Erstellt am: 15. 3. 2015 - 13:31 Uhr
"Klar, der moderne Film geht schlecht aus"
FM4 Filmgeschichten mit Josef Hader im Gespräch mit Petra Erdmann, heute, Sonntag, in Connected von 15 bis 16 Uhr und anschließend 7 Tage on demand. Produktion: Rudi Ortner
dasewigeleben.at
"Das ewige Leben", die dunkle Verfilmung des gleichnamigen Krimis von Wolf Haas ist derzeit am besten Weg, die Kassenrekorde des österreichischen Films zu sprengen. Und daran - trau ich mich mal zu sagen - ist vor allem ein Mann schuld: Der Kabarettist Josef Hader, der sich über die Jahre mit seiner grandiosen Verkörperung des grantigen Ex-Inspektors Simon Brenner in die Top-Liga heimischer Kinoschauspieler gespielt hat.
Josef Hader kommt ins Studio
Das letzte Mal hatten wir im Keller miteinander zu tun. In dem des Wiener Funkhauses. Die Wände des Aufnahmestudios dort, in das wir ausweichen mussten, waren mit Schallschutzmatten verkleidet, die aussahen wie Eierschachteln und bei der kleinsten Berührung zu Boden rieselten. Vier Jahre später, anlässlich seiner vierten und besten Brenner-Darstellung, erzählt Josef Hader, von welchen Leinwand-Cops er sich etwas abgeschaut hat.
Der Brenner hat etwas vom melancholischen Charakterkopf Lino Ventura. Ventura hat Josef Hader in unzähligen französischen Polizeithrillern der 70er Jahre als lethargischer Gesetzeshüter sichtlich beeindruckt.
Lino Ventura
Hader schwärmt weiters über seinen absoluten Lieblingsfilm "The French Connection" ("Den schau ich alle paar Monate mal an") mit Gene Hackman als rauem New Yorker Drogenermittler "Popeye" Doyle.
"The French Connection" (1971) R: William Friedkin
Im Stiftsgymnasium Melk ist Josef Hader mit den Anti-Helden und der nahezu dokumentarischen Machart des New-Hollywood-Kinos der frühen 70er sozialisiert worden: "Da gab's die Aktion 'Der gute Film' und das war meistens New Hollywood. Für mich war ganz klar, dass man den modernen Film daran erkennt, dass er schlecht ausgeht. Das wird doch niemals anders sein, hatte ich mir damals gedacht..."
Josef Hader erinnert sich empört an die Happy Ends, die ihn im Kino der 80er Jahre belästigt haben. Etwa an "Ein Offizier und Gentleman" mit Richard Gere. Als Jugendlicher hat er den Film im Fernsehen gesehen und ist über qualvolle Fragen nicht hinweggekommen: "Was ist das für eine Lust, das Militär so zu verherrlichen. Was kommt da für eine Zeit daher mit Reagan und Thatcher, dass die Filme wieder gut ausgehen? Davon hat sich der Film künstlerisch lang nicht erholt. Aber bitte keinen Ausschnitt von 'Ein Offizier und ein Gentleman' im Radio zu spielen, das würde ich mir nicht anhören wollen..."
Im Genre der Tragikomödie fühlt sich Josef Hader als Autor und Schauspieler am wohlsten ("Weil es im besten Falle ehrlich ist und ohne Schuldzuschreibungen auskommt"). Das eigene Theaterstück "Indien" hat Josef Hader mit dem Kollegen Alfred Dorfer 1993 als ihren ersten Kinofilm adaptiert.
Dor Film
Christian Fuchs über "Das ewige Leben"
Bis heute zählt "Indien" zu den erfolgreichsten österreichischen Filmen. Das Roadmovie, in dem Heinz Bösel (Josef Hader) und Kurt Fellner (Alfred Dorfer) als Gastronomieinspektoren die Hygienevorschriften in Provinzgasthäusern überprüfen, wurde bald von der Kritik mit dem Etikett "Kabarettfilm" beklebt. Darüber ärgert sich Josef Hader bis heute. Für die heimischen Filmkritiker war alles Pfui Teufel ("für die hat nur der französische Dokumentarfilm gegolten"), was die Leute massenhaft ins Kino strömen ließ, und "alle dachten, jetzt kommen die Kabarettisten und nehmen uns die (Film-)Förderungen weg."
Josef Hader verneigt sich in den FM4 Filmgeschichten mit persönlichen Anekdoten vorm Kino und vor den Filmen, die ihm etwas bedeuten:
Filme und Kabarettprogramme mit und von Josef Hader, die auf DVD bei Hoanzl erschienen sind.
- The French Connection
- Brazil
- American Graffiti
- Nordrand
- Hallo Dienstmann
- Kottan ermittelt: Hartlgasse 16a