Erstellt am: 8. 9. 2015 - 07:58 Uhr

FM4 Videopremiere: Loretta Who - "All Over Me"

Zerbrechliche Elektronik trifft auf berührende Stimme. Singer/Songwriterin Loretta Who taucht in ihrem neuen Video "All Over Me" in einem melancholischen Bildermeer unter.

Es ist kein untypisches Phänomen bei Künstlerinnen und Künstlern. Man sucht sich ein Instrument und beginnt eine musikalische Entdeckungsreise, die zu einem ersten Song führt. Während es sich für einen selbst anfühlt, als wäre es das Natürlichste der Welt, sind Freundinnen und Freunde vom ersten Moment an begeistert. Und dann wundert man sich nur mehr über die Euphorie, die einem entgegengebracht wird.

So war es zumindest bei einer österreichischen Sängerin, die von Natur aus ein sicheres Händchen für große Melodien hat und sie mit ihrer fragilen Stimme zu melancholischen Popstücken formt. Trotzdem hat es recht lange gedauert, bis sich die Musikerin auf ihrem Solopfad auch einen eigenen Namen gegeben hat: Loretta Who.

© Severin Koller

Angefangen hat Loretta Who mit Performances auf privaten Parties, die - so will es der Gründungsmythos - die schüchterne Sängern bestärkt haben, öffentlich aufzutreten. Das führte dann auch zu Kollaborationen mit Albin Janoska (bekannt durch die Mitarbeit am Projekt SOHN) und Hubert Mauracher, mit dem Loretta das Projekt Ping Ping ins Leben gerufen hat. Trotzdem vergeht einige Zeit bis zum Schritt alleine ins Rampenlicht.

Zur Seite steht der Frau mit der beeindruckenden Stimme Co-Produzent und Elektro Guzzi-Mitglied Bernhard Hammer, der aus hauchdünnen Elektropopskeletten eine psychoakustisch tief berührende Nummer geschaffen hat. Die erste Single "Virtue" besticht durch ein wunderschönes Video, in dem die Kamera immer einen gewissen Abstand zu Loretta hält.

Bei dem neuen Stück "All Over Me" - produziert mit dem Berliner Martin Rott - das noch filigraner und emotionaler anmutet, sind wir viel näher dran an der Sängerin. Das liegt daran, dass uns Lorettas Gesicht durch das Wasser einer Badewanne direkt anblickt. Nur ein paar kleine Wellen und Luftbläschen trennen uns von ihrer Haut.

Loretta Who ist jedoch nicht die einzige, mit der wir in "All Over Me" einen ganz persönlichen, wenn nicht gar intimen Moment teilen. Wir bekommen Lebensausschnitte von Menschen präsentiert, über denen zu Beginn noch dunkle Schatten zu liegen scheinen. Der scheinbaren Passivität entspringt durch die herrlichen Beats und die geheimnisvolle Soundatmosphäre ein Funken der Transformation. Wir werden Zeuge einer Wandlung hin zur Lebensfreude.

Loretta und Videoproduzent Paul Wex haben drei Tage lang in den Wohnungen ihrer ProtagonistInnen gefilmt und so eine sehr authentische Atmosphäre eingefangen. Sie haben mit dem schönen Text des Songs ein perfektes Gesamtkunstwerk geschaffen, das uns nahe legt, dauerhaftes Glück in uns selbst und unseren Leidenschaften zu suchen. Denn dort wird man auch fündig werden.