Erstellt am: 10. 4. 2013 - 14:45 Uhr
Kerzerl anzünden und headbangen
Anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums des Debütalbums von Rage Against The Machine hatten sich einige darüber beschwert, dass in den House of Pain Classics bisher nur Alben von Bands aus den Neunzigern auftauchen würden. Warum auch nicht? Das Alter eines Albums ist an sich kein Indiz dafür, ob es ein Klassiker ist und der beste Beweis dafür ist dieses Album hier.
Tool
Mit Ænima war alles gesagt? Nein!
"Lateralus", das dritte Album der Prog-Psychedelic-Metaller Tool war 2001 das dritte und sehnlichst erwartete Album der Band und die Erwartungshaltung war groß. So groß, dass viele gar meinten, der Vorgänger "Ænima" wäre nicht mehr zu übertreffen.
Anlässlich einer Listening Session in London durfte sich Christian Fuchs damals sogar vorort, unter Anwesenheit von Drummer Danny Carey und Bassist Justin Chancellor davon überzeugen, dass Tool diese hohen Erwartungshaltungen nicht nur einfach erfüllten, sie übertrafen diese sogar noch.
"Ænima" mag für viele ein Höhepunkt gewesen sein, aber dann kam eben "Lateralus". Dieses psychedelische Metal-Monster entfaltet eine sofortige Sucht beim Hören und das Wort "Sogwirkung" ist da nicht nur eine dahergeschriebene Floskel.
Headbangen oder Kerzerl anzünden, alles geht
Tool
Die Musik von Tool in Worte zu fassen fällt schwer und selbst die Songtexte kann man nur für sich selbst deuten. Da ist nichts konkret und soll es auch nicht sein und selbst die von Gitarrist Adam Jones gestalteten Videos deuten nur an, was man für sich selbst interpretieren muss. Im Prinzip könnte man irgendwelches esoterisches Wirrwarr daherfaseln und es würde immer noch so sehr oder oder überhaupt nicht zutreffen wie der Versuch irgendwelcher Kategorisierungen. Zumindest behaupten einzelne Bandmitglieder immer wieder, Tool sei eine Metal-Band - und wie bei vielen Aussagen kann man sich nicht ganz sicher sein, wie ernst sie gemeint sind.
"Lateralus" ist jedenfalls kein Album, zum nur mal so zwischendurch hören. Für diese Musik nimmt man sich Zeit, in welcher Form man die dabei auch immer verbringen will. Vor Ekstase ausrastend auf einem Konzert oder im heimischen Wohnzimmer zwischen zwei laut aufgedrehten Boxen bei angezündetem Kerzerl mit geschlossenen Augen, beides und alles dazwischen ist möglich bei diesem Album, so wie bei Tool sowieso alles möglich ist.
"Wir entscheiden, wann das Ding fertig ist"
Um "Lateralus" wurde im Vorfeld der Veröffentlichung ein ziemlicher Zirkus veranstaltet, es gab keine Promo Exemplare und wer nicht nach London eingeladen wurde, hatte Glück, wenn ein Mitarbeiter der Plattenfirma vorbei kam und einen die CD einmal durchhören ließ. Danach verschwand er wieder mitsamt dem begehrten Werk.
Tool
Mit solchen Aktionen wurde der Kult um die Band noch mehr gefördert, gleichzeitig stellte Kollege Fuchs im Interview mit Drummer Danny Carrey aber auch fest, dass die Bandmitglieder durchaus am Boden geblieben sind. Die Geheimniskrämerei im Vorfeld eines jeden Tool Albums hat eher pragmatische Gründe und ist heute verständlicher denn je, wenn Alben schon Wochen vor ihrer geplanten Veröffentlichung im Internet herumgeistern.
"Wir sind keine Paranoiker, aber wenn wir ein Album veröffentlichen, dann nur zu unseren Bedingungen. Wir, und nicht die Net-Community entscheiden, wann das Ding fertig ist. Danach sollen sie dann machen, was sie wollen." (Danny Carrey)
Neues Album in Aussicht für 2013?
Christian Holzmann
Das passt übrigens ganz gut zu den Gerüchten, dass in diesem Jahr noch ein neues Tool Album anstehen soll. Laut Herrn Carrey ist es schon zu Hälfte fertig, Sänger Maynard James Keenan dementierte und verlautbarte, es wären noch gar keine neuen Songs geschrieben und Gitarrist Adam Jones vermeldete zuletzt, dass der Weg zu einem neuen Album hart sei. Nun ja, man wird sehen und nachdem der Lateralus-Nachfolger 10.000 Days nun auch schon sieben Jahre her ist, darf man zumindest hoffen.
"Lateralus" mag sogar schon zwölf Jahre auf dem Buckel haben, das Album gilt bis heute als Meilenstein und wären Pink Floyd Metal Fans gewesen und dreißig Jahre später auf die Welt gekommen, sie hätten wohl genau dieses Album aufgenommen.
Tool
"Lateralus" in den "House of Pain Classics"
Am Mittwoch, den 10.4. werden Christian Fuchs und Dr. Nachtstrom ab 22 Uhr im House of Pain im Rahmen der "House of Pain Classics" das Album aus dem edlen Schuber holen und die Räucherstäbchen dazu auspacken. Sollte jemand heute Abend keine zur Hand haben oder keine Zeit haben, die Sendung gibt es für sieben Tage zum Nachhören.