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Elisabeth Scharang

Geschichten über besondere Menschen und Gedankenschrott, der für Freunde bestimmt ist.

31. 10. 2012 - 18:39

Maja Haderlap im Doppelzimmer Spezial

Die Autorin Maja Haderlap weigert sich erfolgreich, über Kärntner Politik zu reden und erinnert sich stattdessen an die Minuten vor ihrer Lesung beim Bachmannpreis. Jetzt zum Nachhören.

Genug ist genug

Maja Haderlap möchte auf der Stelle umdrehen und nach Hause fahren. Das sieht man ihr nicht nur an, sondern sie spricht es auch aus. Genug ist genug. Die wenigen Tage, die die Kärntner Autorin in Wien verbringt, pflastert sie mit Terminen zu - sie wird zur aktuellen Kärntner Politik befragt (gibt es da überhaupt etwas aktuelles?), sie ist als Kärntner Slowenin zuständig für viele medialen Anfragen, denn schließlich schreibt sie ja auch in ihrem Buch über diese Thematik. Der Bachmannpreis im letzten Jahr fungiert diesbezüglich wie eine öffentliche Legitimation. Frau Haderlap, bitte erklären Sie uns die Lage in Ihrem Heimatland Kärnten!

Das tut sie auch. Sie ist ein politischer Mensch und agiert als solcher. Aber wie gesagt: genug ist genug. Und so stehe ich an der Schwelle unseres Studios einer aufgelösten Frau gegenüber, die die Fassung nicht mehr wahren möchte und die sich von dem medialen Rummel der vorangegangenen Tage überrollt fühlt.

Wir drehen ab und gehen in die Kantine. Kaffee, ein weißer Spritzer.

Die Verleihung des Ingeborg Bachmann Preises im letzten Jahr für einen Text aus Maja Haderlaps Roman Engel des Vergessens hat die Autorin aus ihrem ruhigen, beständigen Schaffen geholt. Sie habe niemals bei einem Wettbewerb wie diesem mitmachen wollen, weil man mit einem nicht fertigen Text Gefahr läuft, dass man ihn nicht fertig schreibt, wenn er bei einem Wettbewerb durchfällt. Und das tue in gewisser Weise jeder Text, der nicht als Sieger hervorgehe. In ihrem Fall aber war der Roman fertig und die Angriffsfläche nicht mehr so groß.

Engel des Vergessens ist eine Geschichte, die von persönlichen Erinnerungen durchdrungen ist. Ich kann die Stube, in der die Großmutter ihrer Enkeltochter über das Lager erzählt, riechen. Ich sehe die Farben des Waldes, durch den der sonst meist wortkarge Vater des Mädchen geht und davon erzählt, wie er als 14jähriger mit den Partisanen um sein Leben lief; auf der Flucht vor den Nazis.

Maja Haderlap greift ein schmerzliches Kapitel Geschichte auf, das generationenübergreifend Leid gebracht hat - denen, die es erleben mussten und denen, die am Schweigen und Verschweigen der Eltern und Großeltern abgeprallt sind. In Kärnten hat man lange nicht über die Verschleppung und Deportation der Kärntner Slowenen geredet. Wer bei den Partisanen war, wurde zu den Landesverrätern gezählt und die Gräben aus Misstrauen ziehen sich teilweise noch heute durch die Kärntner Dörfer. Durch das Buch ist eine öffentliche Diskussion entstanden. Und es kann offenbar auch ein Heilungsprozess stattfinden.

Doppelzimmer Spezial am 1. November

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In einem Doppelzimmer Spezial am 1. November von 13 bis 15 Uhr erzählt Maja Haderlap außerdem über die positiven Seiten des Außenseitertums, über Träumen in fremden Sprachen und über die Schwierigkeit, Nein zu sagen.

Didi Bruckmayr I See Them Cry Backstage
Matthew Herbert Big Band The Story (ft. Eska)
Antony And The Johnsons Another World
Radiohead Idotheque
P.J. Harvey All And Everyone
Air People In The City
Soap & Skin Marche Funebre (DJ Koze Rx)
Portishead The Rip
Nick Cave The Weeping Song
Leonard Cohen The Partisan
Gustav Alles renkt sich wieder ein
Bonny Prince Billy A Minor Place
John Cale Chorale
Sir Tralala Bound
Beirut Scenic World
Sigur Ros Svev'n Englar