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Stefan Elsbacher

22. 10. 2013 - 12:14

5 München-Musik-Momente mit Aha-Erlebnis

Nur noch viermal aufstehen bis zum FM4 Fest im Münchner Muffatwerk. Also noch ein bisschen Zeit, historische Highlights aus der Hip- und Popkultur vorzustellen, die vielleicht nicht im ersten Moment mit München in Verbindung gebracht werden.

1. Love to Love You Baby

Das FM4 Fest in München

Am Samstag, den 26. Oktober 2013 im Muffatwerk mit Effi, Francis International Airport, Naked Lunch, Elektro Guzzi, Bauchklang und vielen weiteren.

Die spätere amerikanische Disco-Ikone Donna Summer lebte, als sie noch eine mittelmäßig bekannte Musical-Sängerin war, in den 70ern ein paar Jahre in München, wo sie den Musikproduzenten Giorgio Moroder kennengelernt hat. Dieser betrieb in München sein legendäres Aufnahmestudio, die Musicland Studios. 1975 produzierten die beiden dort einen der stilprägendsten Disco-Hits aller Zeiten:

Bonusinfo: Donna Summer hieß mit bürgerlichem Namen La Donna Adrian Gaines, hat dann aber, während sie in der Volksoper in Wien ein Engagement in einem Musical hatte, den österreichischen Schauspieler Helmuth Sommer geheiratet und ihren neuen Nachnamen dann einfach aus verkaufstechnischen und Coolnessgründen internationalisiert. Aber da sind wir schon wieder in einer anderen Stadt und da wollen wir ja nicht hin.

2. Apropos Musicland Studios

Donna Summer war natürlich nicht die einzige bekannte Musikerin, die dort ein und aus gegangen ist. Der Südtiroler Produzent Giorgio Moroder und Begründer der Synthie-Disco-Musik hat die Studios Ende der 60er Jahre im sogenannten Arabella Hochhaus im Osten von München gegründet (heute: Sheraton München Arabellapark Hotel), in den 90ern mussten sie es wieder schließen, weil die neu gebaute U4 bei den Aufnahmen zu viel Krach gemacht hat (oder vielleicht doch deshalb, weil die Mieten für die Räumlichkeiten immer höher wurden, man weiß es nicht genau).

Aber im knapp 20-jährigen Bestehen der Musicland Studios gaben sich dort Bands die Klinke in die Hand, die München, wenn schon nicht zum neuen London oder Detroit machten, zumindest von den Studios aus Musik für die Welt produziert haben: Elton John, Iggy Pop, Led Zeppelin, Deep Purple, Queen, The Rolling Stones, Blondie, Sparks, The Sweet, Marc Bolan und T.Rex, Uriah Heep, Udo Jürgens, Amanda Lear und:

Aber da sind wir ja schon wieder in einer anderen Stadt und da wollen wir nicht hin!

3. Apropos Queen

Wo andere nach ihrem Outing nach Berlin oder San Francisco gezogen sind, um dort endlich die Sau rauszulassen, zog Freddie Mercury nach München. Und ließ dort die Sau raus.

Außerdem gab‘s ja die oben erwähnten Studios, in denen man gut Platten aufnehmen konnte. In der Münchner (CSU-bedingt versteckten) Schwulenszene und in den Clubs konnte Freddie noch etwas unbehelligter einen draufmachen, als in den großen Metropolen. Zum Beispiel im Frisco oder in der Teddy Bar, oder im Mrs. Henderson in der Müllerstraße im schwulen Glockenbachviertel. Von Freddie Mercurys 39. Geburtstag, den er in diesem Club ausschweifend gefeiert hat, gibt’s sogar ein Beweisvideo:

Bonusinfo: Freddie Mercury hat sich in München mit der Wiener Fassbinder-Schauspielerin Barbara Valentin eine Wohnung geteilt. Aber da wären wir ja fast schon wieder in einer anderen Stadt...

4. Musik von ganz unten

Der Trikont Musikverlag war mit seiner Gründung Ende der 60er Jahre einer der ersten Musikverlage, der nichtkommerziell ausgerichteten Musikern eine Plattform und einen Vertrieb ermöglicht hat. Aus dem Trikont-Buchverlag hervorgegangen, galt es als eines der bekanntesten Publikationshäuser der Protest- und Alternativbewegung der 68er Jahre und danach. Bei Trikont veröffentlich(t)en unter anderem MusikerInnen wie Bernadette La Hengst, La Brass Banda, Rocko Schamoni, Hans Söllner, Funny Van Dannen, Studio Braun, Kinderzimmer Productions, Attwenger, oder auch die Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune:

5. Und doch ein bisschen Detroit

Einen gar nicht so geringen Anteil an der Erfolgsgeschichte von Techno hatte eine halblegale (nona) und legendäre Partyreihe namens Ultraworld auf dem Gelände eines alternativen Kulturzentrums am nördlichen Stadtrand von München. 1994 entwickelte sich daraus der Ultraschall Club im ehemaligen Flughafen München-Riem von Peter Wacha alias DJ Upstart zusammen mit der Resident DJ und Produzentin Monika Kruse. Neben dem WMF und dem Tresor in Berlin eine der begehrtesten Auflegestellen für die internationale Technoszene namens Jeff Mills, Carl Craig, Jay Denham oder DJ Hell und Sven Väth.

Der Club war kreativer Nährboden für zukünftige Technoclubs wie den Flokati House Club von House-DJ und Prodzenten Tobi Neumann, der später in den Münchner Techno-Club Harry Klein übersiedelte. Ein weiterer Teil der Crew betreibt heute die Rote Sonne, laut De:Bug-Magazin einer der besten Clubs Europas.

Der Munich Union Move war von 1995 bis 2001 das Pendant zur Berliner Loveparade und galt als Demonstration gegen Drogenkonsum, die strenge Münchner Sperrstundenpolitik und unverhältnismäßige Polizeikontrollen. Naja, hilft‘s nix, schad‘s nix.