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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

15. 10. 2013 - 19:56

The daily Blumenau. Extra Edition, 15-10-13.

Der Abschluss einer guten WM-Qualifikationsrunde auf den Färöern endet mit dem ersten Sieg dort, hinterlässt aber keinen lässigen Nachgeschmack.

Noch recht neu; der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen. Mit Items aus diesen Themenfeldern. Heute abend mit der üblichen Live-Begleitung (zum Thema Taktik, Strategie & Matchplan) zu ÖFB-Länderspielen.

Österreichs Kader für Schweden (und auch das Färöer-Spiel am Dienstag):

Tor: Robert Almer (Cottbus/D), Heinz Lindner (Austria), Ramazan Özcan (Ingolstadt/D); Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried).

Abwehr: György Garics (Bologna/ITA), Florian Klein (Salzburg), Sebastian Prödl (Bremen/ D), Aleksandar Dragovic (Din. Kiev/UKR), Emanuel Pogatetz (Nürnberg/D), Manuel Ortlechner, Markus Suttner (Austria), Christian Fuchs (Schalke/D), Auf Abruf: Thomas Hinum (Ried), Christopher Trimmel, Christopher Dibon (Rapid Wien), Martin Hinteregger, Andreas Ulmer (Salzburg).

Mitelfeld: David Alaba (Bayern/D), Julian Baumgartlinger (Mainz/D), Veli Kavlak (Besiktas/ TUR), Christoph Leitgeb (Salzburg), Andreas Ivanschitz (Levante/SPA), Zlatko Junuzovic (Bremen/D), Marcel Sabitzer (Rapid), Martin Harnik (Stuttgart/D), Jakob Jantscher (Nijmegen/ NED), Lukas Hinterseer (Innsbruck). Auf Abruf: Yasin Pehlivan (Bursa/ TUR), Florian Mader, Daniel Royer (Austria), Marco Meilinger (Salzburg).

Angriff: Andreas Weimann (Aston Villa/ENG), Philipp Hosiner (Austria), Auf Abruf: Rubin Okotie (Austria Wien), Philipp Zulechner (Grödig).

Gesperrt: Marko Arnautovic (Stoke/ENG), Marc Janko (Trabzonspor/TUR).

Verletzt/rekonvaleszent: Guido Burgstaller (Rapid), Franz Schiemer (Salzburg), Alexander Grünwald, Alexander Gorgon (Austria), Deni Alar (Rapid).

Diszipliniert: Raphasel Holzhauser (Augsburg/D).

Rücktritte: Martin Stranzl (Gladbach/D), Alexander Manninger (Augsburg/D), Paul Scharner.

Dem ÖFB den Rücken gekehrt haben: Moritz Leitner (Stuttgart/D), Jonathan Schmid (Freiburg/D), Anel Hadzic (Sturm).

Nicht nominiert: Dejan Stojanovic (Bologna/ITA), Michael Gspurning (Seattle/USA), Robert Olejnik (Peterboro/ENG); Ekrem Dag (Gaziantep/ TUR), Markus Berger (Odessa/UKR), Georg Margreitter (Kopenhagen/ DEN), Mario Sonnleitner (Raoid), Thomas Reifeltshammer (Ried), Tanju Kayhan (Eskisehir/ TUR); Stefan Kulovits (Sandhausen/D), Stefan Ilansker, Stefan Hierländer (Salzburg), Marko Stankovic (Austria), Darko Bodul (Odense/DEN), Atdhe Nuhiu (Sheff.Wed/ ENG), Erwin Hoffer (Düsseldorf/D) uvam.

Bei der U21 neben Martin Hinteregger: Patrick Farkas (Mattersburg), Kevin Wimmer (Köln/D), Lukas Spendlhofer (Varese/ITA), Marcel Ritzmaier (Cambuur/ NED), Kevin Stöger (Lautern/D), Alessandro Schöpf (Bayern/D), Louis Schaub (Rapid), Robert Zulj (Ried), Michael Gregoritsch (St.Pauli/D) uam.

Die U21 hat gestern ein Testspiel gegen die Niederlande gewonnen, auswärts. Das ist beachtlich, es haben zwar Willems, de Vrij oder Ola John gefehlt, aber es waren Leute wie Maher oder Castaignos dabei, man widerstand einem effektiven 4-3-3.

Österreich spielte mit:
Radlinger; Th. Weber, Neuhold (46. Spendlhofer), Hinteregger, Peinsipp (46. Stöger); Tschernegg (88. Starkl), Offenbacher (79. Piesinger); F. Kainz (46. Schöpf), Zulj (79. Farkas), Martschinko; Michael Gregoritsch (88. Schloffer).

Offenbacher, der bei Werner Gregoritsch wie bei Milanic als Zehner in die Sechser-Rolle gepresst wird, hat sich verletzt und fällt den Rest des Winters aus. Schaub und Riegler hatten nach dem Sieg in Ungarn Pause.

Also: schön, dass es einen Sieg gab, schön, dass er just hier stattfand, jetzt gibt es kein Schreckgespenst mehr. Wie er ermurkst wurde, strategisch windschief, einsatztechnisch bescheiden und taktisch lau, ist erschreckend und nimmt der freitäglichen Vorstellung in der 1. Hälfte wieder einiges weg. Denn so wie hier einfach trotz völlig anderer Vorraussetzung dasselbe nochmal probiert wurde, gegen jede individuelle Überlegung eines Matchplans, entwertet es die damalige Grundidee wieder: vielleicht war's dort ja nur Zufall.

Nicht, dass ich das ernsthaft glauben würde, aber den fahrlässigen, fast constantinesken Umgang mit den eigenen Möglichkeiten hatte ich eigentlich als überwunden geglaubt.

Es bleibt der bittere Nachgeschmack des Fehlerhaften, des Lässlichen. Koller ist durch seine 2. Halbzeit in Schweden eh schon beschädigt, mit seinem seltsamen Matchplan hier hat er sich nicht rehabilitiert und auch keinen Gefallen getan.

Ich möchte immer noch drauf hinweisen, dass ich hier auf hohem Niveau herumgrantle: jeder einzelne der österreichischen Nachrücker-Kandidaten, die von ihren Lobbys jetzt schon in Stellung gebracht werden, ist allein schon von solchen Ideen überfordert.

Was bleibt ist The Good, Tha Bad and The Ugly.

Warum das hier trotz der klaren Entscheidung nichts kann

Wette gewonnen: Koller ändert nichts. In einem wichtigeren Match hieße das jetzt: wir haben 15 bis 20 sinnlose, auch nicht kommentierbare Minuten vor uns.
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Was zu beweisen war: bis zur 60. Minute nur more of the same, alles bleibt schlecht, hier spielen zwei Teams auf Augenhöhe, was für ein Hohn. Wie soll es auch anders gehn? Olsens Färöer-Team gefällt das und Koller unternimmt ja nichts.

Es geht sich auch so aus: Prödl macht in der 64. nach einem Corner von Ivanschitz das 0:2. Die Leistung ist trotzdem, ebenso wie der Matchplan beschämend.
Dann schenkt der Schiri eine Minute später Österreich auch noch einen Elfer (Harnik ist schlicht weggerutscht, sonst nix), Alaba macht in der 67. das 0:3, sehr sicher!

Damit ist der Sieg unter Dach und Fach, der medial aufgeplusterte Blödsinn vom Färöer-Trauma kann jetzt eingemottet werden. Harnik hat sich beim Nicht-Foul verletzt, für ihn kommt schnell 16 Sabitzer (in der 71.). Lukas Hinterseer, der so ein Zehner wäre, der gut tun würde, muss weiter warten. Auch gewechselt wird 12 Mouritsen für 10 Holst. Und dann in der 74. kommt 20 K. Olsen für 18 Klettskard.
Christian Fuchs hat schon in der 1. Hälfte Signale gegeben, dass er kaputt ist, raus darf er erst in der 72.: für ihn kommt 13 Suttner, Kapitän ist jetzt wohl Ivanschitz. Das sind alles reine Positionswechsel, das System bleibt, der Nachgeschmack auch.

Drüben in Schweden riecht es nach dem zweiten 4:4 gegen Deutschland, wird dann aber doch ein 3:5 zur Doppel-Party. Schweden ist Deutschland also zweimal auf Augenhöhe begegnet, einmal mehr als Österreich.

Und Augenhöhe, das Gefühl erschreckender Augenhöhe ist auch das, was ich von diesem bösen Spiel mitnehmen werden muss.

In der 81. kommt 22 Ortlechner für Prödl. Ist der angeschlagen oder ist es eine schöne Geste von Koller? Und dann der letzte Wechsel: 11 Edmundson kommt für Suni Olsen, den heimlichen Star der Mannschaft.

Halbzeit-Fazit des Grauens

Nur als Fußnote, falls es noch um was gehen würde: Schweden führt 2:0 gegen Deutschland, haha, Schützenhilfe. Und Österreich wird so den Sieg auch nicht über die Zeit spielen.

Also: die Enttäuschung über eine wenig durchdachte, eigentlich planlose Aufstellung ist purem Entsetzen gewichen.
Wie kann es Koller passieren, dass er die Formation, die in der zweiten Hälfte in Schweden scheitern musste (das mutlose 4-3-3 mit den zurückgezogenen Achtern) als Allheilmittel für die Färöer betrachtet?
Das ist in jeder Hinsicht ein Griff ins Klo. Dragovic spielt eine Fünfer-Abwehr, es kommt ein völlig absurdes 5-2-3 heraus. Klein und Harnik sind rechts eine Achse des Unsichtbaren, vor allem der Salzburger Reservist ist ein Armutszeugnis für die Scouting-Arbeit des ÖFB, Alaba wird durch seine Positionierung seiner Stärken beraubt, die unbelegte Junuzovic-Position geht massiv ab.

Es ist durchaus das eingetreten, was zu befürchten war: wenns schwierig wird, kommt der Blues und das ÖFB-Team sackt ab, verliert seine Zweikämpfe und bettelt um Watschen.

Es ist aber auch eingetreten, was komplett vermeidbar war: Koller hätte die Situation erkennen können, ja müssen. Wie er sich im Matchplan so verrechnen konnte, ich weiß es nicht.
Die übliche Halbzeitfrage in solchen Spielen (repariert er das sofort, oder wartet er ab) wird durch die Praxis mit einer Quote von 8:1 für Nichtstun belegt.

Übrigens hat es Bosnien geschafft Griechenland auf Distanz zu halten und sich direkt für die WM qualifiziert. Anel Hadzic freut das.

Trotz Führung: fehlaufgestellt bis zur Lächerlichkeit

Okay, es wird auch von hier keine Songcontest-Punkte für Österreich geben, die schlechtesten Sänger der Fußball-Welt verkacken es jedesmal.

Der Schiri ist aus Israel, das Heimteam spielt in weiß-blau, Österreich in rot-weiß, die Flutlichtmasten haben was Skurriles.

Anpfiff. Kavklak und Alaba sind keineswegs auf der Höhe der Flügelspieler so wie noch in Schweden) also ist es auich kein 4-1-4-1), sondern löffeln als Achter irgendwo dazwischen; selbst Ivanschitz ist deutlich weiter vorne. Absurd gegen Färöer vorsichtiger als gegen Schweden zu beginnen.

Die Färinger spielen ein echtes 4-4-1-1, mit zwei glatten Viererketten und zwei gestaffelt davor agierenden Offensiven. Suni Olsen, der Mann in der Mittelfeldzentrale, tritt alle Standards.

Natürlich dominiert das ÖFB-Team diesen Gegner erst einmal klar, es geht nur drum das irgendwann auch umzusetzen.
In der 11. Minute macht Lindner den CR7 und hüpft vor einem Freistoß im Napoleon-Modus - dabei soll er den Ball ja halten... Kein Wunder, dass er dran vorbeifliegt.

Nach 15 Minuten macht Ivanschitz sein Geburtstagstor, er erwischt eine unpräzise Flanke eh nicht, kriegt den Ball aber vom Goalie eh noch einmal. 0:1, ein Geschenk.

Davon darf man sich nicht blenden lassen. Nach einer Viertelstunde lässt sich sagen: fehlaufgestellt. Dragovic braucht es so nicht - Kavlak und/oder Alaba turnen eh beide dauernd vor der Abwehr herum, stattdessen wäre vor den zwei Achtern ein Zehner (Junuzovic, Ivanschitz, der eh wieder viel in die Mitte zieht) effektiver gewesen. Das ließe sich auch als 4-3-3 interpretieren, ist aber deutlich offensiver. So sind bei manchen Aufbau-Versuchen sechs Österreicher hinter dem Ball. Gegen Färöer. Das ist lächerlich.

Dass in der 23. Veli Kavlak nach einem Corner auf der Linie rettren muss, hat damit nicht direkt zu tun - natürlich ist das ÖFB-Team auch in dieser Übervorsichts-Variante immer noch eine Klasse besser.

Allerdings: dass sich Dragovic gar so sehr und so oft zwischen die Innenverteidiger fallen lässt und so eine Fünfer-Abwehr einläutet, das tut so schrecklich weh wie die WM-Frisur von Kurt Russ 1990. Und wie sehr sich die Österreicher nach einer halben Stunde die Beherrschung des Spiels aus der Hand haben nehmen lassen, ist schandbar. Wie sagt man so schön? Österreich bettelt um den Ausgleich.

Vorrede zum Abschlussspiel... und die erste Enttäuschung

So, eigentlich ist ja alles gesagt, aber das Spiel auf den Schafsinseln steht eben noch aus. Und bietet einiges an Herausforderung. Zum einen kann man das neue, hochoffensive 4-1-4-1 als Auswärts-Variante noch einmal unter Wettkampf-Bedingungen ausprobieren. Zum anderen sollten sich die, die für gesperrte und angeschlagene Stammspieler reinkommen, speziell bewähren wollen.

Beides sollte für eine rollende wilde entfesselte ÖFB-Maschine sprechen. Allerdings kann da eines dazwischen kommen: die schlechte Mentalität. Zum einen gibt es gerade gegen die Färöer tolle Ausreden eh nichts gewinnen zu können (ja, da liegt echt ein Fluch über uns), zum anderen sind auch die Durchreißer wie Alaba dann, wenn es um nix geht (siehe Griechenland-Test), ausnahmslos um fette Prozentmargen schlechter.

Sollte es also lange nullnull stehen oder die Färöer gar in Führung gehen (nicht lachen, bei der deutschen U21 ist ihnen das auswärts heute gelungen, aktuell steht es dort auch nur 1:1...) wird es trist und scheißdraufmäßig eng.

Die Startelf entspricht nicht dem, was in Schweden zu sehen war: das ist kein 4-1-4-1, das ist ein 4-3-3, eher so wie gegen Schweden in Halbzeit 2, mit Leitgeb. Alaba und Kavlak werden nicht wie in Halbzeit 1 ganz vorn angesiedelte Zehner, sondern im Halbfeld agierende Achter sein. Dragovic macht wieder den Sechser dahinter - eine Rolle, die gegen den schwachen Gegner eigentlich überflüssig ist. Ob Ivanschitz einen echten Linksaußen spielt, ist fraglich
Das ist enttäuschend, das ist ängstlich, das ist (Beispiel Dragovic) sogar falsch, eine Vorgabe. Auweia.

12 Lindner; 17 Klein, 15 Prödl, 4 Pogatetz, 5 Fuchs (K); 19 Kavlak, 3 Dragovic, 8 Alaba; 11 Harnik, 20 Hosiner, 6 Ivanschitz.

Bank: 23 Özcan; 2 Garics, 22 Ortlechner, 13 Suttner; 14 Baumgartlinger, 18 Leitgeb, 10 Junuzovic, 7 Jantscher, 16 Sabitzer, 21 Hinterseer; 9 Weimann. Nicht fit: 1 Almer.

Die Färöer spielen mit 1 G. Nielsen; 2 Naes, 4 J. Davidson, 5 Baldivinsson, 3 V. Davidson; 10 Holst, 7 Benjaminsen (K), 6 S. Olsen, 13 P. Justinussen; 8 Hansson; 18 Klettskard. Teamchef ist der Däne Lars Olsen.

Hier die Taktik-Analyse auf laola1.at, da die von ballverliebt.eu.

Im übrigen: Ehre wem Ehre gebührt: Zu den Losern von Landskrona, wo Österreich den Färöern 1:0 unterlag, gehören die vollmundigsten Großmäuler der Branche: Michael Konsel, Andreas Herzog, Peter Pacult und Toni Polster. Dazu kommen etwa auch Michael Streiter, Kurt Russ, Heinz Peischl, Manfred Linzmaier uvam. Vielleicht sollten diese Stars endlich einmal zumindest einen Teil der Häme abbekommen, mit der dauernd Josef Hickersberger gepeinigt wird.

So, die DFB-U21 hat nach 0:1-Start doch noch 3:2 gewonnen, es besteht immer Hoffnung.