Erstellt am: 28. 2. 2014 - 14:28 Uhr

Scheitel, Schnauzer, Stützwelle

Was wurde bei der Oscarvorberichterstattung bis jetzt übergangen: Genau, ein Blick auf die frisurentechnische Wandlungsfähigkeit von Leonardo diCaprio und Matthew McConaughey.

2014 war dann endgültig das Jahr, in dem Matthew McConaughey als Schauspieler ernst genommen wurde, Leonardo diCaprio sein komödiantisches Talent hervorkehrte und beide dafür mit einer Oscar-Nominierung belohnt wurden - für "The Wolf of Wall Street" bzw "Dallas Buyers Club". Seither wurden Karrieren und Rollenentscheidungen diskutiert und analysiert, nur eines hat noch keiner gemacht, nämlich die Gretchen(zopf)frage gestellt, einen Blick auf die Hairstory der beiden Darsteller geworden. Nichts, was ich lieber täte, hier sind Matthew McConaughhair und Leonardo diCapillus und ihre haupthaartechnische Wandlungsfähigkeit.

Paramount

1993 hält man die Stirn bedeckt, Leonardo diCaprio trägt in "What's eating Gilbert Grape" im Grunde seine Privatfrisur nur ohne den ollen Kasperltheatervorhang-Stirnfransenteil. McConaughey fährt im gleichen Jahr in "Dazed and Confused" schwere Geschütze auf, kombiniert eine Dreiviertel-Prinz-Eisenherz-Frisur mit einem 1970er Jahre Robert Redford Scheitel, angedeuteten Kotletten und einem Schnurrbart. Man kann nur seine Figur aus Linklaters Spitzenfilm zitieren: "Alright, alright, alright"

Twentieth Century Fox

DiCaprio trägt die "Gilbert Grape"-Frisur dann nochmal drei Jahre später in "Romeo+Juliet", McConaughey setzt in "Amistad" auf die Thomas-Gottschalk-Gedächtnisdauerwelle und schont die unteren Kieferknochen mit einem Richard-Wagner-Backenbart.

Paramount

Ein Jahr drauf räumt diCaprio die Stirn frei und trägt in "Titanic" die Haapracht so, wie wir sie noch sehr oft sehen werden: Gescheitelt und nach hinten. Nun wissen wir auch, dass er einen Romy Schneider Haaransatz-Spitz hat und links und rechts davon mögliche Entfaltungsmöglichkeiten für Jack-Nicholson-artige Geheimratsecken. Matthew McConaughey tauscht Dauerwelle gegen Föhnwelle und beweist in "Contact", dass er locker der ältere Bruder von James van der Beek sein könnte.

Miramax Home Entertainment

2002 - das Jahr, in dem diCaprio-Nörgler beginnen, den Schauspieler zu schätzen: Liegt es gar an dem ersten diCaprio-Filmbart in "Gangs of New York"? Der leicht nach links verutschte Scheitel wird noch öfter in seiner Karriere auftauchen. Und irgendwie haben wir McConaugheys Hilfeschrei, dass er nicht immer der Feschak sein will, in dem Jahr überhört. Auch er trägt Bart und vor allem Glatze in "Reign of Fire". Glatze gabs bei diCaprio noch nie, das höchste der haarlosen Gefühle war eine "schütteres Haar"-Latexmaske aus dem Faschingsshop, die er in "J. Edgar" trug

Paramount

Sechs Jahre später gibt diCaprio die Anweisung "im Nacken ein bisschen kürzer" und schon passt die "Mitte des 19-Jahrhunderts"-Frisur aus "Gangs of New York" auch in die Mitte des 20. Jahrhunderts von "Revolutionary Road". McConaughey pfeift auf Scheitel und Shampoo, schmiert sich Motorenöl ins Haar und schwitzt sich mit 3-Tage-Bart durch "Sahara".

Millennium Entertainment

2010 rutscht in "Inception" der Scheitel zurück in die Mitte und wird überdeckt, doch der Blick diCaprios sagt, dass auch er schön langsam ahnt, dass er haartechnisch nicht der Vielseitigste ist. Ganz im Gegenteil zu McConaughey wie er in "Bernie" beweist. Da hat jemand zur grauen Tönung gegriffen und ein paar Dreijährigen die Ausdünnungsschere in die Hand gedrückt.

Sony Pictures Home Entertainment

"Ich hätt gern die Frisur, die ich immer hab, aber mit einer kleinen Welle", hat sich diCaprio 2012 gewünscht und sich für "Django Unchained" auch wieder mal einen Bart stehen lassen. McConaughey erkennt den Trend der Zeit und setzt auf Salzwassersprays und Beachlook in "Mud".

Sony Pictures Home Entertainment/Thimfilm

Was Gerhard Schröder steht, kann diCaprio nicht schaden, für "The Wolf of Wall Street" wird getönt und die Stirn in Falten gelegt, den Rest kennen wir bereits. Getönt wird auch in "Dallas Buyers Club" und wie um den Kreis zu "Dazed and Confused" zu schließen, packt McConaughey nochmal einen Schnurrbart aus. (Und für seine Rolle in "The Wolf of Wall Street" muss er sich das Ganze nur nach hinten kämmen!) Rein haartechnisch kann es jetzt aber wirklich keinen Zweifel dran geben, wer am Sonntag den Oscar bekommt. Go McConaughey!

So, jetzt können die Oscars aber kommen und mit ihnen der Live-Ticker vom roten Teppich bis zu den müden roten Augen in der Früh: clairegrube, madameclaudine, matthews, elchaos, ambre, sauvage, fargonaut, myko, sloat, beastmaster, tuuli, johnleehookerelectro, nungee, softmachine, littlelionman, kleinerrollhügel, schweinsbratenliebhaber, cesarromero, simonside, antoinedionel, gerettet, motter, watchtowerman und wie ihr alle heißt, ich freu mich auf euch.