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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

19. 10. 2013 - 13:52

Weltallmaschin

Gelbe Autos, unendliches All, schwarz-weiße Mondkugel und der Teufel. Neue österreichische Videos von Bilderbuch, Austrian Apparel, Amere Meander und The Devil & The Universe.

Okay, ich gebe es zu. Bei den ersten Anzeichen eines nebligen, kalten Herbsts hab ich die Flucht in den sonnigen Süden angetreten. Aber das Schöne am Zurückkommen ist nicht nur der wundervoll verfärbte Wienerwald, sondern auch die Fülle an neuen Dingen, die ich mit aufgefüllten Batterien erstöbert habe. Hier der erste Auszug neuer österreichischer Musik in bewegten Bildern.

...and it's all yello!

Mit "Plantsch" haben die Jungs von Bilderbuch eines der besten heimischen Filmchen des Sommers, wenn nicht gar des Jahres abgeliefert. Jetzt schießen die Future-Indierocker mit ihrem neuen Video zur neuen Single "Maschin" eines nach, in dem Sänger Maurice die österreichische Version des Drivers mimt. Mit keckem Grinsen, viel Style und Witz gelingt Bilderbuch wieder einmal ein stimmiges und unterhaltsames Filmchen zu einer weiteren großartigen Nummer. Also nichts wie rein ins Auto und den Bleifuß aufs Gaspedal.

Stummfilmstimmung mit Tönen

Ganz ohne Farbe kommt Amere Meander aus. Die zerbrechlich wirkende und trotzdem eindrückliche Sängerin Rukmini Klier braucht nicht mit Hochglanzfilmspulen zu klotzen, sie sitzt mit der Single "Eleven" auch so schon ganz unaufgeregt on top of the world oder ist das doch eher ein bisschen mondsüchtiger lunatic? Der stummfilmartige Appetizer auf das Debüt "To Lead Astray" ist auf alle Fälle ein spannendes und charmant schräges, musikalisch herrliches Filmmern geworden.

Die unendliche Leichtigkeit des Scheins

Ebenfalls ins Weltall zieht es das Wiener Elektronikduo Austrian Apparel. Jedoch ist es ein komplett anderes musikalisches und visuelles Universum. Auch wenn am Anfang von "Infinite" der Wind durchs goldene Weizenfeld streicht, ist die Stimmung eine unheimliche. Zu trockenen Beats und dem bedrohlich lauter werdendem, knazigem Synthie-Bass werden Weltallaufnahmen und Lagerfeuerparty in der Natur gegengeschnitten. Im dynamischen Einklang mit dem Arrangement der instrumentalen Tanznummer entwickelt sich eine Geschichte, die mit klassichen Sci-Fi Elementen arbeitet. Herrlich unaufgeregt und doch eine große Spannung erzeugend. Irgendwie ein Stück von outer space.

Der Teufel, das Universum und der ganze Rest

Zum Abschluss noch ein Filmchen, das aus einem elektronischen Paralleluniversum zu kommen scheint. Denn bei dem Projekt The Devil & The Universe geht nichts mit normalen Dingen zu. Geschrieben werden die Tracks zwischen Dark Ritual, Ambient und Minimal Wave anhand von magischen und mystischen Ritualen. Da können schon mal Tarotkarten den Lauf der musikalischen Welt bestimmen, indem zugeordnete Akkorde und Harmonien durch das Auflegen besagter Karten sich zu einem kosmisch Ganzen fügen. Bebildert wird dieser Prozess natürlich in Schwarz-Weiß mit religiöser Symbolik und bekanntem Gothic-Einschlag. Ob hinter der Maske nun der Teufel oder doch das Universum steckt?