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Paul Pant

Politik und Wirtschaft

31. 10. 2012 - 18:30

Economy Death Match: Weltspartag

Weltspartag, der "Feiertag" für Sparefrohs. Aber ist das Sparen ökonomisch betrachtet überhaupt sinnvoll?

Economy Deathmatch
Wirtschaft im Streitgespräch von Robert Zikmund und Paul Pant.

Der 31. Oktober ist nicht nur das Hochamt für Menschen, die den Fasching nicht erwarten können und dem Gruseligem frönen wollen. Nein es ist auch – es scheint fast zur Nebensache verkommen – der Tag, an dem des Sparens gehuldigt wird. Der Weltspartag.

In den vergangenen Wochen ist das Thema Sparen heiß diskutiert worden. Wieder einmal stand nach dem Sommer die Sparpolitik des Euroraums auf der Agenda, auch beim EU-Gipfel Mitte Oktober.

In einer ersten Runde unseres Economy Death Match haben Sich Robert und ich bereits Anfang Oktober zum Thema „Spardiktat, oder Weg aus der Krise?“ im verbalen Boxring ausgetauscht. Zum Weltspartag gibt es aber eine Rückrunde, wo wir uns grundsätzlich das Sparprinzip vornehmen möchten.

Sparschwein

dpa/Peter Kneffel

In welchen ökonomischen „Weltanschauungen“ macht das Sparen Sinn, für welche Ökonomen ist es in Krisenzeiten Unsinn. Eine kurze Zusammenstellung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit aber mit umso härteren Argumenten.

Robert Zikmund und ich diskutieren das im „Economy Death Match“ und – wie immer – sind die Rollen zufällig verteilt.

CONTRA – "Weltspartag feiern mit den Großkapitalisten"

Der Weltspartag wird noch immer gerne zelebriert: Von Großeltern und ihren „Enkerln“ beim Abholen kleiner Aufmerksamkeiten der lockenden Banken und von ökonomischen Nostalgikern. Sparen als eine hohe Tugend, damit man für später schön viel Geld auf der Seite hat, wenn man es braucht.

Ein simples Prinzip und eine simple Denkweise, die man bei Vertretern der klassischen Ökonomie, der Neoklassik, der Österreichischen Schule von Friedrich August von Hayek und auch den Monetaristen findet, subsumiert in extremer Form in der Neoliberalen Denke. Die eiserne Sparsamkeit senkt im staatlichen Haushalt die Zinsen für Kredite und damit hat man mehr Geld zum Investieren. Wunderbar einfach... nur in der Krise, da schaut es dann ein wenig anders aus. Da wird das Dogma des Sparens zum kollektiven Irrsinn im volkswirtschaftlichem Sinn.

Die Erklärung dafür ist ganz simpel: Sparen in der Rezession, also einem wirtschaftlichen Abschwung, wie aktuell vorexerziert, führt in die Depression, den „wirtschaftlichen Selbstmord“. Das hat der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz gesagt. Damit meint er, dass durch die Sparpolitik der Staaten eine Spirale nach unten entsteht, wie in der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren. Aber weil auf den Europäischen Regierungsbänken lauter Lemminge sitzen, die schon mit der Oma am Weltspartag ihr Sparschwein zur Bank gebracht haben, ist das gerade Commonsense im Euroraum. Wenn Unternehmen und private Haushalte nicht in einer Rezession gegensteuern können und ihr Geld nicht mehr investieren, dann muss der Staat einspringen.

Wer bleibt dabei auf der Strecke, wenn das nicht passiert? Natürlich der Sozialstaat und die kleinen Leute. Den Großkapitalisten kann das wurscht sein, die haben noch jede Krise ausgesessen. Die Keynsianer wie Stiglitz sind da auf der richtigen Fährte, wenn sie von einem Marktversagen ausgehen. Unregulierte Märkte versagen und das führt geradewegs in die Rezession, Arbeitslosigkeit, Leid und Armut für die große Mehrheit. Kein erstrebenswertes Modell, außer für die wenigen Superreichen.

Die zelebrieren freilich den Weltspartag, schließlich gehören dem reichsten Prozent der Österreicher mehr als die Hälfte der 475 Milliarden Euro Sparvermögen. Ein kleiner illustrer Kreis, mit dem man am Weltspartag mit seinem Plastikgeschenk der Bank seines Vertrauens mitfeiern darf. Die Alternative: Halloween feiern und einmal mehr gerechte Vermögenssteuern fordern.

Übrigens: Die privaten Vermögen nur in der Eurozone sind im Schnitt fünfmal so groß wie die öffentlichen Schulden. Fünf Mal! Eine einprozentige Steuer auf die Vermögenswerte, also zum Erbschaftssteuer, Aktiensteuern usw. könnte die Staatsschulden um fünf Prozentpunkte reduzieren – in einem Jahr! Und das würde sicher nicht die einfachen Sparer mit der Sparbüchse treffen.

Zwei Sparschweine haben ein drittes aufgebrochen.

David Kellner

PRO – "Ohne Sparen werden wir die Krise nicht bewältigen"

Eine schöne Zusammenstellung von schwammiger Kapitalismuskritik, mit einem dogmatischem Verständnis von Ökonomie á la Occupy und zum Würzen noch ein Stiglitz oben drauf und schon ist sie fertig, die Weltanschauungs-Suppe. Da wird sogar der Weltspartag ganz, ganz böse. Dass beim Weltspartag aber Kindern ein ökonomisches Grundprinzip – mag sein von ihren Großeltern - nähergebracht wird, muss da natürlich angeprangert werden. Verdrehte Welt. Statt sparen und sorgsam wirtschaften soll man lieber auf Pump leben und die Schulden sollen dann auch die Anderen zahlen. Nur vom Konsumieren wird man aber nicht reich, sondern nur vom Kapital bilden. Das Grundprinzip wird man nicht weg argumentieren können.

Es ist auch immer schön zu sehen, wie Ursache und Wirkung vertauscht werden von den Kensyianern. Nicht die Märkte haben versagt, sondern die Schuldenpolitik der Staaten hat uns dorthin gebracht, wo wir jetzt stehen. In den vergangenen Jahrzehnten ist alles andere als vorausschauend gewirtschaftet worden. Gespart werden muss ja heute, weil die Staaten in ihren Schulden ersticken. Die hohe Zinslast vernichtet Steuergeld, das für Investitionen fehlt. Mit noch mehr Ausgaben in Krisenzeiten verschlimmert man nur die Situation und die Zinslast würgt dann jede keimende Konjunktur ab.

Nur der Sparkurs den Deutschland fordert und in den vergangenen Jahren vorgelebt hat, funktioniert in der Krise. Mit der Schuldenmacherei und der Geldverschwendung muss Schluss sein. Die große Verelendung, wie du sie siehst wird nicht eintreten, wir sehen ja, dass die privaten Haushalte vorgesorgt haben. Durchschnittlich werden im Jahr 7,4 Prozent (2011) von den Privaten zur Seite gelegt. Und es ist genug Geld da, um auch in schlechten Zeiten zu überstehen.

Zum Schluss noch ein paar Worte zur linken Gerechtigkeitskeule, die die Frage in den Raum stellt, warum nicht jeder einen Ferrari haben kann. Da wird einfach ausgeblendet, dass es nun mal begrenzte Ressourcen gibt. Und denen, die innovativ, fleißig und sorgsam mit ihrem Erspartem umgehen, ist man dann um ihren Wohlstand neidig.

Und ebenfalls übrigens: die Schuldenpolitik noch exzessiver weiter treiben, noch mehr Geld drucken und noch mehr Schulden machen, führt nur in eine Richtung: Inflation und noch mehr virtuelles Geld, dass in irgendwelchen Schuldenbüchern steht. Die Inflation, wird dann genau die sogenannten kleinen Leute in die Armut treiben und ihr eisern Erspartes auffressen. Schulden machen und rein in die Armutsfalle, schöne Aussichten, im Namen der Gerechtigkeit und der linken Gehirnwäsche.

Economy Death Match

Robert Zikmund und ich schlüpfen in die Rollen der Streitenden und legen Zahnschutz und Suspensorium an. Im verbalen Boxring schlagen wir uns die Argumente um die Ohren. Und wer dabei die besseren Argumente hat entscheidet ihr. Discussion welcome!

EDM Weltspartag