Erstellt am: 17. 11. 2015 - 14:30 Uhr
Post von Lenny
Mehr zu Lena Dunham
Vom Leben gelernt
Sie ist mit Mitte zwanzig, erfolgreiche Serienproduzentin, Hipster-Königin von Brooklyn, Sprachrohr einer ganzen Generation junger Frauen und Watschenfrau der Twitteria. Jetzt hat Lena Dunham ein Buch geschrieben, es heißt "Not that kind of girl - was ich im Leben so gelernt habe".
Lena Dunham ist nicht nur Drehbuch-Autorin und Regisseurin der Serie GIRLS, sondern auch umtriebige Social-Media-Stimme mit einem Leib- und Magenthema: Feminismus und feministische Popkultur. Wer Dunham auf Twitter folgt, weiß, dass sie gerne Themen wie Körperbilder, TV-Serien oder das Recht auf Verhütungsmittel und Abtreibung aufgreift.
screenshot lennyletter.com
Gemeinsam mit GIRLS-Produzentin Jenni Konner hat Lena Dunham vor kurzem den Email-Newsletter Lenny gestartet. Der soll AbonenntInnen gezielt über (pop)feministische Themen informieren und dabei unterhalten. "It is going to be about feminism and politics and fashion and current events. Talking to our girls: Girls who are in their twenties who are looking for a little bit more on the internet."
Zwei Mal die Woche hat frau dann Post von Lenny in Maileingang. In der letzten Ausgabe vom vergangenen Freitag zum Beispiel: Ein Interview mit Comedienne Sarah Silverman, da geht's um die Musik beim ersten Kuss, aber auch um ihre feministischen HeldInnen.
Auch sonst hat Lenny ein buntes Themenpotpourri zu bieten (wer nicht abonniert hat, kann auf der Seite nachlesen): Einen Loafer-Guide zum Beispiel (das sind diese College-Schuhe) oder den Text von einer Mutter, die nach einer Trennung vor der Umsetzung des geteilten Sorgerechts steht, oder Kinderliteraturtipps. Und natürlich Interviews mit feministischen Ikonen und/oder Vorbildern, von Jennifer Lawrence bis Gloria Steinem. Oder auch Hillary Clinton, der sie gleich die F-Frage gestellt hat:
Newsletter-Form
Warum es so eine fast schon altmodische Form eines Email-Newsletters braucht, kann vielleicht damit erklärt werden, dass Lena Dunham für ihre Aussagen, aber auch für ihre bloße Existenz als Schauspielerin mit Kleidergröße über 36 regelmäßig auf Twitter abgewatscht wird. Mit dem Newsletter hat sie so etwas wie einen "Safe Space" geschaffen.
Vielleicht hat sich Dunham mit dem Email-Projekt auch ein bisschen was von ihrer Kollegin Miranda July abgeschaut: Die hat ja zum Beispiel das Emailprojekt "We think alone" betrieben, wo sie Aussagen aus privaten Emails von KollegInnen oder FreundInnen genommen hat und sie themenweise gruppiert und wieder an Fremde - also die Email-Abonnentinnen - weitergeschickt hat. Da waren gar nicht so Unbekannte dabei, z.B. Kirsten Dunst oder eben auch Lena Dunham.
Weiße Frauen der Mittel- und Oberschicht
EPA/PAUL BUCK
Lenny ist jedenfalls ein auf längere Zeit angelegtes Projekt, so scheint es. Es ist Ende Juli fulminant gestartet mit einem Interview mit Jennifer Lawrence. Und auf Facebook hat Lenny mehr als 38.000 Likes.
Natürlich: in mancherlei Hinsicht greift Lenny zu kurz. Es ist (wie auch schon die Serie GIRLS) eindeutig ein Projekt, dass sich an weiße, westliche Mittelklasse-Feministinnen richtet. So analysiert das die Medienwissenschaftlerin Elisabeth Klaus in einem Interview auf diestandard: "Ein Problem des Newsletters ist, dass viele gesellschaftlich brisante Themen darin nicht angesprochen werden - zum Beispiel, dass wir in Migrationsgesellschaften leben, dass die Kluft zwischen Reich und Arm immer größer wird. Auch über die zunehmende Überwachung und Kontrolle oder die Prekarisierung von Carearbeit habe ich keine Beiträge gefunden."
Trotzdem ist der Newsletter eine nette Ergänzung zu dem, was es schon an feministischen Online-Medien gibt, und kann vielleicht gerade jungen Frauen Ideen und Anregungen geben. Auch der locker-flockige Zugang und die hübschen Grafiken haben mich persönlich überzeugt. Wer auch Post von Lena, Jenni und Co. bekommen möchte kann sich auf der Lenny-Seite eintragen.