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Pia Reiser

Filmflimmern

9. 10. 2013 - 09:37

Will Ferrell kommt zur Viennale

Der Meister der Komödie wird mit einem Tribute gefeiert. Zeit also, für Verbeugung und Luftsprung. Gleichzeitig.

Tipp

Die Bekanntgaben überschlagen sich: Soeben wurde verlautbart, dass am 19. März 2014 Russell Brand das Gartenbaukino beehren wird. Tickets sind ab sofort im Gartenbaukino erhältlich!

Als ich mir letztes Jahr im Viennale-Tagebuch gewünscht hab, dass die Viennale mehr Hulk als Butler Alfred ist und den Pop umarmt, hätt ich nicht zu träumen gewagt, dass man ein Jahr später den Satz "Will Ferrell kommt zur Viennale" sagen würde.

Der Komödien-König (und Funnyordie-Mitbegründer) wird mit einem Tribute gefeiert und so kann man dann z.B. auch den in Österreich nie gestarteten "Casa de mi padre" auf großer Leinwand bewundern, aber auch sein Stand Up Programm "You're Welcome America - A Final Night with George W Bush" und eine Auswahl an Saturday Night Live-Shorts. SNL auf der Viennale, ich muss wohl tatsächlich träumen.

Am 6. November gibt es im Gartenbaukino eine "Anchorman: The Legend of Ron Burgundy"-Galaveranstaltung in Anwesenheit von Will Ferrell, gefolgt von einem Bühnengespräch. Für diese Veranstaltung kann man ab Viennale-Kartenvorverkaufstart am 19.10 Tickets kaufen. (Rein theoretisch, ich nehme an, der Andrang wird gigantisch sein.)

Will Ferrell in "Anchorman"

warner

Ron, Mugatu und Cam

Es gibt ja wahrscheinlich nichts, was er nicht kann, aber unglaubliche komödiantische Exzellenz demonstriert Will Ferrell stets, wenn seine Figuren sich überlegen glauben. Nicht nur ein bisschen überlegen, sondern wahnwitzig überlegen. Von der schnauzbärtigen, chauvinistischen Einmann-Maschine Ron Burgundy in "Anchorman" über den schlicht und einfach verrückten Modeschöpfer Mugatu in "Zoolander", den phrasendreschenden Politiker Cam Brady in "The Campaign" oder sein Kurzauftritt als arroganter Matratzenverkäufer in "The Internship".

Die unglaublich komischen Sätze, die diese von sich selbst eingenommenen Figuren von sich geben, kommen teilweise nicht nur aus dem Mund von Will Ferrell, sondern auch aus seinem Kopf. Bei "Anchorman" sowie auch dem Sequel, das 2014 in unsere Kinos kommt, war Ferrell auch am Drehbuch beteiligt. Und dann ist da ja auch noch seine unglaubliche Improvisations-Gabe.

Will Ferrell in "Zoolander"

fox

Do me a favor and lose five pounds immediately or get out of my building like now!

Blinde Idiotie

Zwar ist es beinahe unmöglich zu sagen, wieviel davon in den Komödien steckt, wer sich aber schonmal das Gag-Reel von "Step Brothers" angeschaut hat, weiß, dass er tatsächlich ein Meister im Improvisieren ist. Viele seiner Figuren sind (zunächst) Ausgeburten blinder Idiotie, gefangen in der fixen Überzeugung, dass sie die Könige der Welt sind. "I'm very important. I have many leather-bound books and my apartment smells of rich mahogany.", deklamiert Ron Burgundy. "My hair is so strong, I could lift a car of a baby if I had to", gibt Cam Brady zu Protokoll. Die hanebüchene Arroganz und das aufgeblasene Ego werden meistens irgendwann zerschmettert. Und die schmerzhaften Phasen von Wut und Unverständnis geben Ferrell wieder Gelegenheit, aufzutrumpfen.

Will Ferrell in "Anchorman"

warner

I'm in a glass case of emotion!

Das Kind im Mann

Viennale

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Die kindische Überreaktion, der wahnwitzige Trotz und die Unvernunft sind das schiere Gegenteil von dem überlegenen In-sich-Ruhen, dass seine Figuren zuvor an den Tag legten. Von all den zahlreichen infantilen Männern, den Popkultur-Peter-Pans (wie z. B. im Kino des Judd Apatow), ist Will Ferrell vielleicht das konsequenteste und leibhaftigste Manchild. Sein Crybaby-Gesicht ist so legendär wie unnachahmlich. Auch bei Ron Burgundy finden sich früh Hinweise auf Infantilität. Der Super-Macho trägt einen kindlich anmutenden Flannel-Pyjama mit dem Logo seines Senders und legt in der Nacht die Kieferregulierungs-Spange an. Sein Hund Baxter ebenso. Ferrell spielte außerdem einen viel zu großen Elf in "Elf" oder aber die entfesselte Partymaschine "Frank the Tank" in "Old School", ein Film, der die Ära der Komödien um nicht erwachsen werden wollende Männer eingeläutet hat.

Will Ferrell in "Elf"

warner

Step Brothers

Doch die Meisterleistung in Sachen "Kind im Manne" erfolgte mit Adam McKays fantastischer Komödie "Step Brothers". Ferrell und (der nicht minder großartige) John C. Reilly spielen darin zwei 40jährige, die nie von Zuhause ausgezogen sind und auch sonst nie irgendwas in der Art gemacht haben, was man allgemeinhin als "erwachsen" bezeichnet. Sie sind 13jährige im Körper von 40jährigen. Bei weniger grandiosen Komödianten könnte das fatal enden. Ferrell aber weiß genau, wie es aussieht, wenn 13jährige genervt am Rücksitz sitzen und mit ihren Eltern reden, von deren Meinung sie aber ohnehin nichts halten. Ferrells Charaktere sind im Grunde so kindlich, dass sie sogar zu Baby Jesus beten, wie Ricky Bobby in "Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby".

John C Reilly und Will Ferrell in "STep Brothers"

sony

Dass Ferrell auch anders kann, haben wir ohnehin immer geahnt, aber weder "Stranger than Fiction" noch "Bewitched" konnten so wirklich überzeugen. Dann kam der fantastische "The Other Guys", darin nimmt sich Ferrell zurück, lässt Mark Wahlberg die großen Gesten übernehmen und spielt herrlich die geerdete Buchhalter-Natur. In der steckt natürlich schon auch Wahnsinn. "The other guys" war vor zwei Jahren der Überraschungsfilm der Viennale, (das Österreichische Filmmuseum streut immer wieder seine Liebe für Ferrell und andere Komödianten in sein Programm), und mit dem Tribute für Will Ferrell überrascht einen die Viennale jetzt aber mal wirklich.

will ferrell und mark wahlberb in "the other guys"

sony

The 11-Clicks-Will Ferrell Appreciation Guide

Ein Schnelleinsteiger und Auffrischer-Kurs.

Stay classy, Vienna!