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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

26. 8. 2015 - 18:35

FM4 Extraleben: Homegrown Games (II)

Heimische Indie-Games-Entwickler/innen schließen sich zusammen und erobern die Welt. Deshalb widmet sich der FM4 Games-Talk ein weiteres Mal Spielen aus Österreich.

Computerspiele sind in vielen Fällen kulturübergreifend und so kommen ihre Macherinnen und Macher auch aus den verschiendensten Ländern. Trotzdem ist es reizvoll, sich anzusehen, wie viele Games im eigenen Umfeld entwickelt werden. In diesem Sommer widmet sich das Computerspielkränzchen FM4 Extraleben den Homegrown Games - also Spielen aus Österreich, die in den letzten paar Jahren in verblüffender Reichhaltigkeit veröffentlicht worden sind. Wir haben bereits im Juli begonnen, darüber zu sprechen und führen das nun fort.

FM4 Extraleben

    Geld und Talent

    FM4 Extraleben: Homegrown Games (II)

    Conny Lee, Rainer Sigl und Robert Glashüttner sprechen über den Boom der heimischen Gemeinschaft der Spieleentwickler/innen.

    Am Mittwoch, 26. August, von 21 bis 22 Uhr, danach für 7 Tage on Demand.

    Vergangenen März ist um das Thema Computerspiele Made in Austria ein veritabler Streit ausgebrochen. Der gelernte Bildhauer und Games-Macher Thomas Mahler - verantwortlich für das wunderhübsche "Ori and The Blind Forest" - verkündete in einem Interview, dass in Österreich "Geld und Talente" für Spieleentwicklung fehlen. Provokation statt Schulterschluss - das war die heimische Szene nicht gewohnt. Doch obwohl die Diskussion zunächst recht unkonstruktiv begann, ist sie bald zu einem kritischen und solidarischen Austausch geworden, wo man zusammenhält, aber Probleme beim Namen nennt.

    Ori and The Blind Forest

    Moon Studios

    Titelbild von "Ori and The Blind Forest"

    Die klassischen Schwächen der Games-Szene in einem kleinen Land wie Österreich (oder auch der Schweiz) liegen einerseits in der fehlenden internationalen Sichtbarkeit und andererseits dem zu wenig "groß denken" der eigenen Produktionen. Nicht alle Spielentwickler/innen können oder wollen ihre Teams wie Thomas Mahler nach dem "Hire and fire"-Prinzip zusammenstellen. Als stabil aufgestellte Firma mit hohen Fixkosten wiederum ist es schwer, komplett unabhängig von Markttrends und Partnerfirmen zu agieren und seine Wunschspiele umzusetzen. Bleibt noch der Indie-Weg, der für immer mehr Games-Macher/innen attraktiv wird. Hier lautet der Schlüssel zum Erfolg: Vernetzung, Vernetzung, Vernetzung. Je mehr Indies sich als Gruppe zusammenschließen und einzeln, aber doch gemeinsam auftreten, desto besser.

    Mehr Games-Veranstaltungen in Österreich:

    • SUBOTRON: Vorträge, Talks, Shop, Vernetzung
    • CEGC: Konferenz für Spiele aus Mittel- und Osteuropa (17.-21.2.16)
    • GameStage: Expo/Konferenz in Linz (9.-11.10.15)
    • Radius: Indie-Games-Ausstellung plus Shows

    Netzwerk der Unabhängigen

    Seit zwei Jahren funktionieren Zusammenschlüsse von Indies verblüffend gut: Das in den USA entwickelte Konzept der "Indie MEGA Booth" auf Spielemessen wurde 2014 nach Deutschland übertragen. Bei der diesjährigen Gamescom in Köln z.B. ist die "Indie Arena" aus dem Vorjahr stark gewachsen und ein beachtlich großer Messestand mit über 40 Spielen geworden, der den Vergleich mit den riesigen Ständen der großen Konzerne nicht scheuen muss.

    Aber auch lokal funktionieren Indie-Games-Zusammenschlüsse gut: In Wien etwa organisiert die kleine Firma Blood Irony (of "Shooting Stars!"-Fame) im Coworking-Space "Stockwerk" im 15. Bezirk immer wieder eigene Vienna Game Dev Meetups. Und bei der kommenden GAME CITY im Wiener Rathaus (2. bis 4. Oktober) wird FM4 ein weiteres Mal die "Indie Game Area" präsentieren.

    Fördermöglichkeiten für Indies

    Neben der Vernetzung ist natürlich das liebe Geld ein wichtiger Punkt, der vor allem bei der Firmengründung oder nach einem nur mäßigen Erfolg des ersten Spiels zum Hindernis werden kann. Die wichtigsten Fördertöpfe bzw. Plattformen in Österreich für Games sind die Wirtschaftsagentur Wien (ehemals Departure und ZIT) sowie der Content Award.

    Content Award Logo

    Content Award

    Das FM4 Extraleben empfiehlt

    Aber was sind denn nun einige der besonderen Computerspiele aus Österreich? Wir haben an dieser Stelle drei empfehlenswerte, aktuelle Titel ausgewählt. Einer ist schon vor ein paar Wochen erschienen, der andere erst dieser Tage und der dritte erscheint in Kürze.

    Nubs' Adventure

    Es ist ein ziemlich heftiges Intro: Da wird Nubs, der friedlich in seinem Pixelhaus wohnt, von zwei gehässigen Räubern nicht nur ausgeraubt und ausgeräuchert, sondern auch noch von der Klippe gestürzt. Was jetzt nach einer besonders düsteren "GTA"-Mission klingt, ist in Wahrheit die Eröffnungsszene eines in jeder anderen Hinsicht entzückenden Indie-Games. "Nubs' Adventure" heißt es und stammt vom österreichischen Hobbyentwickler Maximilian Csuk. Es ist eine Mischung aus Jump'n'Run und Puzzlegame, die eine charmante Fantasywelt im Retrostil bereit hält und verblüffend viele Geheimnisse und Besonderheiten in sich birgt. Maximilian Csuk hat zu seinem Spiel zwei sehr umfangreiche Post-Mortems geschrieben (Teil 1, Teil 2).

    Nubs' Adventure

    Maximilian Csuk

    CHESTO: At the Checkout

    Industrielle Ausbeutung von Menschen in der Lebensmittelindustrie, sowohl in den verarbeitenden Firmen als auch an der Kassa eines Supermarktes, ist das Thema, das sich "CHESTO" vorgeknöpft hat. Als Spieler/in muss man die quasi unmögliche Aufgabe erfüllen, um schlechte Bezahlung immer schneller und effizienter die Kunden und ihre Produkte abzuarbeiten und damit den Konzernbesitzer noch reicher zu machen. "CHESTO" bietet eine kuriose Voxelgrafik und stammt vom Games-Kultur-Veranstalter Josef Wiesner und Indie-Game-Designer Felix Bohatsch von Broken Rules.

    CHESTO - At the Checkout

    Josef Who, Broken Rules

    The Lion's Song

    Was bedeutet Kreativität? Wie und wodurch wird man inspiriert? Dieser sehr künstlerischen Frage geht das visuell wunderschön gestaltete und gut erzählte Adventure-Spiel "The Lion's Song" vom Indie-Games-Macher Stefan Srb nach, der uns in die Rolle einer Komponistin schlüpfen lässt, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den Bergen einen Rückzugsort gewählt hat um mit ihrer Arbeit voranzukommen. "The Lion's Song" war ursprünglich ein Game-Jam-Spiel (gratis zum Download!), wird aber im kommenden Winter von Stefan Srbs Arbeitgeber, der Wiener Spielefirma Mi'pu'mi, als offizielles Spiel - mit mehr Protagonist/innen - auf Steam veröffentlicht.

    The Lion's Song

    Stefan Srb

    Homegrown Games (II)

    Conny Lee, Rainer Sigl und ich sprechen im Computerspieltalk FM4 Extraleben am Mittwoch, 26. August 2015, ein weiteres Mal über Homegrown Games - Computerspiele aus Österreich und ihre Rahmenbedingungen.

    Als Interviewpartnerin haben wir dieses Mal Philomena Schwab aus Zürich zugeschalten. Sie ist Game-Design-Studentin und Networkerin der Indie-Szene in der Schweiz und verfolgt auch die österreichische Spielegemeinschaft. Ein aktuelles, herausragendes Indie-Game aus der Schweiz ist übrigens das entzückende, aber auch ziemlich fordernde "FEIST".