Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "FM4 Extraleben: Blut, Schweiß und Tränen"

Rainer Sigl

Spiel, Kultur, Pop im Assoziationsblaster.

23. 4. 2015 - 13:56

FM4 Extraleben: Blut, Schweiß und Tränen

Die "neue Härte" in Spielen wie "Bloodborne" verlangt Spielern einiges ab. Das FM4-Games-Radio-Trio über die Lust am schweren Spiel.

FM4 Extraleben: Blut, Schweiß und Tränen

Conny Lee, Robert Glashüttner und Rainer Sigl über Leid und Freud an schweren Spielen. Am Donnerstag, 24. April, von 21 bis 22 Uhr, danach für 7 Tage on Demand.

Fluchen, schreien, weinen, triumphieren: Besonders herausfordernde Computerspiele sind wieder im Kommen und verlangen uns Konzentration, Geduld und Geistesgegenwart ab. Das bockschwere Playstation-4-exklusive Spiel "Bloodborne" hat sich etwa vor kurzem über eine Million mal verkauft, weil offenbar immer mehr Menschen beim Spielen die masochistische Herausforderung suchen. Schon die indirekten Vorgänger des japanischen Action-Rollenspiels, "Demon's Souls" und die "Dark Souls"-Reihe, waren Kultspiele für besonders hartgesottene Spieler. Mit "Bloodborne" kehrt die "neue Härte" in den Mainstream zurück.

Besonders schwierige Spiele gab es schon immer, zuletzt verstärkt im Games-Underground: Indie-Bestseller wie wie "FTL", "Spelunky", "Hotline Miami" oder "Super Meat Boy" finden seit einigen Jahren zunehmend ein begeistertes Publikum. Doch diese Härte ist ein lange vergessenes Erbe der Frühzeit der Videospielgeschichte: Bei Arcade-Automaten war der hohe Schwierigkeitsgrad zum einen dazu da, möglichst viele Münzeinwürfe zu provozieren. Zum anderen waren die Spiele aus technischen Gründen auch weitaus kürzer und wurden so erst durch ihren hohen Schwierigkeitsgrad zur stundenlangen Herausforderung. Und auch die Videospiele der 8- und 16-Bit-Ära sorgten mit schweren Klassikern wie "Mega Man" oder "Ghosts'n'Goblins" bei ganzen Generationen von Spielern für schweißfeuchte Hände.

Früher ganz normal, heute Hardcore: Megaman is HARD

Hurt me plenty

Tipp

In Berlin findet ab 23.4. das Independent Video Games Festival A MAZE zum vierten Mal statt.

Robert Glashüttner und Rainer Sigl sind für FM4 vor Ort und berichten vom Indie-Zirkus aus der deutschen Hauptstadt.

"Moderne" Blockbusterspiele bemühen sich in den letzten Jahren redlich, ihre Spieler nicht zu überfordern, den Einstieg möglichst niederschwellig zu gestalten und Spielern regelmäßig Erfolgserlebnisse zu gönnen, um sie friktionsfrei zu unterhalten. Dabei hat sich der Fokus in manchen Genres auf eine andere Form der Schwierigkeit verschoben: Statt einzelner, schwieriger Herausforderungen hat der aus MMOs und Free2Play-Spielen bekannte Grind die Härteprobe abgelöst - und manche vermeintliche Gemeinheit ausgebügelt. Wer genug Geduld hat, schafft es so auch ohne merkbare Lernerfolge bis zum Abspann.

Spiele wie "Bloodborne", aber auch die Renaissance der Rogue-likes setzen stattdessen auf den Ehrgeiz und die Gelehrsamkeit ihrer Spieler. Wenn der Tod der Spielfigur nicht trivial ist - wenn mit einem Versagen etwa der Start ganz von vorn oder zumindest Fortschrittsverlust droht -, wird das Handeln im Spiel bedeutsam und jeder Sieg zum euphorischen Triumph. Kein Wunder, dass sich z.B. auf Twitter regelmäßig Menschen zu ihren freudig herausposaunten Erfolgen in "Bloodborne" beglückwünschen: Schwere Spiele zu meistern ist eine verbindende Erfahrung.

"Neue Härte": "Bloodborne" ist fair, aber gnadenlos

Masochismus und Hardcore-Stolz

Doch vor der Meisterschaft steht der Frust. Der Unterschied zwischen einem "schweren" und einem "unfairen" Spiel ist klein - und doch gewaltig. Bei Letzterem kann man allerdings nur sich selbst für sein wiederholtes Versagen die Schuld geben - und gerät trotzdem in heftige Gefühlswallung, wenn schon wieder "Game Over" da steht. Warum tut man sich das an? Warum lässt man das Spiel nicht einfach sein, anstatt sich selbst zu quälen?

Die Antwort darauf findet sich im Endorphinrausch beim Sieg ebenso wie im altbekannten Gamer-Stolz: Besonders "Hardcore" zu sein, sich von jenen abzuheben, die sich mit entspannenderen oder gar "Casual"-Spielen begnügen, ist für viele Spieler als Abgrenzungsmerkmal wichtig. Doch pssst: Auch all jene, die sich nicht den eifersüchtig abgegrenzten Revieren der "True Gamers" verbunden fühlen, sollten deshalb nicht vor den angeblich so "schweren" Titeln zurückschrecken. Denn mit etwas Geduld, Konzentration und Aufmerksamkeit zeigt sich, dass es durchaus Spaß macht, für sie Blut und Schweiß zu vergießen - und die Tränen sind dann tatsächlich jene der Freude.

FM4 Extraleben: Blut, Schweiß und Tränen:

Mehr Games auf FM4

Conny Lee, Robert Glashüttner und Rainer Sigl über Leid und Freud an schweren Spielen. Am Donnerstag, 23. April, von 21 bis 22 Uhr, danach für 7 Tage on Demand.

FM4 Extraleben