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Susi Ondrušová

Preview / Review

25. 3. 2013 - 09:33

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Die Strokes und ihre "Comedown Machine" sind unser FM4 Artist Of The Week.

Man nehme eine Band wie die Strokes, die mit "Is This It" so eine Jahrzehnte-Platte gemacht und zum Inbegriff des erneuerbaren Rock geworden ist und schaut was nach zehn Jahren passiert: Nicht genug!

nikolai fraiture

Lederjacke, enge Hose, Turnschuhe, Edding.

Haben die Strokes mit ihrem Debüt alle hungrig nach Garage-Rock gemacht, konnten sie nur mit Mühe ihren eigenen Hunger über vier Alben lang auch halten, bändigen oder übersetzen. Man hat von Radiohead (die waren auch mal eine Gitarrenband) eine Zeit lang auch gut und gerne ein zweites "Creep" erwartet und dann war aber diese Formation clever genug, sich so neu zu erfinden, dass die Rufe nach einem zweiten "Creep" schier unmöglich - also auch überflüssig - geworden sind. Die Strokes versuchen genau das endlich mit ihrem fünften Album "Comedown Machine" zu schaffen.

strokes

Ihr Image war immer ein klein wenig übercool und auf Dauer auch unentspannt. Wenn man sich durch die Diskographie durchhört und beim Album Nummer Vier "Angles" stehen bleibt: Uff. Das "zerstreute" Album. Nach langem hin und her mit verschiedenen Produzenten das Ergebnis eines langweiligen Versuches einen Funken zu entzünden, wo keiner mehr vermutet wurde. Man hat mit "Angles" ja eigentlich mit den Strokes schon abgeschlossen und wollte warten auf Solomaterial von Albert Hammond Jr, Julian Casablancas oder Fab Moretti und seinen Little Joy.

cody smyth

Man hat geglaubt es gibt sie noch, die Bands, die von der Plattenfirma mit Kampagnen unterstützt werden, weil sie eben auf ein längeres und hiterprobtes Dasein zurückblicken können, aber "Comedown Machine" soll das letzte Album der Strokes für ihre Plattenfirma Sony sein. Insofern ist das ja vielleicht der Grund, warum die Band sich nun verdächtig bedeckt hält: Keine Interviews, keine Promo, kein gar nichts. Wer die Band treffen sollte: lasst sie schön grüßen. Das Video zu "All The Time" gefällt mir sehr gut. Und überhaupt klingt die Musik vielversprechend nach Neuorientierung.

"Comedown Machine" könnte man als ein Übergangsalbum bezeichnen. "All The Time" ist dabei noch am ehesten der Song, bei dem die Band an ein früher erinnert, doch die Mehrheit der Tracks klingt nach neuen Wegen. Das Intro zum "One Way Trigger" klingt für europäische Ohren fast schon nach einem A-Ha-Zitat.

strokes

Aber man hat nichts gegen Zitate im Jahr 2013. Die Strokes also eine Band an der Schwelle ihrer Daseinsberechtigung. Mit dabei: Keyboard, Synthies - die Aufsteh-Pille für alle ermüdeten Rock´n´Roll-Stars, die alles wollen außer aufgeben.

Der Quasi-Titeltrack "80’s Comedown Machine" ist beinahe schon eine wunderschöne Ballade, der fast geflüsterte Gesang neigt sich im Refrain dem Falsett zu. Julian Casablancas stehen die neuen Höhenlagen auf "Comedown Machine" ganz gut. Man braucht sich nur Songs wie "Slow Animals" oder "Happy Ending" anhören.

Was wäre also die Lieblingsband, wenn man sie nach nur fünf Alben abschreiben würde. Eben. Vergessen. Die Strokes sind aber noch lange nicht fertig.