainbike-Profis nützen sie zum Training, vor allem für Kinder sind sie der große Hit und ein barrierefreier Einstieg in den Radsport, weil es ohne große Kosten betrieben werden kann. Prinzipiell kann man Pumptracks nämlich mit jedem Rad befahren (außer mit Fixies). Sind sie aus Asphalt oder gar Kunststoff (letztere auch mobil), kann man auch mit Skateboards oder Rollern seine Runden drehen.

Mountainbiker im Sprung

Simon Welebil / FM4

Pumptrack-Rennen

Dass sich aus der Trainingsform Pumptrack in nächster Zeit eine eigene Disziplin im Mountainbike-Sport entwickeln könnte, wie es etwa das Bouldern beim Klettern geschafft hat, glaubt Michi Gölles nicht. Dafür ist das alles dann doch zu wenig technisch.

Mountainbiker springt über Erdhügel

Simon Welebil / FM4

In nächster Zukunft wird es wohl eine Ergänzung zu den verschiedensten Mountainbike-Disziplinen bleiben. Doch viele Mountainbike-Festivals haben Pumptrack-Wettbewerbe immerhin schon im Rahmenprogramm. Dort wird dann entweder um die schnellste Zeit gefahren oder im 1:1 Battle auf symmetrischen Rundkursen geschaut, wer wen einholt. Heuer hat sich auch schon die Pump Battle World Series als länderübergreifende Rennserie gegründet.

Im Rennen gegen Michi Gölles musste ich mich übrigens nach etwas mehr als drei Runden geschlagen geben – wobei er sein Überholmanöver noch extra hinausgezögert hat, um mich noch ein bisschen leiden zu sehen.