Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Warum eigentlich Metal?"

Christian Holzmann

Snap your fingers, snap your neck.

6. 6. 2012 - 16:04

Warum eigentlich Metal?

Zum Metal-Schwerpunkt in der FM4 Homebase: Der vermutlich vergebliche Versuch einer Antwort.

Erst letzten Samstag wurde mir diese Frage von der mir beim Abendessen gegenüber sitzenden Dame gestellt. Ich hätte es mir im Prinzip einfach machen können, wie einer meiner ehemaligen Mathematik Professoren aus der Schulzeit. Der hielt sich einmal bei der Erklärung einer Formel nicht mit elendslangen Begründungen auf und erklärte die nicht unkompliziert anmutende an der Tafel verewigte Kombination aus Zahlen, Buchstaben und anderen halblustigen Zeichen mit folgendem (natürlich rein fiktivem) Dialog:

beschriebe Tafel

www.flickr.com/davidplotzki

Fragt ein Steirer: "Wiesou?"
Meint der Kärntner: "Jo so holt!"

Neben dem "durch den Kakao ziehen" von Steiern und Kärntnern wäre die Frage "Warum eigentlich Metal?" nun einigermaßen humorvoll abgehandelt worden und ich hätte salopp auf den heutigen Metal-Schwerpunkt auf FM4 verweisen können. Da werde ich dann am Mittwoch Abend noch vor dem House of Pain in der Homebase mit Christian Davidek über den halbwegs neuen heißen Scheiß namens "Hipster Black Metal" plaudern. Es sei schon mal vorweggenommen, dass ich die Bezeichnug "Hipster" im Zusammenhang mit "Black Metal" für einigermaßen ungelungen halte, aber dazu dann eben ab 19 Uhr in der FM4 Homebase mehr.

Selbstredend ist das mit dem Metal nun nicht ganz so einfach wie mit der schnöden Mathematik. Und gut aussehende Damen lassen sich beim Abendessen durch das "rein zufällige" Einflechten von bevorstehenden Radioauftritten schon gar nicht beeindrucken. Wer das annimmt, sollte dann vielleicht doch mal das 15. Lebensjahr vollenden.

Dominique Hammer

Was ist das also nun mit dem Metal, was fasziniert mich eigentlich so an dieser Musikrichtung, deren Erwähnung allein einem gleich alle möglichen Stempel von "Aggressionsbewältigung" über "macht aggressiv" bis zu "Hört eh nur sowas" aufdrückt. Die Erwähnung anderer Musikrichtungen mit dem Zusatz "Das gefällt dir bestimmt eh nicht" versteht sich da natürlich schon fast von selbst.

Warum Metal?

Wenn mir diese Frage gestellt wird, sitze ich jedes Mal wie vor einem leeren Blatt, auf das ich nun draufschreiben soll, warum mich nun ausgerechnet die neuen Alben von Slayer, Gojira oder Lamb of God schier umblasen. Das tun sie tatsächlich, zugegebenermaßen fiele es mir aber wesentlich leichter zu erklären, warum ich ein Album wie z.B. das neue Machwerk von Fear Factory für grottenschlecht halte (demnächst hier darüber mehr). Bei der Gelegenheit fällt mir übrigens so nebenbei ein, dass ich nun doch schon recht lange in Wien wohne. Komisch.

Rammstein Ersatz

Christian Holzmann

Zurück zum Thema. Metal! Ja zum Henker warum? Vielleicht weil Metal nach wie vor immer noch irgendwie anders ist, als die meisten anderen Musikrichtungen? Weil es um extreme Themen geht? Weil Metal überhaupt immer noch irgendwie extremer ist? Weil Montage damit besser werden? Weil Katzen mit Metalsound im Hintergrund viel böser aussehen? Weil man damit für einen "harten Hund" (Blödsinn) gehalten wird? Weil es gut gegen Kopfweh ist? Weil die Metal-Community die beste der Welt ist und noch "so richtig zusammenhält"? Weil man sich dazu auf dem Nova Rock endlich mal wieder peinlich benehmen kann? Weil man mit zu Teufelshörnern geformten Händen laut nach "Metallica" gröhlend vor der Bühne stehen kann, während eigentlich gerade Beck auftritt?

Warum Klassik? Warum Jazz? Warum Indie?

Sie merken schon, das sind nun nicht alles unbedingt Pro-Argumente zum Thema Metal, aber im Endeffekt braucht es weder Pros noch Contras. Die Frage, warum man Metal mag ist ja in etwa so, wie wenn man jemanden nach einer bestimmten anderen künstlerischen Vorliebe fragt. Warum Klassik? Weil die Klassik-Community so super ist? Warum Gedichte? Weil sich alles reimt? Warum Indie? Weil die Gitarren so lässig dahinjingeln? Warum Jazz? Weil man damit voll gut angeben und das Wort "Synkope" buchstabieren kann?

Tom Arya von Slayer auf dem Nova Rock 2007

FM4

"You're never too old for that." Tom Araya kennt sich aus.

Was für die einen fad/urarg/zu laut/zu langsam sein mag, ist für die anderen die Offenbarung schlechthin und genau so verhält es sich bei Metal. Diese Musikrichtung ist nun schon so lange den Kinderschuhen entwachsen, um so weniger verständlich ist da der oft gehörte Satz "Ja, das hab ich früher oft gehört." Schön, und warum heute nicht mehr? Dazu sei der verehrte Tom Araya, seines Zeichens Sänger und Bassist von Slayer, zitiert, den ich einmal die Ehre hatte zu interviewen und der das mit einem Satz sehr gut auf den Punkt brachte: "You're never too old for that!".

Das halte ich für sehr beruhigend und nachdem sich bei mir die brennende Leidenschaft für Metalbands nun schon seit über 20 Jahren hält, werden in den nächsten Jahren die brüllenden Damen und Herren mit den verzerrten Gitarren zum Teil auch weiterhin meine innere Saite zum Schwingen bringen. Warum? Keine Ahnung. Aber ich liebe es, weil es genau der richtige Soundtrack zu meinem Leben ist. Nicht immer, aber oft und wenn Kreator mal wieder für ein Konzert vorbeischauen, werde ich mich wieder mit Begeisterung vorne rein schmeißen und riskiere den Verlust meiner Brille. Vielleicht sollte ich ja mal meinen alten Mathe-Lehrer besuchen.

Brav bleiben & "stay metal".

The State Of Heavy Metal

Anlässlich des nahenden Nova Rock Festivals und einer Vielzahl an auf uns zukommenden Metalbands aller Subgenres stellt sich die FM4 Homebase am Mittwoch die Frage: Was ist Heavy Metal 2012? Wir gehen unter anderem der Frage nach, ob der Dekaden alte Begriff im neuen Jahrtausend noch gültig sein kann, haben uns Metalspezialisten ins Studio eingeladen und das anschließende House of Pain widmet sich in seiner Basement Show einem ausführlichen Hardcore/Punk Schwerpunkt ebenfalls dem state of today's harter Musik.