Erstellt am: 2. 4. 2016 - 15:23 Uhr
I´m a teenage Shithead und glücklich damit
Ich bin eine große Freundin von so richtig blöden Tattoos, weil ich finde, dass ihre Beständigkeit nicht zur organischen Verortbarkeit passt. Im besten Falls ist ein Tattoo ein guter oder ein möglichst blöder formreflexiver Scherz. Deshalb bin ich Trägerin von möglichst blöden Tattoos.
Meistens funktioniert das so: ich verkünde eine Idee und je mehr Leute schreien "Bist du verrückt? Tu das nicht!", desto realistischer ist es, dass ich es mir machen lasse.
Auf meinem Arsch steht der Name eines Ex, den ich hasse wie die Pest - überkritzelt mit einem schmucken ACAB, das doppelt so tief gestochen worden ist, mit Chopsticks und Nadeln von meiner Freundin M., die die Einzige ist, die auf und unter meine Haut kritzelt.
Mein Freund hat so richtig kluge Taatoos, die auf den ersten Blick so aussehen, als wäre er in einem russischen Gefängnis aufgewachsen. Wenn man die Taatoos häufig ansieht, so wie ich das tue, realisiert mensch, dass es grafische Umsetzungen von Konzepten antiker Philosophen sind. Ich arbeite hart daran, ihn davon zu überzeugen, dass er sich eine schielende Cobra mit Lesebrille auf die Brust stechen lässt. Bisher hat er sich immer geweigert, aber ich habe seit letzter Woche ein neues Argument. Tattoos sind gesund! Ein Tattoo zu bekommen erzeugt im Körper derart viel Stress, dass verstärkt Immunoglobulin erzeugt wird, was wiederum hilft Krankheiten abzuwehren. Das gilt aber nur für Personen mit mehreren Tattoos, hat eine am 4. März publizierte Studie der Universität Alabama herausgefunden.
cc
Natürlich bin ich auch Fan von Bandnamen-Tattoos, ein selbstgeritztes Slayer am Unterarm macht auch mit 75 noch was her. Und schwerer disqualifizieren, ohne anderen Schaden zuzufügen, als mit einem Drake-Schriftzug quer über die Stirn, kann mensch sich eigentlich nicht mehr.
Diese Woche hat mir mein Freund M., der das Blade-Runner-Origami-Einhorn auf den Rippen trägt, eine für amerikanische Radio-DJs erstellte Liste zugespielt mit Namen von Bands oder MusikerInnen, die mensch weder on Air sagen noch spielen darf. Ein Verstoß führt zu sofortiger Suspendierung. Auch bei dieser Liste kann ich behaupten, ich bin noch gut dabei in puncto jugendlicher Aufmüpfigkeit. Von vier der aufgelisteten Bands besitze ich T-Shirts, zwei Bandnamen wünsche ich mindestens drei Mal die Woche FeindInnen an den Hals.
cc
Hier meine persönlichen Top 3 Tattoo-Vorschläge für Bandnamen, die mir neu waren und mit denen ihr eure Umwelt verstören könnt oder ihr ein Lächeln entlockt.
- Wall of Smegma (gibt’s nicht im Internet, Smegma, ein Mal eine Noise-Improv-Band aus Kalifornien, einmal Oi Punk aus Deutschland)
- Deep Fried Abortion (ebenfalls keine Spur davon im Internet, aber Jamie Oliver hat am ersten April einen Plazenta Pie gepostet)
- Scrotum Grinder (kennt das Internet nicht, Scrotum Stapler schon, die haben in der Liste was verwechselt glaube ich)
Ich kann nicht verifizieren, ob es ein Wunsch von mir und Jugendschützern ist, dass meine Top 3 Bands existieren, oder ob die Liste teilweise frei erfundene Bandnamen führt und kein Geheimdokument US-amerikanischer Radiostationen ist.
Was mich daran erinnert, dass ich die ganze Woche mit exzessiven Vinyl-Sehen verbracht habe. Die HBO-Serie von Mick Jagger und Martin Scorsese ist eine dringende Empfehlung für alle Menschen, die sich nicht nur für Musik, sondern auch dem dahinter lauernden Wahnsinn des Geschäfts interessieren.
Eine Perle des Wahnsinns hat die Firma Sony, die sowohl Geräte herstellt als auch den Film vertreibt, am ersten April publiziert: Einen Werbeclip bzw. eine Gebrauchsanleitung und physikalische Erklärung für das Protonen Pack, mit dem mensch Geister- und Metal-Bands mit satanistischen Namen schwächen kann.
Meine Reaktion darauf "Häh?" ist übrigens das einzig mir bekannte und wissenschaftlich dokumentierte Wort, das weltweit mit der gleichen Bedeutung verwendet wird.