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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

20. 3. 2014 - 12:29

Zeit für Experimente

Nach dem Snowboard-Weltcup, kann man sich um anderes kümmern, etwa die schwächelnde Halfpipe-Disziplin zu reformieren. Von Halfpipes mit Obstacles und "Double-Pipes" zu "Followcoptern".

Abseits von Metern und Sekunden

Ein wöchentlicher Überblick auf FM4 über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen.

Halfpipe-Snowboarden ist jahrelang die Königsdisziplin im Snowboarden gewesen. Snowboard-Contests haben in der Halfpipe begonnen, sie haben dort zu begeistern gewusst und auch dazu beigetragen, dass Snowboarden zur olympischen Disziplin wird. In letzter Zeit hat diese Disziplin aber ordentlich geschwächelt.

Halfpipe-Contests sind langweilig und vorhersehbar geworden, weil die Rider sich an einem "Golden Run Prinzip" orientiert haben. Alle haben einen möglichst perfekten Run einstudiert, den sie dann bei allen Contests gezeigt haben. Die technischen Schwierigkeiten sind dadurch zwar gestiegen, Abwechslung und Kreativität sind aber auf der Strecke geblieben. Welche Sehnsucht nach Letzterem herrscht, hat heuer etwa der Hype um Danny Davis gezeigt, der mit seinem Switch-Method bei den X-Games sowohl Judges, als auch Medien und das Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen hat.

Neue Formate für mehr Kreativität

Die Schuld an der Vorhersehbarkeit von Halfpipe Contests sehen einige Snowboard-Pros wie Terje Haakonsen an der Standardisierung von Halfpipes (über 6m hoch und 20m breit) und von Contestformaten. Unterschiedliche Halfpipes und unterschiedliche Formate könnten dem entgegenwirken. Terje Haakonsen hat letzte Woche mit seinem eigenen Contest, der Arctic Challenge, den ersten Versuch dazu gestartet.

Terje Haakonsen hat einige der weltbesten Halfpipe-Fahrer eingeladen, von Danny Davis bis hin zum Olympiasieger Iouri Podladtchikov und Arthur Longo, um Halfpipe-Contests neu zu definieren. Die Rider haben selber Hand an die Pipe gelegt und probiert, was man damit anstellen kann. Sie haben einen Wallride auf die Pipe gestellt und Rails eingebaut. So hat man Tricks sehen können, die extrem lässig sind, aber bei Halfpipe-Contests in den letzten Jahren einfach keine Punkte gebracht haben, Handplants zum Beispiel, also einen einhändigen Handstand auf den Obstacles über der Pipe.

Auch das Format des Contests haben die Rider selbst gewählt, was zu einer Mischung aus Einzeltricks und ganzen Runs geführt hat. Mit Danny Davis hat schließlich der Rider gewonnen, der schon die ganze Saison über mit Kreativität geglänzt hat, vor Iouri Podladtchikov. "Manipulating and changing the halfpipe is the progression of Snowboarding", meint er denn "if we stuck to the same thing, we'd still be racing gates". Statt zu versuchen, in den immer gleichen Halfpipes noch ein bisschen mehr zu spinnen oder zu flippen, genießt er es, auf einem neuen unbekannten Parkour Spaß zu haben und mit den anderen auszufahren, wer nun der Beste sei.

Es geht noch mehr

Anscheinend haben in der Snowboardszene mehr Veranstalter den Ruf nach neuen Contestformaten gehört, denn schon dieses Wochenende legt der nächste Halfpipe-Contest noch ein Schäuferl auf die Entwicklung bei der Arctic Challenge drauf. Mit wohl großem finanziellen Background wurden für den Double Pipe-Contest in den USA zwei Superpipes parallel zueinander angelegt. Zwei parallele Halfpipes sind zwar nicht ganz neu, aber noch nie wurden die in Superpipe-Größen angelegt und mit Rails und Transitions miteinander verbunden. Die geladenen Rider, zu denen auch wieder Danny Davis zählt, sollen in ihrem Run zwischen den Pipes hin- und herwechseln können. Standard-Runs wird es auch hier definitiv nicht geben. Die Zukunft von Halfpipe-Contest wird also wieder spannend.

In other news

Die Freeride World Tour feiert dieses Wochenende in Verbier ihr Tourfinale, und vor allem die österreichischen Riderinnen versprechen sich recht viel davon. Lorraine Huber führt vor dem letzten Bewerb die Gesamtwertung bei den Schifahrerinnen an, ganz knapp vor Nadine Wallner. Wie die ganze Saison scheint allerdings das Wetter nicht richtig mitzuspielen, so dass der Contesttermin am Samstag wahrscheinlich nicht zu halten sein wird.


Im Kaunertal kann man derweil beim Freeride-Testival das Material der nächsen Saison ausprobieren und sich von SAAC bei "Lawinen-Quickies" noch die Basics für das Fahren im freien Gelände holen.

Ein schönes Video-Fundstück möchte ich euch nicht vorenthalten, in dem die Snowboarder Mike Basich und Nicholas Wolken scheinbar ihre Action-Kameras fliegen lassen. Ein "Followcopter". Netter Trick.