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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

27. 5. 2014 - 17:30

Start-up trifft Superstar

Die kleine österreichische Computerspielfirma Socialspiel wird vom asiatischen Online-Games-Riesen Nexon unterstützt.

Logo von Socialspiel: Ein runder, schwarzer Smiley mit Beinen und Armen mit Stecker-Händen.

Socialspiel

Wer sich selbstständig macht, muss sich nach der Klärung der Geschäftsidee als nächstes die Frage stellen: Wie komme ich an mein Startkapital? Wenn es keine gut situierten Eltern oder betuchte Tanten und Onkeln gibt, die als Financiers auftreten, muss man Selbsterspartes in die Hand nehmen oder auf einen Kredit hoffen. Der nächste Schritt ist der Weg zu Förderstellen und das Gespräch mit potentiellen Investoren.

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Nach der Firmengründung lautet die Gretchenfrage: Wie hält man es mit der Unabhängigkeit? Kleiner Verlag und geringe Förderbudgets oder das Schielen nach "den Großen" mit der Hoffnung auf nachhaltige finanzielle Absicherung? Jeder kennt die eine oder andere Geschichte, wo sich jemand an einem Major die Finger verbrannt hat. Da wurde dann etwa zu viel auf eine Karte gesetzt, man hat durch schlecht verhandelte Verträge die Rechte an den eigenen künstlerischen Werken verloren oder ist bei der eigenen Zielgruppe unglaubwürdig geworden.

Hoch hinaus, tief gefallen

Auch in der österreichischen Computerspielbranche gibt es solche Geschichten. So hat etwa das ehemalige Entwicklerstudio Avaloop Mitte bis Ende der 2000er Jahre mit dem damals wegweisenden Online-Spiel "Papermint" um einen Hauch einen Deal mit einem namhaften Konsolenhersteller verpasst, um schließlich bei einem ambivalenten Publisher aus Großbritannien schnell in Vergessenheit zu geraten. Wesentlich erfolgreicher lief es vorerst für die ehemalige Firma neo software, die 2003 vom glitzernden Industriestar Rockstar übernommen wurde. Nur drei Jahre später wurde Rockstar Vienna von einen Tag auf den anderen geschlossen, die Türschlösser wurden getauscht, die Räumlichkeiten von Securities bewacht. Die Mitarbeiter/innen waren entlassen und mit sofortiger Wirkung aus ihren Büros ausgesperrt.

Im Bett mit dem Riesen

Helmut Hutterer war Teil von Rockstar Vienna. Nach der Schließung hat Hutterer, wie viele seiner ehemaligen Rockstar-Kolleg/innen, beschlossen, sich selbständig zu machen. Vor circa vier Jahren wurde er Mitgründer des Spiele-Start-ups Socialspiel - FM4 hat berichtet. Das Motto war: den Ball flach halten, im kleinen Team die kreative Kontrolle und den organisatorischen Überblick behalten.

Logo von Socialspiel: runde, schwarze Smilies mit Beinen und Armen mit Stecker-Händen, die sich die Hände reichen. Dazwischen der Schriftzug in schwarzen Lettern.

Socialspiel

Doch Socialspiel hat sich weiterentwickelt. Nach "Asterix & Friends", einem großen Online-Game-Projekt im Vorjahr, das gemeinsam mit Partnerfirmen umgesetzt wurde, ist die Zeit reif geworden, zu wachsen. Für das nächste Spiel, das 2015 erscheinen wird, hat Socialspiel gleichermaßen nach einem Investor und einem Publisher gesucht - und ihn gefunden. Ausgerechnet Nexon, der japanisch-koreanische Computerspielriese, der das Games-Geschäftsmodell Free-to-Play von Asien aus etabliert hat, ist nun geringfügiger Teilhaber des Wiener Spieleherstellers. Kein Problem für Helmut Hutterer, der nach der Rockstar Vienna-Dichtmachung ja doch ein gebranntes Kind ist?

"Ganz sicher kann man sich nie sein - es gibt immer ein gewisses Restrisiko. Aber wir haben sehr viel Zeit mit unserem neuen Partner verbracht. In einem halben Jahr haben wir geschaut, ob Nexon und Socialspiel menschlich als auch von der Art der Spiele, die wir in Zukunft machen wollen, zusammen passen."

Strategische Partnerschaft

Diese strategische Partnerschaft bedeutet für Socialspiel einen großen Investitionsbetrag und die externe Abwicklung von Produktion, Marketing und Vertrieb für ihr kommendes Spiel. Umgekehrt gehört Nexon nun ein kleiner Teil der Firma und der Konzern beschickt einen ihrer Mitarbeiter ins Firmengremium der Wiener.

Helmut Hutterer

Hannes A. Schwetz

Mit dem Quasi-Untergang des ehemaligen Online-Gaming-Kolosses Zynga ist auch die Entwicklung für Facebook heute kaum Thema mehr. Socialspiel gestaltet nun in erster Linie für mobile Endgeräte, also Smartphones und Tablets. Die Markenrechte und die kreative Kontrolle der kommenden Spiele bleiben in Wien, Nexon hat allerdings immer die exklusiven Vertriebsrechte. Der Grund, warum man auf Socialspiel setzt (übrigens nicht das einzige westliche Spiele-Start-up, in das investiert wurde), ist die Hoffnung auf einen größeren Marktanteil abseits der asiatischen Märkte, so Helmut Hutterer im FM4-Interview:

"Es geht darum, ihr Geschäft in Amerika und Europa zu vergrößern. Für unser nächstes Projekt ist geplant, dass es zuerst im Westen veröffentlicht wird. Das steht im Vordergrund. Erst in weiterer Folge wird das Spiel mit ein paar Anpassungen in Asien auf den Markt kommen."

Sich verdoppeln

Vom Socialspiel als Indie-Spieleentwickler kann also keine Rede mehr sein. Von bisher neun Mitarbeiter/innen hat die Wiener Firma vor, sich hinsichtlich Personal in den nächsten Monaten zu verdoppeln, um das kommende Projekt alleine stemmen zu können.

"Die Entwicklung wird zu einhundert Prozent in Wien stattfinden. Wir werden in gut einem Jahr auf bis zu 18 Leute aufgestockt haben. Das Anwerben hat bereits begonnen, wir haben uns also rechtzeitig auf diesen ersten Wachstumsschritt vorbereitet."