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Daniel Grabner

Geschichten aus on- und offline, zwischen den Zeilen und hinter den Links

6. 4. 2016 - 18:43

Dust Covered Carpet hören auf

Nach neun Jahren haben Dust Covered Carpet entschieden, sich aufzulösen. Gründe dafür haben sie viele.

Wir spielen FM4 Musik

Bandinterviews, Konzertberichte und Albenkritiken auf

Immer ein bisschen neben der Spur, schräg, exzentrisch, aber auch leidenschaftlich und schön. So empfand ich die Konzerte von Dust Covered Carpet, die ich über die Jahre besucht habe. Eine in sich geschlossene Gruppe war da auf der Bühne zu sehen, die mit Sänger Volker ihre düster-melancholischen Messen feierte. Eine Gratwanderung zwischen Fragilität und Pathos, mit einer sich gängigen Bühnenperformances widersetzenden (Körper-)Sprache. Ende Februar haben Dust Covered Carpet via Facebook bekannt gegeben, ihr Bandprojekt auflösen zu wollen.

Lets make it official then. Dust Covered Carpet is going to sleep forever very soon. After 9 years of lots of...

Posted by Dust Covered Carpet on Sonntag, 28. Februar 2016

Seitdem versorgen die Bandmitglieder ihre Fangemeinde mit Fotos und persönlichen Anekdoten aus der neunjährigen Geschichte ihrer Karriere und geben so sehr persönliche Einblicke in ihr musikalisches Projekt.

So, we were a five pieced band now. Although it was the release gig of our first album in february 2008, half of the...

Posted by Dust Covered Carpet on Samstag, 12. März 2016

Viele Gründe für das Ende

Dust Covered Carpet auf FM4

What's in a Name?
Philipp L´heritier über ihre Single "Meteor".

Direkt vom Silbertablett
Vom losen Kollektiv zur fixen Band.

Pale Noise
Die Songtexte zum Album.

Witness them pass out
Das österreichische Kollektiv Dust Covered Carpet präsentiert sein drittes Album "Witness me pass out".

Dust Covered Carpet vor der FM4 Redaktion

Grabner

Auf vier Longplayern und zahlreichen EPs der Band machen Dust Covered Carpet eine musikalische Wandlung durch. Vom Singer-Songwriter-Folk, der ihr Debüt "Rerededust The Doubts I Trust" bestimmt, zum Wave oder "Downer Wave", wie die Band das selbst bezeichnet, düster und synthie-lastiger. Aber auch in der Herangehensweise ans Musikmachen hat sich in den Jahren Einiges verändert wie Sänger Volker erzählt:

"Ich wollte nie ganz eingängige Musik machen, sondern Musik, bei der die Leute Geduld brauchen, die sie beschäftigt und die sie emotional trifft. Das hat sich aber über die Jahre viel stärker geordnet. Am letzten Album wollten wir dann schon sehr klare Linien haben. Weil man draufkommt, dass das Publikum, das einen versteht, sowieso ein sehr kleines ist, weil die meisten Leute einfach überfordert sind mit Musik. Ein 3 Minuten 30 Lied ist ja schon zu viel für die meisten. Wir haben uns auch deswegen in eine eingängigere Richtung verändert, um mehr Leute ansprechen zu können. Das ist auch ein Grund, warum ich gerne aufhöre. Weil es schwierig ist, diese Schere zu machen: eine Band zu sein, die macht, was sie machen will, und gleichzeitig etwas, das die Leute hören wollen. Ich wollte mich nicht weiter verbiegen, als ich mich mit zum Beispiel 'Grey Formations' verbogen habe."



"Grey Formations" erschien auf dem letzten Longplayer "Pale Noise". Für die Aufnahme zu diesem Album hat die Band erstmals tief in die eigene Tasche gegriffen und sich ein professionelles Aufnahme- und Produktionsteam geleistet.

"Wir haben uns gedacht, wenn wir es noch einmal machen, dann auf eine andere Art und richtig. Es war eine Entscheidung für das Risiko und wir haben das irgendwie auch als letzte Chance gesehen", erzählt Maxi. Die Rechnung ging nicht auf. Die Ausgaben für die Produktion von "Pale Noise" konnten nicht wie erwartet durch eine Förderung wieder beglichen werden, denn die blieb aus. Die Bandmitglieder steckten in Schulden.

Volker: "Das war dann auch so ein Grund aufzuhören. Dass unser Projekt nicht wertgeschätzt und unterstützt wurde und wir es uns einfach nicht leisten konnten, so weiter zu machen."

Maxi: "Wir haben aber beim Release sehr viel positive mediale Kritik bekommen, waren dann auch für den Amadeus nominiert. Ich hatte kurz das Gefühl es funktioniert, dass der Plan aufgegangen ist. Dann hat sich aber sonst nichts geändert. Wir haben keine besseren Konzerteinladungen bekommen, und es sind nicht mehr Leute zu unseren Konzerten gekommen."

Dominik: "Ich glaube, in Österreich gibt es so eine gläserne Decke für Indie-Bands, die wir erreicht haben, dann kommt lange nichts mehr und dann geht es erst viel höher wieder los. Entweder du spielst Konzerte für bis 1.000 Euro als Band oder du spielst Konzerte, wo du mindestens 3.000 bis 5.000 Euro bekommst. Dazwischen gibt’s irgendwie nichts. Ich finde es ja schon bemerkenswert, dass wir überhaupt einen Bandbus hatten und uns auch immer wieder aus den roten Zahlen herausgespielt haben."

Dust Covered Carpet

Dust Covered Carpet

Letzte Tour, letzte EP

So konnte sich die Band eine lange geplante US-Tour innerhalb eines Jahres mit Konzerten in Österreich finanzieren. Das Ende der Band stand schon seit längerem fest.

Maxi: "Uns ist es einfach wichtig, dass die Leute wissen, dass wir uns noch gut verstehen und uns nicht zerstritten haben. Wir haben vor über einem Jahr beschlossen, dass wir aufhören. Wir haben das geplant, darüber geredet und wollten da auch noch einen ordentlichen Abschluss finden."

Dieser Abschluss ist die EP "Drown In Gentle Sea", an der Volker ein Jahr lang gearbeitet hat. Damit soll das musikalische Werk von Dust Covered Carpet abgerundet werden.

Das Release-Konzert der EP und gleichzeitig Farewell-Gig findet am Freitag, den 8. April, im Wiener Fluc statt. Geplant ist eine zweistündige musikalische Reise durch die Bandgeschichte.