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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

31. 8. 2015 - 22:57

Für Menschlichkeit

Ein paar hundert erschöpfte Flüchtlinge aus Ungarn kommen in Wien an. Und 20.000 demonstrieren für eine menschlichere Asylpolitik.

Heut mittag die Aufregung - die Ungarische Polizei hält Flüchtlinge nicht mehr am Bahnhof fest, sondern lässt sie in die Züge nach Wien und Deutschland steigen. Am frühen Abend ist der erste solche Zug am Wiener Westbahnhof angekommen. Freiwillige Helfer haben sich dort versammelt und haben Wasser und Bananen an die erschöpften Flüchtlinge aus dem Zug, darunter viele Kinder, verteilt. "We are tired, we are hungry!" ruft ein Ankommender den Helfer_innen zu.

Demo für Menschlichkeit

Wenig Meter weiter die Demo "Menschsein in Österreich", die für eine menschlichere Asylpolitik eintritt. Bei der facebook-Veranstaltung zur Demo hatten 20.000 Menschen auf "Ich komme" geklickt- Das heißt noch nicht unbedingt viel - es waren aber dann laut Polizeiangaben tatsächlich 20.000 die am Montagabend vom Westbahnhof zum Ring gegangen sind, um für eine menschlichere Asylpolitik zu demonstrieren. "Hast du geglaubt, dass es so viele werden?" fragt ein Amnesty-Mitarbeiter aufgeregt den anderen, als ich vorbeigehe. Und ein Kind meint "Das sind ja wirklich alle Leute von Wien!"

Herz mit "Refugees"

Fm4 Irmi Wutscher

Schon am Anfang der Demo, am Christian-Broda-Platz ist es so voll, dass ich mindestens eine halbe Stunde brauche, um zum Anfang der Menschenmenge in Richtung Mariahilferstraße zu kommen. Viele sind in weiß gekommen, das war auf der Einladung so vorgeschlagen, um ein Zeichen für Frieden und miteinander zu setzen. Einige haben sich auch weiße Fahnen gebastelt. Das Publikum ist sehr durchmischt von jung bis alt, viele Familien sind da, viele Kinder und auch viele Teenager.

Warum diese vielen Menschen gekommen sind? "Es kann so nicht weitergehen", das meinen viele auf die Nachfrage. Besonders ärgert es eine Teilnehmerin, dass die Politik einfach gar nichts tut. Viele sind hier, weil sie wollen, dass die Unmenschlichkeit in Österreich, in Europa ein Ende hat. Ein anderer Teilnehmer ist fassungslos, dass politisches Kalkül und Wahlkampf über Menschlichkeit gestellt wird.

Demoteilnehmer mit Schild

FM4 Irmi Wutscher

Dann zieht die Demo sehr lange und sehr langsam die Mariahilferstraße hinunter. Große Transparente gibt es wenig, nur einige kleiner Schilder, viele mit Refugees-Welcome-Slogans. Es gibt wenig Musik, keine Trucks, auch wird nicht viel gerufen oder gesungen. Die Menschen ziehen klatschend und Fahrrad-klingelnd die Mariahilferstraße hinunter, immer wieder ebben Pfeifkonzerte auf und ab, ein Block ruft "Say it loud, say it clear - Refugees are welcome here"

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Tina Wirnsberger stieg Montag Mittag in einen Zug Richtung München und begleitete Hunderte Flüchtlinge auf deren Reise nach Deutschland.

Die Situation für die Flüchtlinge an Ungarns Bahnhöfen ändert sich derzeit ständig. In Budapest dürfen sie am Dienstag nicht mehr in den Ost-Bahnhof, mit Regionalzügen kommen aber immer noch einige nach Wien.