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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

25. 2. 2014 - 19:35

The daily Blumenau. Tuesday Edition, 25-02-14.

Geschlossene Gesellschaft, oder: das ÖVP-Dilemma des Marcel Koller.

Auch 2014, wie schon seit der Nationalrats-Wahl online: der Versuch das Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Und das mit Items aus diesen Themenfeldern.

Sorry für den Monday Edition-Entfall gestern, too much baby business.

Der Kader für das ÖFB-Testspiel gegen Uruguay am 5.3.:

Tor: Heinz Lindner (Austria), Robert Almer (Cottbus/D), Ramazan Özcan (Ingolstadt/D). Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried).

Abwehr: György Garics (FC Bologna/ITA), Florian Klein, Martin Hinteregger (Salzburg), Emanuel Pogatetz (Nürnberg/D), Sebastian Prödl (Werder/ D), Aleksandar Dragovic (Dyn. Kiew/UKR), Christian Fuchs (Schalke/D), Markus Suttner (Austria). Auf Abruf: Christopher Trimmel (Rapid), Manuel Ortlechner (Austria), Andreas Ulmer (Salzburg).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern/D), Veli Kavlak (Besiktas/TUR), Christoph Leitgeb (Salzburg), Andreas Ivanschitz (Levante/ESP), Zlatko Junuzovic (Werder/D), Marcel Sabitzer, Guido Burgstaller (Rapid), Marko Arnautovic (Stoke/ENG), Martin Harnik (Stuttgart/D), Auf Abruf: Stefan Ilsanker (Salzburg), Jakob Jantscher (Nijmegen/NED).

Angriff: Marc Janko (Trabzonspor/TUR), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG), Lukas Hinterseer (Innsbruck). Auf Abruf: Philipp Hosiner (Austria), Philipp Zulechner (Freiburg/D).

Auf Abruf sind auch die U21-nominierten Kevin Wimmer (Köln/D) und Robert Zulj (Salzburg).

Verletzt ist Julian Baumgartlinger (Mainz/D).
Rücktritt: Martin Stranzl (Gladbach/D), Alex Manninger (Augsburg/D).
Weiterhin kein Interesse besteht an Moritz Leitner (Stuttgart/D) und Jonathan Schmid (Freiburg/D). Erstmals im bosnischen Teamkader: Anel Hadzic (Sturm).

Nicht nominiert: Michael Gspurning (PAOK/GRE), Dejan Stojanovic (Bologna/ IT), Robert Olejnik (Peterboro/ENG); Ekrem Dag (Gaziantep/TUR), Tanju Kayhan (Elazigspor/ TUR), Florian Hart (Grödig), Markus Sollbauer (WAC), Markus Berger (Odessa/UKR), Georg Margreitter (Kopenhagen/ DEN), Franz Schiemer (Salzburg); Yasin Pehlivan (Bursa/TUR), Stefan Kulovits (Sandhausen/D), Florian Mader, Daniel Royer, Marco Stankovic (Austria), Clemens Walch (Ried), Haris Bukva (Hajduk Split/CRO), Marco Meilinger (Salzburg), Michael Liendl, Erwin Hoffer (Düsseldorf/D), Martin Pusic (Esbjerg/ DEN), Darko Bodul (Odense/DEN), Adthe Nuhiu (Sheff. Wed/ENG), Rubin Okotie (SönderjyskE/ DEN), Daniel Beichler (Sturm), Roman Kienast (Austria) uam...

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Der U21-Teamkader für das EM-Qualispiel gegen Ungarn am 5.3. in Graz (18.15)

Tor: Cican Stankovic (Grödig), Christoph Riegler (St.Pölten), Andreas Leitner (Admira). Auf Abruf: Richard Strebinger (Werder/D)

Abwehr: Patrick Farkas (Mattersburg), Bernhard Janeczek (Ried), Florian Neuhold (Altach), Kevin Wimmer (Köln/D), Maximilian Hofmann (Rapid), Thomas Weber (Admira), Christoph Martschinko (Wr.Neustadt). Auf Abruf: Lukas Spendlhofer (Varese/ITA), Matthias Maak (KSV).

Mittelfeld: Gernot Trauner (Ried), Kevin Stöger (Kaiserslautern/D), Simon Piesinger (Innsbruck), Daniel Offenbacher, Florian Kainz (Sturm), Thomas Murg (Austria), Alessandro Schöpf (Bayern/D), Dominik Starkl (Rapid). Auf Abruf: Marcel Ziegl (Ried), Thomas Ebner (Admira), Tobias Kainz (Sturm), Stefan Nutz, Peter Tschernegg (Grödig), Marcel Ritzmaier (Cambuur Leeuwarden/NED), David Schloffer (Sturm).

Angriff: Robert Zulj (Salzburg), Peter Zulj (Wolfsberg), Kevin Friesenbichler (Bayern/D), Michael Gregoritsch (St.Pauli/D), Toni Vastic (Ried). Auf Abruf: Marco Djuricin (Sturm),

Gesperrt ist Louis Schaub (Rapid), aus dem A-Team noch spielberechtigt wären Martin Hinteregger, Marcel Sabitzer und natürlich David Alaba.

Verletzt ist Raphael Holzhauser (Augsburg/D), der nach seinen disziplinären Problemen das nächstemal wieder dabei sein könnte.

Auch verletzt: Christian Gartner (Düsseldorf/D), Samuel Radlinger (Rapid).

#fußballjournal14

Frage: welche Frage drängt sich auf, wenn der ÖFB-Teamchef für einen von zwei Testeinheiten in diesem Frühjahr (ehe im Herbst der Ernst des Qualifkationslebens beginnt) keine Änderung im Personal vornimmt?
Ich würde meinen, die Frage nach dem "Warum?". Denn wann, wenn nicht bei Tests, lässt sich noch Interessantes, durch Leistungen in Liga oder auf internationalem Terrain aufdrängendes Personal testen?

Für den Teamchef stellt sich diese Frage nicht. Beziehungsweise wohl dann nicht, wenn man (so wie ich heute bei der Kader-Bekanntgabe-PK für den Test gegen Uruguay) fragt, ob es sich nun um eine geschlossene Gesellschaft handelt; diesen Terminus will er nicht hören. Er erklärt wortreich, dass man die vielen guten Ideen, die der aktuelle Kader bei den letzten Trainingslagern verinnerlicht hätte (die Fortschritte, sagt Koller, seien erkennbar, und natürlich hat er recht: seit dem USA-Match etwa beherrscht das ÖFB-Team auch einen Plan B) jetzt wohl nur unter größtem Aufwand an Neuhinzukommende vermitteln könne. Und dafür (ungesagter Subtext) fehlen Zeit und Gelegenheit. Ende Mai vor dem Länderspiel-Doppel gegen Island und Tschechien wird es ein größeres Trainingslager geben, und das war's dann auch schon wieder.

Marcel Koller

APA/HERBERT NEUBAUER

Als der Kollege Lang vom Landesstudio Wien meine Frage nach der geschlossenen Gesellschaft dann geschickterweise wiederholt (charmanter und positiver formuliert, lockender; er ist ein alter Hase), reagiert Koller weniger pampig, in der Sache aber gleich ausweichend. Seit zwei Jahren arbeite man mehr oder weniger mit demselben Personal; und das werde man sicher nicht auf den Kopf stellen. Das Vertrauen sei auch bei schwächerer Form da, man sei überzeugt vom aktuellen Kader, andere werden es schwer haben dazu zu kommen.

Ja, eh. Legitim, wenn es Absicht ist. Und eine geschlossene Gesellschaft. Wo ist das Problem das auszusprechen?

Das war jetzt eine rhetorische Frage. Mir ist schon klar, wo das Problem ist und warum Koller seine Praxis nicht so offen ansprechen kann. Im Fußball, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, im medial übermittelten Bild davon, regiert das Leistungsprinzip.

Wenn Koller nun hergeht und sagt, dass die dreißig Typen, die er sich vor zwei Jahren ausgesucht hat, jetzt bis auf weiteres (ganz egal, wie sie drauf sind) seine Truppe sind, weil sich so am Effektivsten arbeiten lässt, dann widerspricht das diesem Ethos, der pathetisch über dem Sport schwebt, wie der "persuit of happiness" über den USA.

Dabei hat er - aus seiner Sicht - sicher recht.
Im schwerfälligen ÖFB-Umfeld, unter infrastrukturellen Raghmenbedingungen wie denen in Österreich, angesichts der Strategielosigkeit seiner Vorgänger und der Tatsache, dass Koller 15 Jahre Taktik-Schulung innerhalb weniger Monate nachholen musste, geht es vielleicht wirklich nicht anders.

Koller bewegt sich dilemma-technisch auf einem Level mit der ÖVP. Auch die trägt den Ethos der Leistung vor sich her wie Putin seine Olympia-Angeberei; oder eben der Fußball per se.
Und auch bei der ÖVP spielt Leistung keine Rolle; auch dort sind es die geschlossenen Gesellschaften, die die Posten abkriegen. Spindeleggers Buben-Partie, Prölls NÖ-Connection und die CV-Seilschaft. Dazu existiert ein Proporz-Wesen, das selbst das des alten Bacher-ORF übertrifft: sechs Teilorganisationen und neun Länder wollen allesamt befriedigt werden: Jobs werden nicht nach Leistung oder Kenntnis vergeben, sondern nach zufälliger Zugehörigkeit.

So verkrustet wie in der Volkspartei ist es bei Koller nicht - dazu war in den zwei Jahren nicht genug Zeit.
Trotzdem: das Leistungsprinzip ist abgeschafft.
Einer wie Stefan Ilsanker, der sich in den letzten Monaten zum besten Sechser des Landes entwickelt hat, kann sich brausen gehen; wird vom Teamchef mit einer Abruf-Nominierung belohnt (die Praxis der Abruf-Liste ist eine andere).
Florian Klein, bei Salzburg zurecht Bankdrücker, ist nicht genug für die A-Nationalmannschaft, wird aber ebenso weiter eingeladen wie die seit Monaten formlosen Rapidler Burgstaller und Sabitzer. Die Problembären Almer (auf der Cottbusser Bank) und Fuchs (bei Schalke auf der Abschussliste) sind ebenso kein Thema.

Koller ist es lieber, sein Konzept bereits an Spieler, die es weniger gut drauf haben, vermittelt zu haben, als es an solche, die zu besseren Leistungen befähigt sind, neu vermitteln zu wollen.
Nicht, weil er zu faul ist, oder ihm alles zu anstrengend, sondern weil ihm - in seiner Methodik - dazu die Zeit fehlt. Aktuell auch der zuständige Assistent Fritz Schmid, der nicht ersetzt wird.
Das ist legitim. Man sollte aber auch den Mut haben es an/auszusprechen, anstatt beleidigt zu reagieren. Wahrheit braucht Mut, aber diejenigen, die sich abstrampeln und keine Chance haben werden, haben sich Wahrheit verdient.

Dass der Teamchef damit die Tatsache in Kauf nimmt, dass seine ärgsten Baustellen ihm weiterhin in die Qualität und Entwicklung seines Spiels reinpfuschen werden, ist mit dieser Grundhaltung dann aber natürlich sein Problem. Exklusiv.

Solange Tormann Almer, auf den Koller in größtmöglicher Treue setzt, selbst beim Tabellenletzten der deutschen 2. Liga nicht spielt, wird seine Performance nicht selbstsicherer werden können; was wiederum bedeutet, dass in der ersten Viertelstunde besser kein gefährlicher Ball aufs ÖFB-Gehäuse kommt - solange braucht Almer pro Spiel um Sicherheit zu kriegen.
Solange auf Außenverteidiger-Positionen nichts unternommen wird (und selbst Gregoritsch ist da bei seiner U21 lernfähiger), wird sich keine moderne Spielanlage wirkllich gut bewerkstelligen lassen - gerade qualitativ hochstehende Außenspieler sind das Um und Auf und machen den entscheidenden Unterschied.

Dass Koller auf Leute wie Markus Berger, Ilsanker oder Royer verzichtet, ist angesichts seines Personalstands auf diesen Positionen nachvollziehbar - die Inaktivität was diese zwei Problemzonen betrifft wird aber zunehmend gefahrenbergender.

Gegen Uruguay wird Koller die USA-Taktik noch einmal üben, wohl auch verfeinern. Damals gelang es seinem Team, dem Plan A (überfallsartiges Pressing, schnelles Umschalten, sauber ausgespielte Angriffe, meist über die Flügel) einen Plan B (aus einer abgesicherten Defensive mit einem vorsichtig agierenden Mittelfeld heraus nadelstichartige Konterstöße zu setzen; deutlich abwartender und unaufgeregter zu agieren) hinzuzufügen. Das ist mit einer Gruppe, die die Tools dazu bereits im Vorjahr bekommen hat und sie jetzt nur auffrischen muss, natürlich leichter zu bewerkstelligen.
Wenn die Ausfalls-Quote jener, die sich durch aktuelle oder sogar mittel- und langfristige Formkrisen als nicht aufstellbar herausstellen, über ein gewisses Maß ansteigt, dann wird Koller mit dieser Strategie aber seine Probleme kriegen.

Noch ist Test-Zeit; noch gibt es die Möglichkeit Ballast abzuwerfen und leichter zu instruierendes Talent (das international oder bei Salzburg zu finden wäre) zu integrieren. Die erste Chance dazu hat Koller verpasst.

PS: Dass APA und demzufolge die Mainstream-Presse meine Begrifflichkeit der "geschlossenen Gesellschaft" aufgegriffen und sogar titelgebend übernommen haben, ohne dass Koller ihn einmal in den Mund nahm, ist ein feiner Treppenwitz.

PPS: Dass am Freitag Cottbus Almer aus dem Kader streicht ein weiterer.