Erstellt am: 21. 1. 2016 - 15:15 Uhr
Die dunkle Ecke
In der ruppigen FM4 Sendung House Of Pain bin ich der Musik-Beauftragte für so Feelgood-Genres wie Dark Wave, Industrial und alles dazwischen. Nehmen wir uns doch kurz die Zeit und blicken gemeinsam auf eine Handvoll der diesbezüglich schönsten Veröffentlichungen des letzten Jahres.
Anna Von Hausswolff: The Miraculous
Die Hausswolff war da
Christian Lehner über den Auftritt Anna von Hausswolffs in Berlin. Am 6.3.2016 kommt sie auch nach Wien in die Arena.
Ende 2015 veröffentlichte die Schwedin Anna Von Hausswolff ihre zweite Langspielplatte namens "The Miraculous".
Anna Von Hausswolff
Anna Von Hausswollf wirbelte schon mit ihrem Debütalbum "Ceremony" vor knapp drei Jahren gewaltig Staub auf, weil sie gekonnt mit den Genres Black Metal, Folk und Orgelmusik hantierte, sich dabei aber in keinem der vielen möglichen Klischees verfing und sich ästhetisch als Cool Kid aus der Vice-Welt positionierte. Die neue Platte ist genau die Spur poppiger um nun auch die Indie-Leute zu verführen. Wenn die nächsten Schritte weiter so gut geplant werden, könnte sie demnächst so viel verkaufen wie Zola Jesus.
My Disco: Severe
Möglicherweise das beste Album des letzten Jahres, wenn es um melancholisch-trübe Knochenbrecher-Musik geht, könnte "Severe" von der australischen Band My Disco sein.
My Disco
Bei denen weisen die sonnendurchflutete geografische Heimat und der Bandname in eine falsche Richtung. My Disco hören sich an als hätte man Bauhaus in eine ewige Eiswüste verbannt. Noisiger verzweifelt-zynischer Todes-Dub. Trotz aller Tristesse aber immer waidwund und sexy. Sollte man hören, auch wenn Joy Division im Vergleich wie die Beach Boys klingen.
Girl Band: Holding Hands With Jamie
Ein wenig ähnlich unterwegs wie My Disco ist auch die irische Formation Girl Band.
Girl Band
Genauso wie My Disco mögen sie es sardonisch auf die Welt zu blicken, wie auch schon der Bandname andeutet. Seit 2011 machen sie "strukturierten Lärm und Chaos" wie sie meinen. Dieser strukturierter Lärm wird aus Post Punk, Krautrock und einer Ahnung von Blues gezimmert. Dabei spielen spröde Feedback- und Noise-Gitarren eine große Rolle, wie man sie aus Steve Albini-Produktionen kennt. "Holding Hands With Jamie" ist das Debütalbum von Girl Band und war vielleicht doch die beste Platte des letzten Jahres und nicht die von My Disco.
Coil: Backwards
Still und leise hat das britische Label Cold Spring letzten Oktober das verschollene Album "Backwards" von Coil veröffentlicht.
Coil
Coil waren eine englische Avantgarde Band die maßgeblich die Genres Industrial und abstrakte Elektronik prägten. Die psychedelische Musik von Coil speist sich aus einem breiten bunten Spektrum welches von Acid House bis Folk reicht und thematisiert inhaltlich leichte Kost wie Sexualität, Gewalt, Rausch, Mystizismus oder schwule Ikonografie.
Die beiden Vordenker von Coil, John Balance und Peter Christopherson, sind schon verstorben und so kümmert sich Danny Hyde um das Erbe von Coil. Danny Hayde ist ebenfalls Industrial-Star und war in den Neunzigern Mitglied von Coil. Zu dieser Zeit kam es zu einem Kontakt zwischen Trent Reznor und Coil. Der Fan Reznor nannte Coil immer wieder als maßgeblichen Einfluss für seine Musik. Die beiden Bands begannen dann auch tatsächlich zu kooperieren.
Diese Kooperationen äußerten sich in Remixen oder Reworks. 1996 arbeiteten Coil dann auch in den Nothing Records-Studios von Trent Reznor an einer Platte, die dann aber niemals erscheinen sollte: Backwards. Warum dieses Stück Musik nicht veröffentlicht wurde, kann nicht mehr konkret rekonstruiert werden. Vielleicht weil sich Coil mit Backwards an den damals populären Industrial-Rock annäherten wie niemals zuvor und danach. Ein paar Titel dieser Sessions erschienen später in anderen Versionen. Nun hat Danny Hyde die Platte also geborgen und sehr behutsam zu einem Ende produziert. Backwards ist ein erhaben-transzendentes und gleichzeitg waidwundes Malen mit Sounds und Stimme.
David Bowie: Outside (New Edition)
Während Coil Mitte der Neunziger in Trent Reznors Studio fuhrwerkten, begann auch der Flirt zwischen Reznor und David Bowie. Bowie lud Reznors Nine Inch Nails als Support auf seine Outside-Tour ein und über den Umweg David Bowie landete der harsche Sound von Nine Inch Nails und Coil auch auf den Mainstream-Esstischen.
David Bowie
Für "Outside" aus dem Jahr 1995 heuerte Bowie damals wieder seinen Partner für anspruchsvolle Visionen Brian Eno an und ließ inhaltlich wie musikalisch Asche und Schauder regnen. Outside war die Wiederauferstehung oder die Heimkehr des David Bowie in die relevante alternative Popmusik-Szene.
Eine fiebrige Synthese aus Rock, Neuem Jazz und Industrial. Ein oft übersehenes Highlight der Bowie-Discografie. Letztes Jahr feierte Outside 20. Geburtstag und wurde in Form zwei neuer Editionen wiederveröffentlicht. Selbstverständlich mit unendlich vielen Bonustracks und was man halt sonst so braucht.