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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

14. 1. 2016 - 08:00

FM4 Videopremiere: Mynth - "Lola"

Unterkühlter Synthesizerpop und eine düstere Autofahrt durch die Kälte. Das neue Video zu "Lola" des österreichischen Elektronikduos Mynth in einer exklusiven Premiere.

Verhallte Stimmensamples flirren durch den Raum. Darunter legt sich eine pulsierende Synthie-Fläche, die im Kopfhörer vom rechten zum linken Ohr und wieder zurück wandert. Langsam steigert sich der trockene Beat und als die angezerrten Melodien abrupt stoppen, setzt Giovannas verträumte Stimme ein. Der eingängige Refrain des Songs "Lola" wird von Harmoniebögen gestützt, über die sich auch John Carpenter freuen würde.

Bandfoto MYNTH

Patrick Muennich

Die Salzburger Zwillingsgeschwister Giovanna und Mario haben ihr Elektronik-Projekt Mynth in eine neue Sphäre gehoben. Das bevorstehende Album "Plaat II", das Anfang Februar erscheint, ist zwar eine logische Fortsetzung ihrer düsteren und wundervoll glitzernden Polar Night EP, trotzdem verarbeiten die beiden auf dem Longplayer mehr Popaffinität, gehen dabei aber sehr reduziert und geschmackvoll ans Werk.

Plattencover "Plaat II" von Mynth

Mynth / Seayou

Der Vorbote "Lola" ist für Mario das Sinnbild für unausgelebte und destruktive Triebe, die in uns allen schlummern. Umgesetzt haben Mynth das durch die bedrohlich wirkende Stimmung der analogen Elektronik. Das Video von Rupert Höller und Bernhard Wenger, die auch für das geniale Alterlaa-Drama von "Nighlight" verantwortlich waren, besticht durch seine Reduktion und die hervorragende Montage.

Jedes Zucken der Augenlieder scheint von Bedeutung und erzeugt eine unterschwellige Spannung. "Lola" spielt dabei gekonnt mit unseren Erwartungshaltung, lässt Stereotypen entstehen, die dann unaufgeregt und clever demontiert werden. Dazu passt die winterliche Fargo-Stimmung, die Tristesse der einsamen Nacht am Land, irgendwo im nirgendwo

Mynth live in Österreich:

  • 5.2. Rote Bar, Wien (ausverkauft)
  • 2.4. Rockhaus, Salzburg
  • 15.4. Weekender, Innsbruck
  • 21.4. Kino im Kesselhaus, Krems
  • 22.4. Röda, Steyer
  • 23.4. Orpheum Graz
  • 28.4. Grelle Forelle, Wien

Was hier so eindrucksvoll und "einfach" wirkt, war in der Produktion aufwändiger als gedacht und forderte einige Entbehrungen. Das schöne Auto, das hier eine Hauptrolle spielt, wurde extra für das Video erstanden und via Abschleppseil nach Niederösterreich überführt. Dass dabei das Seil zwei Mal auf einer Kreuzung reißt, war nur eine der Hürden. Abgestellt wurde das Auto bis zum Dreh auf dem Privatparkplatz eines Bestattungsunternehmen, bei dem Giovanna kurz das WC besuchte und dabei Dinge gesehen hat, die sie lieber wieder vergessen würde. Und die extreme Kälte bei den Dreharbeiten hat die Sängerin dann auch noch mit Angina und Fieber zehn Tage ins Bett gebracht.

Aber das alles war es Wert. Schließlich ist "Lola" ein wunderschönes, spannendes und auch witziges Musikvideo geworden, das man sich immer wieder anschauen kann, um dabei weiter kleine Details zu entdecken.