Erstellt am: 5. 3. 2013 - 14:42 Uhr
Tagebuch zum Jahr der Pflicht (9)
marc carnal
Nach dem "Jahr des Verzichts" im Jahr 2011 gilt es heuer, monatliche Pflichten zu bestehen. Mitstreiter sind in der Neigungsgruppe Pflicht jederzeit willkommen.
Jeden Monat stehen drei Aufgaben in Kategorien wie Handwerk, Wissen oder Selbstüberwindung zur Auswahl. Die Leserschaft stimmt darüber ab, welche Pflicht erfüllt werden muss.
Voting Jänner - Kategorie Handwerk
Sonntag, 24. Februar
● Dagmar Belakowitsch-Jenewein spricht "Im Zentrum" das Folgende:
“Hier geht es einzig und allein darum, dass hier in homosexuellen Verbindungen lebende Menschen meinen, sie müssen auch etwas durchsetzen, und das wollen wir nicht!”
Und dann: “Wenn Sie jetzt glauben, Sie können mich da jetzt als die böse, homophobe Person darstellen, da irren Sie. Ich hab sehr sehr viele Freunde und auch Bekannte, die homosexuell sind!”
Ein wichtiges Kapitel in der FPÖ-Interview-Fibel: Nach diskreditierenden Aussagen über eine Minderheit immer auch behaupten, der halbe eigene Freundeskreis speise sich aus derselben. Subsumiert man eine Handvoll Strache-Zitate, verbringt er seine Freizeit ausschließlich mit schwulen Türken.
● Ich saß in meinem Auto und wartete, dass es grün wird. Als ich ausstieg, war es aber immer noch blau.
Montag, 25. Februar
● Laut einer Spectra-Umfrage unter den wichtigsten Österreichern:
Platz 4: Ein Schifahrer
Platz 5: Ein Ex-Schifahrer
Platz 6: Ein Fallschirmspringer
Platz 7: Ein Fußballspieler
Platz 9: Ein 80-jähriger Milliardär
● Morsen mag immer noch ein lustvolles Steckenpferd und lange ein unverzichtbares Funker-Tool gewesen sein. Morsen zu üben entspricht allerdings nicht meinem Ideal von gelungener Freizeit. Womöglich würde nach monatelangem Training irgendwann der Funke (haha) überspringen und ich würde zum Shootingstar, zur Nachwuchshoffnung, zum Posterboy der Amateurfunker-Szene avancieren, noch scheint mir diese Option mangels Enthusiasmus aber noch etwas abwegig.
marc carnal
Dienstag, 26. Februar
● heast es kennts a bloß gschissn überstunden mochn und eire famülien dahoitn und eigentumswohnungen kafn und vorsorgen und deppad reden. mochts amoi a wengal performancekunst oder a urnliche installatiaun und daun redma weida.
marc carnal
Mittwoch, 27. Februar
● Marco Tschirpke singt:
Du liegst mir in den Ohren:
Du suchst eine Frau mit Klasse.
Wie wär es denn, mein Freund,
mit einer Lehrerin?
Wie nach jedem Tschirpke-Song durchdringt mich blanker Neid der Marke "Warum ist mir das nicht eingefallen grrrrr."
● Die Wahrscheinlichkeit, dass er diese Zeilen liest, ist sehr gering, trotzdem möchte ich jenem Herrn, der mich (telefonierend) heute zumindest in vorletzter Sekunde schreiend auf die heranbrausende Linie 6 hingewiesen hat, in die ich ansonsten höchstwahrscheinlich reingelaufen wäre, demütigst danken. Er hat mir womöglich das Leben gerettet.
Donnerstag, 28. Februar
● Wo Audiodeskriptionen auf der zweiten Tonspur auch mal ganz interessant wären:
- Wetterpanorama ("Und nun wieder ein Berg, im Vordergrund Hochnebel")
- Pornos ("Die Frau macht nun Anstalten, sich das pralle Glied einzuführen")
- Synchronschwimmen ("Und die linke Teilnehmerin macht gerade exakt das selbe wie die rechte")
- Die nächtliche W24-Straßenbahnfahrt ("Und jetzt wieder die Oper.")
Wobei... Nachdem die olympischen Spiele durchgehend im Zweikanalton ausgestrahlt wurden, wurde sicher auch Synchronschwimmen von den wackeren Sehbehinderten-Kommentatoren beschrieben. Das hätte gerne gesehen bzw. gehört!
● Bevor sich jemand beschwert: Die Morse-Prüfung bei Herrn Lorenz, welche die Erfüllung unserer Pflicht beweisen soll, wurde auf nächste Woche verschoben.
● Ein bisschen lässig sein ist zulässig aber sehr lässig sein ist zu lässig.
Freitag, 1. März
● Wie jedes Jahr in der Fastenzeit habe ich auch heuer das sogenannte Papst-SMS abonniert. Jeden Tag schickt mir der Pontifex um exakt 9.55 Uhr eine hausgemachte Sentenz. Jeden Tag um ebendiese Zeit freue ich mich beim Erklingen des verheißungsvollen Signaltons über labende Worte eines lieben Freundes und ärgere mich dann jedes Mal, dass es doch wieder nur der Papst ist.
Eigentlich hätte ich mit Ratzingers gestrigem Adieu auch seine letzte SMS erwartet, doch heute kam schon wieder eine. Was hat das zu bedeuten? Klopft er die Nachrichten am Ende gar nicht höchstpersönlich in seinen Touchscreen?
● Herr Lorenz ist ein ausnehmend herzensguter Geselle. Zuerst meldet er sich, weil er uns beim Erlernen der Morsekunst supporten möchte, erklärt sich dann zu regelmäßigen Unterrichtseinheiten und einer Prüfung bereit und begleitet unser einsames Üben auch noch mit aufmunternden Mails.
Samstag, 2. März
● Gibt es eigentlich eine "Romantic Comedy", die von einer Dreiecksbeziehung erzählt, bei der zur Abwechslung mal der Nebenbuhler schmierig und verlogen ist und am Ende doch das Herz der Begehrten gewinnt?
● Kostenloses und obendrein sinnvolles Beruhigungsmittel: Minutenlang auf die Grafik beim Defragmentieren der Festplatte starren.