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Susi Ondrušová

Preview / Review

2. 4. 2016 - 13:28

"The Duel" - das zweite Album der White Miles

Nur nicht lange um den heißen Brei herum reden.

Sie waren schon mit Courtney Love auf UK-Tour, die Europa-Tour mit den Eagles Of Death Metal hätte für das Tiroler Duo White Miles ein neues Bandkapitel einschlagen sollen. Doch die Terroranschläge in Paris am 13. November mit 130 Toten veränderten alles.

Vor ihrem ersten Gasometer-Gig beim Nachhol-Termin der EoDM-Tour im Februar habe ich Medina Rekic und Hansjörg "Lofi" Loferer zum Interview getroffen und mit Ihnen über ihre Faszination für Live-Konzerte gesprochen.

Ondrusova

Die Gitarristin und Sängerin Medina meint: "Das, was dir die Leut' geben, gibst du zurück. Es ist ein Miteinander. Es ist schwer in Worte zu fassen. Es ist das schönste Gefühl ever. Ich will mein Leben lang live spielen." Und Schlagzeuger Lofi ergänzt: "Der gesamte Raum, in dem man sich befindet, auf der Bühne und im Publikumsbereich, ist voller Energie! Das spürt jeder, und deswegen geht man auf Konzerte. Man will die Stimmung um einen herum erleben, mit den anderen Leuten, die das dann mit einem teilen!"

Die beiden haben nach den Anschlägen viel Zeit gebraucht, um miteinander zu reden, viel zu reden. Aber ihnen war von Anfang an klar, dass sie mit der Musik nicht aufhören und auch weiter auf Tour gehen wollen.

Live-Termine:

  • 14.5. Carini Saal, Lustenau
  • 20.5. PPC, Graz
  • 21.5. Kapu, Linz
  • 25.5. Weekender, Innsbruck
  • 26.5. Rockhouse, Salzburg
  • 27.5. Chelsea, Wien
  • 28.5. Vinzenz Pauli, St. Pölten
  • 10.6. Nova Rock Festival

Dass es einer Band nicht immer gelingt, die Liveenergie auf einem Album zu konservieren, das hat sich vielleicht jeder schon mal bei einem Konzertbesuch gedacht. Doch die White Miles sind mit ihrem neuen Album "The Duel" nicht daran gescheitert.

"Dirty pole dancer stoner blues rock" - so lautet die Selbstbeschreibung der White Miles für ihre Musik. Seit 2011 gibt es die White Miles bereits und das schöne an Bands, die nur aus zwei Mitgliedern bestehen, ist ihre Chemie. Das Vertrauen, das "sich Ergänzen", gemeinsam alles dafür tun, dass einem Song "nichts fehlt".

Angesprochen auf die Zusammenarbeit verfallen die beiden in Lobeshymnen: "Der Lofi ist für mich der Marilyn Manson-Drummer. Wenn Marilyn Manson einen Drummer braucht dann ist das der Lofi. Weil er die Sachen nicht immer straight spielt, wie jeder Drummer, sondern sich überlegt 'Wie könnt ich den Beat anders füllen oder einen anderen Kick reinhauen?' Lofi ist irrer Drummer."

Und Lofi erwidert: "Medina hat die Aufgabe, den Bass und die Gitarre zu vereinen. Da kommt der Daumen dann dazu. Mich fasziniert, wie du das hinkriegst, dass du das, was ich spiele, ergänzt und dass dann das Ganze einfach zu flowen anfängt."


White Miles on Air

Das Interview mit den White Miles zum Album "The Duel" kann man für 7 Tage im FM4 Player anhören.

Am 20.April sind die White Miles zu Gast im FM4 House Of Pain.

Sätze wie "es flowt" oder "es ist am flowen" fallen beim Interview öfter. Auf den Daumen angesprochen fallen auch die Namen Jamie Hince und Lindsey Buckingham. Zwei Musikidole für die Musikerin.

Das neue Album ist in einem Studio aufgenommen worden, das Lofi mit "riesig" umschreibt. Gemeinsam mit Micko Larkin (u.a. Hole-Gitarrist) wollte man den Raum "mit aufnehmen" und den natürlichen Sound und das Volumen einfangen. Vom ersten Song "Sickly Nerves" bis zum letzten Song "Keep Your Trippin´Wild" - man wird beim Hören in den Raum und in den Song hineingesaugt.

Mit "In The Mirror" ist auf dem Album auch ein Track vertreten, der die Geburtsstunde der White Miles einläutet: der erste Song, den die beiden 2011 zusammen geschrieben haben. Damals, als man noch "nette Nachbarn" hatte.

Long Branch Records

Oft beschreiben die White Miles die Arbeit an ihren Songs mit den Worten "es ist so rausgekommen". Auch das ist eine Qualität, die man beim Hören zu spüren bekommt. Nicht zu viel nachdenken, lieber Herz und Impuls regieren lassen und auf den Punkt kommen. So ist auch der Albumtitel entstanden. Naheliegend, sehr naheliegend, aber warum lange um den heißen Brei herum reden? "Es ist halt total passend. Weil wir nur zu zweit sind und wenn wir auf der Bühne sind, dann ist es wie ein Duell - aber im positiven Sinn!"

Abwechslungsreich ist das Album auch. Im Song "Heid" hört man zum ersten Mal Lofi an den Vocals. Und mit "Coke On A Jetplan" den "L.A.-laid-back-Gitarren-Song" wie in Medina beschreibt, gibt es die White Miles auch in ruhigem Tempo mit der Akustik-Gitarre zu hören. "Come on believe in yourself" singt Medina auf diesem Track. Welch passende Botschaft, die die beiden an die Außenwelt richten.

Nach ihrem Debütalbum "Job:Genius, Diagnose:Madness" ist den White Miles nämlich das perfekte zweite Album geglückt.
Ihre Erwartungen an "The Duel" sind sehr realistisch - nämlich mithilfe des Albums noch mehr Konzerte zu geben und noch mehr Leute kennenlernen zu können. Was nach ihrem Auftritt am SXSW und mit der kommenden Tour im Mai sicher kein Problem sein wird. Und es wär schon auch "voll cool", wenn das Album in fünfzig Jahren jemand auflegt und es noch immer Gefallen findet. "Fix!", meint Lofi. Aber warum warten, wenn man "The Duel" auch jetzt schon hören kann?