Erstellt am: 18. 2. 2014 - 14:20 Uhr
Ökotopia
fm4.ORF.at/games
Spielerezensionen und Gameskultur
In Ökotopia betritt man eine utopische Welt, in der neben dem Geld, wie wir es kennen, auch eine Währung namens "Carbons" existiert. Sie repräsentiere die CO2-Emissionen eines Produktes, sagt Karl Resel, Erfinder der Spielidee.
© denkstatt
Am Anfang der Entwicklung sei die Überlegung gestanden, wie das Wirtschaftssystem aussehen könnte, wenn wir es neu erfinden würden. "Wir bräuchten eine zweite Währung, die den Naturverbrauch eines Produktes reflektiert. Das haben wir in Ökotopia abgebildet.", meint Karl Resel.
Geld kann im Spiel auf der Bank in Carbons gewechselt werden. Wer also ökologisch bewusst lebt, kann seine Carbons verkaufen und verfügt damit über zusätzliches Einkommen. Das Spiel beruht auf realistischen CO2-Footprints und Wechselkursen. Aber es finden sich auch unterhaltsame Ideen darin, etwa der Solarzeppelin oder eine Weltraumreise. Karl Resel: "Man kann auf die Weltraumreise, die natürlich extrem viele Carbons verschlingt, hinsparen. Es ist möglich, wenn man das ganze Spiel hindurch nur vegetarisch lebt und kaum Mobilität hat, sich am Ende des Spiels die Weltraumreise in Carbons leisten zu können."
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Das ist allerdings nicht das Ziel des Spiels. Es gehe darum, so Resel, möglichst viele Lebensqualitäts-Punkte zu erreichen. Dies gelingt relativ einfach, wenn man zu Beginn eine wohlhabende Spielfigur ausgewählt hat. "Sie kann einfach auf die Bank gehen und Geld in Carbons umwechseln. Herausfordernder wird es, wenn man eine weniger wohlhabende Person spielt." Ökotopia vermittelt also auch die sozialen Herausforderungen einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik.
Zielgruppe des Spiels seien Schülerinnen und Schüler ab 14, so Resel. Während der Präsentation von Ökotopia, bei der größtenteils Lehrpersonal anwesend war, wurde der pädagogische Mehrwert des Spiels stark betont - so als hätten Videogames nur dann eine Berechtigung, wenn sie auch "klug machen". Ein Irrtum, der auch über 40 Jahre nach der Entstehung der Kunstform gang und gäbe ist.
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Eine komplette Spielsession von Ökotopia dauert circa eine Stunde und wirkt ein bisschen wie ein interaktiver Lehrgang. Allzu aufwändige Grafik oder Soundeffekte, wie etwa beim motivierenden Physik-Lernspiel Ludwig der Roboter, sollte man nicht erwarten. Ob Ökotopia Jugendliche auch außerhalb einer Unterrichtsstunde dazu bewegen kann, es zu spielen, ist fraglich. Wenn man sich in Ruhe darauf einlässt, vermittelt Ökotopia durchaus, wie eine nachhaltige Volkswirtschaft aussehen könnte - und es bietet in Form von Zusatzdokumenten auch viel Information zu den volkswirtschaftlichen Modellen hinter dem Spiel.