Erstellt am: 25. 12. 2014 - 13:13 Uhr
Mit dem Splitboard auf Tour
Mehr und mehr Leute haben überfüllte Schigebiete und Kunstschneepisten satt. Sie verzichten auf Lifte und gehen lieber zu Fuß auf den Berg, um dafür fernab der Massen ihre Schwünge in den Schnee ziehen zu können. Für SnowboarderInnen ist das bis vor Kurzem nicht ganz einfach gewesen, denn sie mussten ihr Brett auf den Rucksack schnallen und mit Schneeschuhen oder Kurzschi losmarschieren.
Großer Entwicklungssprung
Doch in den letzten Jahren hat sich im Bereich Tourengehen mit dem Snowboard einiges getan. Jeremy Jones, der wohl bekannteste Big Mountain-Rider auf dem Snowboard, hat mit seiner Filmtrilogie "Deeper", "Further", "Higher" vielen SnowboarderInnen Lust aufs Tourengehen gemacht. Gleichzeitig hat auch im Materialsektor, befeuert durch den Schitourenboom, ein großer Entwicklungssprung stattgefunden. Waren Splitboards früher Mangelware, produzieren heute fast alle Snowboardfirmen eigene Modelle.
Simon Welebil
Das dominante System am Markt ist Voile aus den USA, das viele Firmen für ihre Splitboards benutzen, mit dem sich aber auch jeder sein eigenes Splitboard bauen kann (und diejenigen, die sich das nicht selber zutrauen, können es sich auch bauen lassen).
Irian van Helfteren ist als Snowboardlehrer und Backcountry Guide seit Jahren mit Splitboards unterwegs. Er empfiehlt schon beim Kauf des Boards nicht nur darauf zu achten, ob man es gut splitten kann, sondern vor allem darauf zu schauen, ob man es gut fahren kann. Da man inzwischen fast jedes Board splitten kann, ist die Auswahl riesig. Der Klassiker für ein Splitboard ist natürlich ein Powderbrett für die schönen Tage mit ausgezeichnetem Schnee. Jene, die bei jeden Bedingungen draußen sein und den Gipfel erreichen wollen, empfiehlt Irian ein härteres Brett, das auch bei eisigen Bedingungen stabil ist.
Simon Welebil
Relativ neu am Markt sind mehrteilige Splitboards. Sie sind der Länge nach zwei Mal gesplittet, die beiden Außenteile werden beim Aufstieg zu Tourenschiern, der Mittelteil wird noch einmal zerlegt und kommt beim Aufstieg in den Rucksack. So hat man weniger Gewicht an den Füßen und ist wendiger. Ein Vorteil für lange Touren.
Der Aufstieg
Um ein Splitboard für den Aufstieg vorzubereiten, werden die beiden Bindungen abgezogen, das Brett auseinander genommen und die Bindungen wieder, nun aber längs, auf die Einzelteile - jetzt Schi - montiert. Dann müssen nur noch die Steigfelle aufgezogen werden. Ein Kinderspiel.
Simon Welebil
Beim Gehen überrascht vor allem das vierteilige Splitboard. Es ist leicht und überaus wendig. Spitzkehren funktionieren problemlos. Man sollte sich nur einen etwas breiteren Schritt angewöhnen, damit die doch recht breiten Bindungen nicht aneinander reiben.
Simon Welebil
Der Nachteil bei den frühen Splitboards war, dass sie zu breit für die klassischen Tourenspuren gewesen sind und man erst recht wieder eine eigene Spur ziehen musste. Doch dieses Problem hat sich mittlerweile erledigt, sagt Irian. Inzwischen gibt es auch schmalere Splitboards und die Tourenski der Schifahrer sind sehr viel breiter geworden. Die Mittelbreite mancher Freeride-Tourenschi kommt einem halben Snowboard schon sehr nahe. Die Tourenspuren von SchifahrerInnen und SnowboarderInnen haben sich also einander angeglichen.
Simon Welebil
Die Krux: Das Brett wieder zusammenbauen
Der heikelste Punkt auf einer Splitboard-Tour kommt, wenn man den Gipfel erreicht hat, denn dann muss man die einzelnen Teile des Boards wieder zusammenbauen. Man kommt zwar ohne Bauanleitung oder Werkzeug aus, aber klamme Finger machen das Zusammenstecken der Teile doch zur Herausforderung, noch dazu, wenn sie zuerst von Schnee und Eis befreit werden müssen.
Simon Welebil
Mit ein bisschen Übung schaffe man das Zusammenbauen in etwa drei Minuten, meint Irian. Viel langsamer als ein Schitourengeher sei er nicht und bei einer ganztägigen Tour relativiert sich die Wartezeit der SchifahrerInnen ohnehin. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass man große Lust darauf hat, eine Tour mit mehreren Aufstiegen zu unternehmen, wenn man immer mit eisigen Fingern und Passungenauigkeiten kämpfen muss.
Simon Welebil
Die Bindungen werden zum Schluss wieder quer über das Brett in die Fassungen gesteckt. Es sieht stabiler aus, als ich es mir vorgestellt habe. Als Härtetest reichen die paar Meter Piste, die um diese Jahreszeit zur Verfügung stehen, nicht wirklich aus, trotzdem fühlt sich das Splitboard nicht anders an, als ein normales Snowboard. Für all jene SnowboarderInnen, die sich in der Zwischenzeit nicht schon wieder mit dem Schitourenvirus infiziert haben, ist ein Splitboard auf jeden Fall eine große Empfehlung.
Simon Welebil