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Martin Pieper

radio FM4

Martin Pieper

Ist Moderator und Chefredakteur von seinem Lieblingssender. Hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

2. 10. 2015 - 12:46

1, 2, 3, 4! Es ist so schön bei dir.

Wie Wanda in der Arena auf Händen getragen wurden.

Die nächsten Live-Termine:

  • 2.10.: Wien Arena (ausverkauft)
  • 3.10.: Salzburg ARGEkultur (ausverkauft)
  • 16.10.: St.Pölten Warehouse
  • 17.10.: Bozen Kaltern Pop Festival
  • 28.10.: Graz Orpheum (ausverkauft)
  • 29.10.: Linz Posthof (ausverkauft)
  • 30.10.: Innsbruck Music Hall
  • 20.11.: Klagenfurt Messehalle
  • alle weiteren Termine auf facebook.com/wandamusik

und am 22. April 2016 dann das große Konzert in dier Wiener Stadthalle.

Jetzt ist es also da, das neue, zweite Wanda Album, das gar nicht so viel anders ist als das erste. Zum Präsentationskonzert hat man die große Halle in der Wiener Arena gewählt. Gleich zwei Mal hintereinander, natürlich alles restlos ausverkauft. Im kommenden Frühjahr, 22. April 2016, ruft schon die Wiener Stadthalle. Dagegen ist das hier vergleichsweise Kleinscheiß. Aber Wanda tun das, was sie am allerbesten können, ein Rockkonzert „spielen“, also eine Rockband so darzustellen, dass man glaubt, es sei alles echt, authentisch und verschwitzt - als wäre das nicht alles schon tausendmal genau so gedichtet und gesungen worden, die Anrufungen der „Babies“, des Alkohols und der Amore. Und dann macht Sänger Marco Michael Wanda eine Drehung, einen tänzelnden Schritt nach hinten, eine unvorhersehbare Volte, einen dadaistischen Reim, und schon ist man dieser Band, die wohl derzeit in ihrer „imperial phase“ steht, wieder auf den Leim gegangen und freut sich drüber.

Wanda in der Arena

APA/HERBERT NEUBAUER

Marco Michael Wanda hätte den Abend gut mit der Ansprache „Liebe Wienerinnen, liebe Wiener“ beginnen können. So breit aufgestellt sind die Fans, die die Halle vollmachen und die jede einzelne Songzeile mitsingen können. Für diese Fans wird dieses Konzert gespielt. Mit der klassisch verkrampften „Wir präsentieren ein neues Album“-Situation halten sich Wanda überhaupt nicht auf. Sie spielen ihre Hits mit denen sie in den letzten fast zwei Jahren zwischen Rostock und Zürich immer größere Hallen gefüllt haben. Das läuft wie am Schnürchen. „Eingespielt sind die Burschen“, hätte man früher über diese Band gesagt, vielleicht auch was von „Reibeisenstimme“. Überhaupt fallen mir einige Worte aus der Mottenkiste des Musikjournalismus ein (etwa das Wort „Mottenkiste“) um die Musik von Wanda zu beschreiben.

Wanda in der Wiener Arena

APA/HERBERT NEUBAUER

„Prost auf Bussi, unser neues Album“ sagt Marco. Das ist alles, was daran erinnert, dass dieses Konzert auch eine Präsentationsparty ist. Neben den Songs von "Bussi", die schon seit Langem zu den Favoriten im Wanda-Liveset gehören wie etwa „Meine beiden Schwestern“ oder „Eins zwei drei vier“, ist es gerade einmal eine Handvoll weiterer neuer Songs, die hier aufgeführt werden. Dazu gehört die schmachtende „Mona Lisa aus der Lobau“, ein Lied, auf dem ganz sprachkritisch um ein „brauchbares Wort“ gerungen wird. Ein weiterer Neuzugang im Repertoire war „Alarm“, der vielleicht etwas zu offensichtlich die Amore-Meute bedienen will und klarerweise noch lange nicht den Status von Hits wie “Bologna“ hat. Dafür hat „Luzia“ gleich zwei Mal einen moshpit-freundlichen Auftritt an diesem Abend, und zwar als erste und als letzte Nummer des Konzertes. Da fliegen die Bierbecher, und die Liebespaare im Publikum liegen sich in den Armen.

Musikalisch bleibt auch bei den neuen Songs alles beim Alten. Der wertkonservative, unerschütterliche Mid-Tempo Pub-Rock-Beat entschärft schunkelnd auch noch die düstersten Textzeilen, so als würden Status Quo Wiener Lieder spielen. Das „schwierige zweite Album“ haben Wanda mit „Bussi“ einfach übersprungen. Bläsersätze, Geigenarrangements, lange Instrumentalstücke oder anderer Schnick Schnack bleiben im Hause Wanda noch ausgesperrt.

Wanda in der Arena

APA/HERBERT NEUBAUER

Vielleicht kann man die Geschichte des Pop erzählen, indem man Bands in Nein-Sager (Sex Pistols), Zweifelnde (Tocotronic), und Ja-Sager (Oasis) teilt. Wanda gehören definitiv zum affirmativen Teil dieser Geschichte.

Das emphatische „Ja!“ zur Liebe, zum Erfolg, zum Publikum hat seine Tücken. Die weltumarmende Pose schließt eben jeden und jede ein. Man kann sich sein Publikum nicht aussuchen, sagt man dann gerne. Die Besserwisser-Szene freut sich sowieso schon auf den ersten großen Backlash. Der wird kommen, das ist in der Popmusik so angelegt und hat sich hie und da ja schon angedeutet. Vielleicht ist die Band allerdings dann schon größer als das, was sie selbst als „Wanda“ erfunden haben.