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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

1. 1. 2015 - 20:26

Touch & Play: Jahreswechsel-Edition mit Top 10!

Rewind 2014: Es geht immer weiter im Land der Smartphone- und Tablet-Games. So richtig viel Innovation hat das vergangene Jahr nicht gebracht. Doch gute Spiele sind jede Menge erschienen.

Rewind 2014

Der FM4 Jahresrückblick

Ist man ehrlich zu sich selbst, kann es nicht ganz stimmig sein, wenn man am Ende des Jahres sagt: Jo, eh. Wirklich viel weiterentwickelt hat sich bei mobilen Spielen 2014 nämlich nicht. Es gab neue Geräte ohne viel Neuerungen, Betriebssystem-Updates, viele Apps, alles wie gehabt. Selbst, wenn man von Smartphones und Tablets zu den tragbaren Spielekonsolen rüberschaut, ist weitgehend tote Hose. Das einzige, was Nintendo und Sony in Sachen Hardware zu bieten haben, sind mäßig interessante Updates zu ihren 3DS- und Vita-Familien.

Klar, veröffentlicht wird regelmäßig, tagtäglich im Bereich Apple (iOS) und Android. Das führt dazu, dass mobiles Gaming weiterhin ein eigenes Spielebiotop ist, das von "normalen" Spielkulturmenschen oft nur unzureichend durchdrungen wird. Wer sich nicht seine regelmäßige Dosis News-Content auf Touch Arcade und Pocket Gamer zuführt, nimmt nur einen Bruchteil der empfehlenswerten Veröffentlichungen wahr. Das führt zu drei Rezeptionsgruppen:

"Flappy Bird"-Logo: ein pixeliger, dicklicher kleiner Vogel.

Dong Nguyen

  • 1.: Casual-Gamer, die über Empfehlungen (Appstores, Freunde, Zeitungen, Magazine, usw.) und zufällige Funde an ihr Spielmaterial herangekommen. Lieblingsspiel 2014: "Flappy Bird".
  • 2.: Spielkulturafficionados, die aber nur hin und wieder nachsehen, wie sie ihr neues Iphone mit tiefgründiger Hipness versorgen können. Lieblingsspiel 2014: "The Sailor's Dream".
  • 3.: Mobile Games-Anhänger/innen, die aus unterschiedlichen Gründen den Großteil ihrer Spieletätigkeit auf tragbare Geräte verlagert haben, dort aber alles in sich aufsaugen, was sie finden können. Lieblingsspiel 2014: Mindestens zehn verschiedene.

Natürlich hat ein Jahr ohne viel Wirbel auch sein Gutes: Entwickler haben Zeit, sich mehr ihren Spielen zu widmen anstatt sich über einen sich ständig wandelnden Markt sorgen zu machen. Spielkonsolen haben mittlerweile ja auch eine Lebensdauer von fast zehn Jahren, da ist es nur fair, wenn der mobile Hardware-Zirkus auch mal ein bisschen länger Halt macht und nicht am nächsten Tag gleich wieder weiterzieht. Wie schon im Vorjahr konnte man - dank rechenstarker Tablets - sich auch 2014 dazu entschließen, ehemalige "große" Spiele statt auf einem dicken Standcomputer nun auf kleinen flachen Bildschirmen zu erleben. Ich bin aber weiterhin der Meinung, dass Touch-Geräte dafür gedacht sind, dass man sich ihnen am besten exklusiv widmet. Wer sein Game von Anfang an (auch) für Smartphone und Tablet konzipiert, sticht in den meisten Fällen verschlimmbesserte Interfaces aus, die dazu genötigt worden sind, den Sprung von Maus, Tastatur und Gamecontroller auf ein Multitouchscreen zu machen.

Der Titelbildschirm des Computerspiels "The Sailor's Dream": Eine winzige Insel im Meer mit einem Weg und einem kleinen Haus.

Simogo

"The Sailor's Dream" - FM4 hat über den Hersteller Simogo berichtet.

Touch & Play 2014

Pro Woche ein empfehlenswertes mobiles Spiel, das keine großen Einstiegshürden hat, nicht allzu sehr Speicherplatz frisst und vor allem viel Spaß macht. Mit der nötigen Recherche nichts leichter als das, immerhin kann man nirgendwo so aus den Vollen schöpfen wie aus dem Füllhorn der mobilen Spiele. Es ist interessant zu beobachten, welcher Titel nach ein paar Wochen schon wieder fast vergessen ist, und bei welchem Game man Monate später immer noch mit leuchtenden Augen davor sitzt. Hier rechts unten seht ihr alle besprochenen Titel der Mobile-Games-Serie FM4 Touch & Play, die in der Morning Show läuft und hiermit das dritte Jahr komplettiert hat (Liste 2012, Liste 2013). Und weil jeder Bestenlisten mag, kommen nun meine persönlichen Top 10 der mobilen Spiele des vergangenen Jahres.

Platz 10: Threes!

Der Klau- und Klon-Skandal in der Welt der mobilen Spiele ist 2014 zweifellos vom Spiel "Threes!" ausgegangen. Man hat dabei ein Spielbrett von 4x4 Feldern. Es kommen Steine mit unterschiedlichen Zahlen ins Spiel, die immer 1, 2, 3 oder ein Mehrfaches von 3 sind. Wenn man zum Beispiel zwei 6er zusammenschiebt, wird daraus ein 12er, und so weiter. Kurz nach der Veröffentlichung wurde massiv abgekupfert. Zuerst gab es einen Klon namens "1024", danach "2048". Letztgenannter ist besonders populär geworden - warum auch immer. So läuft es eben manchmal in der bunten Welt der mobilen Spiele. Aber die Originale werden trotzdem nicht vergessen - die vielen Klone von "Flappy Bird" haben ja auch nicht an der, ähm, Magie der Urform gerüttelt. A propos: "Swing Copter", der "Flappy Bird"-Nachfolger vom August 2014 ist leider hinter den Erwartungen zurückgeblieben.



FM4 Touch & Play 2014
Die Morning-Show-Serie zu aktuellen Smartphone- und Tablet-Games.

  • 1.1.: Hoplite
  • 2.1.: Dokuro
  • 3.1.: Cyro
  • 4.1.: 868-HACK
  • 5.1.: Atomic+
  • 7.1.: No Brakes Valet
  • 10.1.: Simian Interface
  • 18.1.: Usagiman
  • 24.1.: Super Splatform!
  • 1.2.: Magnetized
  • 6.2.: Flappy Bird
  • 15.2.: Only One
  • 20.2.: Pinball Arcade: Black Knight 2000
  • 27.2.: OlliOlli
  • 14.3: Smash Hit
  • 21.3. Wave Wave
  • 27.3.: 2048
  • 12.4.: God of Light
  • 18.4: Hearthstone - Heroes of Warcraft
  • 26.4.: Bamba
  • 29.4.: Instantion
  • 10.5.: 2-Bit-Cowboy
  • 17.5.: Kiwanuka
  • 23.5.: Elarooh
  • 31.5.: Crobble
  • 14.6.: VVVVVV
  • 19.6.: Jupiter Jump + Super Gravitron
  • 9.8.: Rules!
  • 22.8.: Ace Ferrara and The Dino Menace
  • 27.8: Pako - Car Chase Simulator
  • 2.9.: Hearthstone: Curse of Naxxramas
  • 13.9.: The Sleeping Prince
  • 20.9.: Shoot the Moon
  • 23.9.: Murasaki Baby
  • 4.10.: Duet
  • 11.10: Skullduggery!
  • 15.10: Beatbuddy
  • 21.10: Helix
  • 31.10: Whoa Dave!
  • 8.11.: Deep Under The Sky
  • 13.11.: The Sailor's Dream
  • 21.11.: Framed
  • 29.11.: Sunburn!
  • 5.12.: Checkpoint Champion
  • 12.12.: Kingdom Rush Origins
  • 20.12.: Cubic Castles

Platz 9: Deep Under The Sky

Alienbestäubungssimulator, so könnte man das wundersame Fortpflanzungsspiel "Deep Under The Sky" bezeichnen, bei dem man nicht weiß, ob es im All, unter Wasser, im Mikro- oder Makrobereich stattfindet. Fest steht, dass es fantastisch aussieht und eine sehr kontemplative Wirkung hat, auch wenn das Navigieren unseres Samens schnell ziemlich herausfordernd wird. Glücklicherweise haben wir unendlich viele Versuche, an alle zu bestäubenden Teile zu kommen. Wer die ganz große Herausforderung sucht, macht sich daran, immer die zwei Sterne pro Level zu berühren, von denen man anfangs immer glaubt, dass sie an einer komplett unerreichbaren Stelle platziert worden sind.



Platz 8: Kiwanuka

Weil wir gerade bei sonderbaren, aber wundervollen Spielen sind: Auch "Kiwanuka" scheut sich nicht, uns mit kreativer Seltsamkeit zu überraschen. Wir sind der Anführer eines Stammes bunter, vieleckiger Persönchen, die wir zum Ausgang - einer leuchtenden Pyramide - führen müssen. Unsere Schäfchen folgen uns - ganz im "Lemmings"-Stil - überall hin, auch in den Tod. Deshalb gilt es, Brücken zu bauen, und weil keine Baumaterialien zur Verfügung stehen, erstellen die Wesen ihre Brücken aus sich selbst. Wir sagen wo und in welcher Größe gebaut wird und in welche Richtung die Kiwanuka-Brücke dann geworfen werden soll. Powerful psychedelic play.



Platz 7: Whoa Dave!

"Mario Bros." kann in späteren Levels ganz schön hektisch werden, bei "Whoa Dave!" ist das Tohuwabohu der Normalzustand. Dave ist ein mutiger Pixelhüpfer, der in eine schwer einzuordnende Welt geworfen wird. Da gibt es Eier, aus denen merkwürdige Wesen schlüpfen, die bei Kontakt mit Feuer zu noch merkwürdigeren Wesen mutieren. Zwischendurch fallen auch Totenköpfe vom Himmel. Die können wir aufheben und werfen, ebenso die Eier. Wir sollten aber beide rechtzeitig wieder loswerden, ansonsten zerplatzt Dave mit ihnen. Das Ziel besteht nun darin, die Totenköpfe zu den Eiern zu legen, damit diese gemeinsam explodieren und uns mit Münzen belohnen. Oder wir werfen Köpfe und Eier auf die Wesen. Sonst noch Fragen?



Platz 6: Hearthstone

Das innerhalb weniger Monate zu einem der meistgespielten Computerspiele aufgestiegene collectable card game, war 2014 jener Titel, den ich mit Abstand am meisten gespielt habe. Ein bisschen ist "Hearthstone" in dieser Liste zwar eine Themenverfehlung, weil es ein "großes" Spiel ist, das hauptsächlich am Computer gespielt wird. Aber dann auch wieder nicht: "Hearthstone" wurde von Anfang an für Tablets entworfen, mittlerweile ist es auch für Android erschienen und soll 2015 sogar für Smartphones verfügbar sein. Bemerkenswert ist auch, dass Hersteller Blizzard Entertainment innerhalb von rund fünf Monaten gleich zwei Erweiterungen veröffentlicht hat: "Curse of Naxxramas" und "Goblins vs Gnomes".



Platz 5: 868-HACK

Die visuell kruden, aber spielerisch immer auf den Punkt gebrachten Games von Indie-Designer Michael Brough scheuen weder vor simplen Ideen noch vor tiefgründigen Mechaniken mit logisch-mathematischem Mehrwert zurück. "868-HACK" ist eines der anspruchsvolleren Titel, wo ein Smileyface in ein Raster von 5x5 Feldern geworfen wird. Wir müssen bloß den Ausgang erreichen, werden dabei aber von Bugs/Viren/Malware (das Spiel ist eine Methapher auf Computerprozesse) gejagt. Wir können Hilfsroutinen freischalten, bringen aber dadurch noch mehr Viecher in die Welt und damit uns in große Gefahr. Jeder Schritt will gut geplant sein, das Ressourcenmanagment sollte stets im Auge behalten werden. "868-HACK" ist ein Grower, der sich einem nicht gleich erschließen möchte. Die Zeit, die es braucht, bis man das Spiel einigermaßen durchschaut hat, ist es aber definitiv wert.



Platz 4: Wave Wave

Schon im Frühjahr erschienen, aber erst Ende Oktober mit einem riesigen Update versehen worden ist das frenetische Linienzeichnen namens "Wave Wave". Obwohl es leider - zu Unrecht - noch nicht so richtig bekannt ist, kann "Wave Wave" getrost als das neue "Super Hexagon" bezeichnet werden. Beide Games sind komplett abstrakt, haben peitschende Musik, starke, leuchtende Farben und sind wilde Reaktionstests. In "Super Hexagon" steuern wir bekanntermaßen ein kleines Dreieck, in "Wave Wave" sind wir hingegen ein Pfeil, den wir in Zick-Zack-Linien durch ein drehendes und pulsierendes Labyrinth leiten. Es gibt auch einen großartigen Mehrspielermodus, wo man zu zweit auf einem Gerät spielen kann.



Touch & Play daily:
In der ersten Jännerwoche gibt es die Mobilspielserie - natürlich mit neuen Games - in der FM4 Morning Show täglich.

Platz 3: Monument Valley

Als wir Ende März aus der Wintertrübnis erwacht sind, haben wir viel gestaunt: Da waren plötzlich unmögliche Architekturen auf unseren mobilen Screens, von MC Escher inspiriert. Wir konnten Steine, Türme und Wege ziehen, drehen und wenden. Eine kleine Prinzessin wollte von uns durch eine wundersame Welt voller Überraschungen gelotst werden. Und eine Überraschung war "Monument Valley" tatsächlich - nicht nur für uns, sondern auch für die Spieleentwicklerfirma ustwo - eigentlich hauptsächlich eine visuelle Design- und Webagentur. "Monument Valley" ist in nur wenigen Monaten zu einem Hit geworden, der selbst Spielen auf PC und Konsole in Sachen Aufmerksamkeit den Schneid abgekauft hat. Bei keinem mobilen Spiel haben 2014 so viele Menschen so sehnsüchtig auf eine Erweiterung gewartet. Mitte November ist "Forgotten Shores" dann endlich erschienen.



Platz 2: Sunburn!

Dein Raumschiff ist weg. Deine Crew treibt im All herum. Es gibt nur eine Option, und die lautet: Sterben. Die Frage ist nur, wie man stirbt. Wie wir es aus Science Fiction-Serien und Filmen kennen, sind Space-Soldaten besonders tapfer - auch, wenn sie dem Tode ins Auge sehen. Und so lautet die Devise in "Sunburn!", dass sich die herumtreibenden Astronauten zusammenketten um anschließend gemeinsam in der Sonne zu verglühen. Nach dem Motto: Alles, nur nicht alleine sterben! "Sunburn!" geht von der ersten Minute an so offenherzig, mutig und unterhaltsam mit dem Thema Tod um, wie schon lange kein Computerspiel davor. Die Pixelastronauten machen Scherze über ihr bevorstehendes Schicksal, plaudern und sind auf der Suche nach der tierischen Weltraumbesatzung, denn auch die soll gemeinsam als glückliche Seele in die Weiten des Alls entfleuchen dürfen.



Platz 1: Ace Ferrara and The Dino Menace

Wer viele Ideen, aber noch nie so wirklich an einem Computerspiel gearbeitet hat, kann den hohen Arbeitsaufwand dahinter meist nicht richtig einschätzen. Auch Menschen, die schon einiges an Erfahrung im Spielemachen vorzuweisen haben, verschätzen sich oft gründlich. Dass sich ein Ein-Mann-Entwicklerstudio trotzdem mit so viel Talent, Schweiß und Hingabe innerhalb von zwei Jahren zu einem eigenen Weltraumkampfspiel mit einer schlau-witziger Comic-Soap-Opera durchschlägt, ist mehr als bemerkenswert. "Ace Ferrara and The Dino Menace" braucht aber gar nicht die verblüffende Entwicklergeschichte, um zu punkten. Das Spiel hat eine ausgefuchste Steuerung, die so perfekt auf Touch-Geräte angepasst ist, dass man immer wieder aufs Neue überrascht ist, wie natürlich sich das anfühlt. Die Levels sind kurz aber action- und spannungsgeladen, Grafik und Soundtrack hervorragend und die Story wäre es wert, eine eigene kleine Mini-Serie daraus zu machen. Sehr schön auch, dass "Ace Ferrara" aus Österreich stammt: Autor Philipp Seifried kann es international mit den besten der Mobilspielmacher/innen aufnehmen. Bleibt zu hoffen, dass seine Weltraum-Dino-Saga den hohen Bekanntheitsgrad bekommt, den sie verdient, damit wir in ein, zwei Jahren vielleicht das nächste unabhängig entwickelte Spiel von dem Mann sehen. Das Spiel ist bis inklusive Freitag, 2.1., gratis zum Download!