Erstellt am: 25. 12. 2015 - 14:47 Uhr

Play it again, Rodriguez!

Mit dem Buch "Sugar Man" legen die Entdecker von Sixto Rodriguez eine umfassende und persönliche Dokumentation der unglaublichen Geschichte um den amerikanischen Folk-Soul-Sänger vor.

Genau lässt es sich nicht datieren, wann zum ersten Mal der Song "Sugar Man" von Rodriguez von diesem Sender in den Äther geschickt wurde. Es muss irgendwann Ende der 90er Jahre gewesen sein, da taucht der Song auch in einer Playlist zur Spezialsendung "High Spirits" vom Juli 1997 auf. 10 Jahre später, war dann ein Remix von David Holmes and the free association "brand new", und damit machte auch ich selbst zum ersten Mal Bekanntschaft mit einem Rodriguez Song.

Eine unglaubliche und bewegende Geschichte

Damals sagte der Name “Sixto Rodriguez” wahrscheinlich den wenigsten von uns irgendetwas. Spätestens nach der Oskar-prämierten Dokumentation "Searching for Sugar Man" zehn Jahre später, erlangten der amerikanische Folk-Soul-Musiker und seine märchenhafte Geschichte internationale Berühmtheit.

Zwei Alben hatte er in den 70er Jahren in den USA auf den Markt gebracht. Dort wurden beide ein Flop, in Südafrika aber - ohne das Wissen des Künstlers - zu regelrechten Kultalben und deren Songs zu Hymnen der Protestbewegung gegen die Apartheit.

Craig Bartholomew Strydom und Stephen "Sugar" Segerman waren maßgeblich daran beteiligt, diese unglaubliche Musikgeschichte unserer Zeit zu schreiben: Denn sie waren es, die den in Südafrika längst totgeglaubten Folk-Soul-Sänger Sixto Rodriguez Jahre später in einem Detroiter Arbeiterviertel aufspürten und ihn nach Südafrika brachten, wo der damals schon 56jährige Bauarbeiter 1997 eine Tour in ausverkauften Konzerthallen spielte. Sie haben auch die Wiederveröffentlichung seiner Alben in Südafrika, England und später auch den USA unterstützt und waren maßgeblich an der Entstehung von "Searching for Sugar Man" beteiligt, der Oskar prämierten Dokumentation, die dem gealterten Sixto Rodriguez 2013 die längst überfällige internationale Bekanntheit einbrachte. Letztes Jahr durfte man den mittlerweile 73jährigen in der ausverkauften Wiener Stadthalle erleben.

Leben, Tod und Auferstehung

Mit "Sugar Man - Leben, Tod und Auferstehung des Sixto Rodriguez" haben Stephen 'Sugar' Segerman und Craig Bartholomew Strydom nun ein Buch geschrieben, das die Lebens- und Schaffensgeschichte des nur schwer zugänglichen Folk-Sängers dokumentieren soll. Craig Strydom und Stephen Segerman sind nicht nur Autoren, sondern auch selbst Protagonisten in der Lebensgeschichte des Folk-Soul Sängers Sixto Rodriguez.

Ihr Buch "Sugar Man" ist ein umfassendes Kompendium, das der Chronologie der Ereignisse folgend nicht nur neue Details aus Rodriguez‘ Leben enthält, sondern auch versucht, sein musikalisches Schaffen, die Entstehung der beiden Alben aber auch des Films "Searching for Sugarman" zu beleuchten.

In ihrer Geschichte treten Produzenten, Musiker, Filmemacher, Fans und Familienmitglieder auf. Der Sänger selbst kommt in "Sugar Man" selten zu Wort. Wie schon in der Dokumentation wird hauptsächlich um ihn herum erzählt, was vor allem an der Zurückgezogenheit und Verschwiegenheit von Sixto Rodriguez liegt.

Geschichte eines Comebacks

Ullstein Buchverlage

"Sugar Man" von Stephen 'Sugar' Segerman und Craig Bartholomew Strydom ist in einer Übersetzung aus dem Englischen von Kristian Lutze bei Ullstein Buchverlage erschienen

Was man in "Sugar Man" vermisst, ist eine genau Recherche zu den verschollenen Tantiemen aus den Albumverkäufen in Südafrika, die Rodriguez nie bekommen haben soll. Hier muss man sich mit Anspielungen zufrieden geben. Auf den 315 Seiten scheint es auch streckenweise so, als ob sich die Autoren in Details verzetteln würden, so zum Beispiel, wenn fast 15 Seiten lang die Reiserouten des Regisseurs Malik Bendjelloul zum Abfilmen der Interviews für "Searching for Sugarman" beschrieben werden. Die Intention, das Engagement des kürzlich verstorbenen Regisseurs für den Film klar zu machen, ist allerdings verständlich.

Am Ende ist "Sugar Man" dann auch eine Biografie der beiden Autoren selbst, und die Geschichte jener Menschen, die es geschafft haben, der Musik die sie lieben nach 30 Jahren neues Leben einzuhauchen. Fans von Rodriguez und der Geschichte seines "Comebacks" werden mit dem ausführlichen "Sugar Man" jedenfalls ihre Freude haben.