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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

28. 11. 2014 - 13:49

Dancing on the clouds

Zwischen schweren Wolken und federleichten Tanzschritten. Neue österreichische Musikvideos von Sofa Surfers, Contrails, Chronic City und Ankathie Koi.

Hat die elektrische Gitarre in der letzten Video-Geschichte überhandgenommen, so dominieren diesmal die elektronischen Beats die Klangszenerie. Da dürfen sie in der düsteren Tiefe blubbern oder im glitzernden Gewand der 1980er Jahre erstrahlen. Ein bisschen gebrochen werden sie auch, die digitalen Sounds, und die Umsetzungen der dazugehörigen Musikvideos liefert den einen oder anderen Gänsehautmoment.

Sofa Surfers feat. Mani Obeya - "Losing People"

Mit zunehmendem Alter nehmen leider auch die Erfahrungen zu, wie es sich anfühlt, geliebte Menschen zu verlieren. Egal, ob es die zu Bruch gegangene langjährige Beziehung ist oder ein tragischer Todesfall, vor dem Gefühl des Verlusts sind wir alle nicht gefeit. Die Sofa Surfers haben mit dem Track "Losing People" diesem Gefühl einen Sound und mit Sänger Mani Obeya eine Stimme gegeben.

Ganz unscheinbar dringt diese tiefschürfende Nummer unter die Haut. Während Klangschicht über Klangschicht zu einem immer dichter werdenden Soundnetz verwoben wird, entwickelt auch das ganz in Schwarz-Weiß gehaltene Video eine unterschwellige Spannung. Es drückt den Drang aus, vor allem einfach fortlaufen zu wollen, seine Schwingen zu erheben, um davon zu fliegen. So berührend wie die Bilder der Schlusssequenz ist auch der großartige Sound des Songs, der einem wie ein akustisches Tattoo im Kopf zurückbleibt.

Contrails - "Harbors"

Wenn man so will, dann fängt das Video zu "Harbors" der Wiener Band Contrails dort an, wo "Losing People" von den Sofa Surfers aufgehört hat. So reduziert die Bilder auch sein mögen, die hier geschickt montiert wurden, so groß ist der Effekt, der sich zusammen mit der eindringlichen Musik ergibt. Reduktion scheint hier wirklich das magische Wort zu sein, mit dem sich eine ganz intime und auch irgendwie mysteriöse Klangwelt eröffnet. Erst beim zweiten Mal hört man die plätschernden Melodien, die einzelnen, verhallten Synthieflächen und mit der Zeit kann man sich ganz dem harmonischen Verlauf des Tracks hingeben.

"Harbors" ist ein Song aus dem zweiten Album "Mania", das am 12. Dezember auf Cloud Contact Records erscheinen wird. Gemeinsam mit der Single "No Reason To Go" bietet es einen guten Eindruck in die elektronische Welt der Band und macht Lust auf das neue Werk, das einem das Gefühl vermittelt, zwischen den schweren Wolken des Himmels hindurch zu schweben.

Chronic City - "Ocean Of Luxury" feat. Sleep Sleep

Ich muss es gleich zu Beginn los werden: Ich bin ein großer Fan von Pieter Gabriel alias Sleep Sleep. Das Timbre seiner Stimme jagt mir immer einen kalten Schauer über den Rücken. Gemeinsam mit der Musik von Chronic City ergibt es ein melancholisches und dennoch frisches Elektropopstück der langsamen, entspannten Sorte namens "Ocean of Luxury".

Gemeinsam mit Max Reinhold ist ein Video entstanden, das mit geschmackvollen und wunderschön gefilmten Detailaufnahmen besticht. Was als gewöhnliches Roadmovie beginnt, überrascht plötzlich durch die fabelhafte Männer-Cheerleadertruppe "Fearleaders" und deren in Slow-Motion gezeigten Performance-Einlagen. Das ganze Video vermittelt ein herrlich leichtes Lebensgefühl, Freude und Spaß, sodass man nicht umhin kommt, es sich nochmal und nochmal anzusehen.

Ankathie Koi - "Kate, it's hunting season"

Das österreichische Duo Fijuka hat schon bei seinem Video zu "Behave" bewiesen, dass sie das Tanzen in den unterschiedlichsten Formen lieben. Doch diesmal tanzt Fijuka-Hälfte Ankathie Koi solo. Wie der Sound ist auch das Video zu ihrer Single "Kate, it's hunting season" vom Flair der 1980er dominiert.

Schon mit den ersten Szenen fällt einem die ganze Latte an Tanzfilmen und Musikvideos aus dieser Zeit ein, die hier als als Referenz herhalten könnten. Was das Video jedoch so besonders macht, ist Ankathies ganz eigener, fesselnder Style. Es hat etwas Gebieterisches, Überlegenes, Divenhaftes und Erhabenes, wie sich Ankathie Koi hier zu den hypnotischen Klängen von "Kate, it's hunting season" bewegt. Gleichzeitig scheint sich die Künstlerin hier selbst nicht ganz ernstzunehmen und zeigt in erfrischender Art und Weise, wie man Coolness im Musikgeschäft 2014 auch spielen kann. Ganz großes Tanzkino also.