Erstellt am: 7. 3. 2013 - 19:30 Uhr
Frauen an den Schaltplänen
Alan Turing, John von Neumann und Konrad Zuse: Die Erfindung des Computers wird meist als eine Geschichte großer Männer dargestellt. Dass Frauen an der Entwicklung der ersten speicherprogrammierbaren Rechenmaschinen beteiligt waren, wird gern übersehen.
Beruf: Programmiererin
Eine Frau um die 50 in einer rot-weiß gestreiften Bluse erzählt in einem Video von ihren ersten Arbeitserfahrungen in den USA zu Beginn der 1940er Jahre. Sie war weder Krankenschwester noch Kindergärtnerin, sondern Programmiererin eines der ersten elektronischen Universalrechner. Fotos aus der Zeit zeigen sie und andere adrett gekleidete Frauen vor riesigen Maschinen. Kathleen Mauchly Antonelli, wie die Frau in dem Video heißt, und ihre Kolleginnen arbeiten in den letzten Kriegsjahren in Philadelphia am vom Militär finanzierten Großrechnerprojekt namens ENIAC. Die fünf Buchstaben stehen für "Electronic Numerical Integrator and Computer".
Männer haben gebaut, Frauen programmiert
Die Aufgabe der Frauen ist, das Ungetüm aus Tausenden Vakuumröhren tage- und nächtelang per Lochkarten mit Daten zu füttern. Daneben müssen sie sich Abläufe überlegen, um Rechenfunktionen per Kabelverbindungen zu stecken. Als die sechs ENIAC Girls sollten sie in die Geschichte eingehen. Allerdings nicht sofort. Bei der offiziellen Präsentation des ENIAC werden nur die am Projekt beteiligten Männer gewürdigt, sagt der Historiker Nathan Ensmenger von der Indiana University. Für ihn hat das mit unserem Blick auf die Technikgeschichte zu tun: Wenn man sich nur anschaut, wer die ersten Computer gebaut hat, kommen automatisch nur Männer ins Blickfeld. Programmiert, also nützlich gemacht, haben sie aber meist Frauen. Sieht man sich Fotos von den ersten Rechnern an, werden die Männer darauf meist mit ihrem vollen Namen abdruckt. Von den abgebildeten Frauen spricht man nur als die ENIAC Girls oder die ENIAC Programmiererinnen. Als Individuen sind sie aber nicht präsent.
U.S. Army Photo
Späte Anerkennung
FM4 Schwerpunkt
Zum internationalen Frauentag beschäftigt sich FM4 mit den unterschiedlichen Erfahrungen und Geschichten von Frauen in digital-technischen Berufen.
Kay Mauchly Antonelli, Frances Spence, Betty Jean Bartik, Betty Holberton, Ruth Teitelbaum und Marilyn Meltzer wurden erst im Juni 1997 für ihre Leistungen während eines Festaktes im Silicon Valley ausgezeichnet. Die sechs Programmiererinnen waren dabei nicht die einzigen Frauen, die in der Frühzeit der Computerentwicklungen in den 30er und 40er Jahren als Maschinenbedienerinnen an Großrechnerprojekten arbeiteten. Das Programmieren entwickelte sich darauf zu einer renommierten und gut bezahlten Tätigkeit und wurde deshalb vermehrt von Männern angestrebt, während Frauen aus diesem Bereich für lange Zeit verdrängt wurden.