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Pia Reiser

Filmflimmern

13. 2. 2012 - 13:39

Oscar 2012: Pleasures & Treasures

Dujardin singt und tanzt auf dem Weg zu den Oscars, Clooney macht einen auf gemütlichen Onkel und zeigt uns sein Haus. Außerdem ist Hitler wütend auf die Academy und photobombing is the new black. Eine Link-Orgie.

Live-Ticker zur Oscar-Nacht: Am 26. Februar 2012. Von den ersten Schritten am red carpet bis zur Verabschiedung von Hannelore Veit

Die Oscar-Verleihung wird klasse. Schon alleine deswegen, weil die Erwartungen für die Show dieses Jahr ungefähr so groß sind, wie ein munchkin, mit dem Dorothy über die yellow brick road hoppelt. Letztes Jahr herrschte noch handschwitzige, freudige Aufregung um die Doppelmoderation von Anne Hathaway und James Franco, es gab grandiose Miniclips als Teaser, die Mütter einiger Nominierter twitterten und tumblr erblühte zu einem Tempel namens "Jewnicorn Love" und erträumte sich eine Bromance zwischen"The Social Network"-Darstellern Jesse Eisenberg und Andrew Garfield. Und dann kam eine Show der Ödnis und Fadesse.

Dieses Jahr lautet die Parole dantegleich, dass man wohl alle Hoffnung fahren lassen soll. Als Show Host holt man Billy Crystal aus der Versenkung, das Promovideo mit Josh Duhamel und Megan Fox ist ein Feuerwerk an Unlustigkeiten. Das beste daran ist ein Kommentar auf youtube - this is the closest Megan Fox will ever get to an Oscar, ja eh, de Duhamel aber auch.

Wir wollen Muppets!

Doch trotz aller niedrigen Erwartungen, hatten wir ja immerhin die Vorfreude auf den Auftritt von "Flight of the Conchords"-Mann Bret McKenzie, der für den grandiosen Song "Man or Muppet" nominiert ist. Das hat uns die Academy aber wie ein gieriger Grinch jetzt auch noch weggenommen. Judd Apatow teilt unser Entsetzen: "here is the tweet address to tell the Oscars to let The Muppets sing their nominated song. @TheAcademy".
Die zwei (!) nominierten Songs werden also nicht live aufgeführt. Und das, nachdem wir jahrelang das Disney-Geheule über uns ergehen haben lassen. Das Schönste an den Oscars sind also bis jetzt die umtriebigen Spompanadeln der nominierten Schauspieler, die am Parkett der medialen Aufmerksamkeit einen Walzer hinlegen.

Bret McKenzie und Muppets

disney

Was wir bei den Oscars nicht sehen werden

Dujardin singt

Einer, der sich - wie Viola Davis und Christopher Plummer - eigentlich schon aussuchen kann, wo er den Oscar dann hinstellt, ist Jean Dujardin, nominiert als bester Hauptdarsteller in "The Arist". Der wurde gerade eben auch noch bei den BAFTAS ausgezeichnet, schummelt sich im Oscar-Wahlkampf routiniert und raffiniert über eventuelle Sprachschwierigkeiten hinweg, imitiert ein Kamel bei Jimmy Fallon und antwortet mit Singen auf Fragen von Journalisten. Na gut, er mag nicht akzentfrei Englisch sprechen, aber, er kann Dalidas "Bambino" auf arabisch singen. Die Humormeister von "Funny or Die" haben ihn sich geschnappt und mit ihm ein großartiges Castingvideo gemacht, das sich darüber mockiert, welche Rollen europäische Schauspieler in Hollywood-Produktionen bekommen, nachdem sie einen Oscar bekommen haben.

Jean Dujardin

funnyordie

Put your head on my shoulder

Das schönste Foto des Oscar-Vorberichterstattungs-Traras ist das, wo er seinen Kopf auf George Clooneys Schulter ablegt. Und das Internet hatte ein Meme mehr: Siehe jeansleepingonpeople.tumblr.com.

Da stehen Dujardin und Clooney inmitten aller Oscar-Nominierten des Jahres 2012 (Kristen Wiig fehlt, dafür brilliert sie bei SNL als Lana del Rey) bei den Vorbereitungen für das alljährliche Foto, das 2010 zum ersten Mal wirklich interessant war, weil sich Ryan Bingham zu einer Photobomb hinreißen ließ, 2012 folgen Brandon Oldenburg und William Joyce in seine Fußstapfen.

If it's not love, than it's the photobomb that will bring us together

Überhaupt: Photobomb, zumindest das erwarte ich mir von den Oscars, nachdem das Tina Fey und Armie Hammer bei den Golden Globes so vorbildlich vorgemacht haben.

Meryl STreep bei den Golden Globes

buzzfed

Armie of Lovers beim Photobomben

Oldman ohne Sea

Aber nicht nur Jean Dujardin zieht werbewirksam durch Late Night Shows und tanzte sich endgültig auf den Thron des Königs der Herzen bei "SNL", auch Gary Oldman macht seine Aufwartung und liest bei Jimmy Kimmel die Zusammenfassung der aktuellen "Jersey Shore"-Folge. Alles wird zu Gold, wenn es von Oldman gesprochen wird. Oder Alan Rickman, das weiß man auch in Meme-hausen.

Clooney inzwischen - auch nicht untätig - beschließt weiter, seine durch "the Descendants" gewonnene Kumpel-Street Credibility auszubauen und gibt Vanity Fair eine Tour durch sein Haus.

Meryl Streep war zu Gast bei "Ellen" und musste anhand von Lippen ehemalige DarstellerInnen erkennen, das ist zwar bei weitem nicht so unterhaltsam, wie das Dialekte-Spiel von Ellen und Meryl Streep, erinnert aber daran, den Grant über den greislichen "The Iron Lady" nicht an der sympathischen Streep auszulassen.

Uggie!

Grant gibt es auch anlässlich des aktuellen "Vanity Fair" Covers, das traditionellerweise eine Oscar-Ausgabe macht und dazu meistens junge Schauspielerinnen in pastellige Kleidchen steckt. So auch dieses Jahr. Am Cover sind weiße Schauspielerinnen, Adepero Oduye sieht man erst, wenn man das Cover ausklappt. Auch das hat Tradition bei der "Vanity Fair"- Covergestaltung, Jezebel hat diesbezüglich eine beweisführende Bildergalerie.

Uggie

the artist

Little Photoshop of Horrors

Apropos Bildergalerie: Der kleine Hundehype um "The Artist"-Hund Uggie hat zu folgenden Photoshop-Eskapaden geführt: Filmplakate der oscarnominierten Filme mit Hundeköpfen und entsprechenden Titeln. Nach genauerer Überlegung würd mir "War Dog" wahrscheinlich ohnehin besser gefallen als "War Horse". Eh schon ein mittelalter Hut, aber immer noch unterhaltsam sind die "If oscar nominated movie posters spoke the truth"-Plakate.

Silence is Golden, sagt der Hund

Uggie übrigens wird sich zwar aus dem Showgeschäft zurückziehen, davor aber hat er noch den Marcel Proust Fragebogen der Vanity Fair ausgefüllt und uns mit Mascherl auf den roten Teppichen der Festivals erfreut. Hat er sich von Gary Oldman abgeschaut, jegliche Schüssel-Assoziationen werden bald vergessen sein, auch auf seinem Official Portrait of the Nominees trägt Oldman eine Fliege. George Clooney und Meryl Streep haben dank dieser Fotos jetzt zumindest schon mal Bildmaterial für den Fall, dass sie ins Unternehmensberatungsgeschäft wechseln wollen.

Meryl Streep ist dieses Jahr zum 16. Mal nominiert, zum letzten Mal gewonnen hat sie 1982. Albert Brooks hingegen war erst einmal nominiert und hat 1988 für "Broadcast News" den Oscar als bester Nebendarsteller erhalten. Noch vor ein paar Monaten rechnete jeder damit, dass er für seine Rolle in "Drive" nominiert werden würde, doch daraus wurde nichts. Brooks reagierte nonchalant via Twitter: "I got ROBBED. I don't mean the Oscars, I mean literally. My pants and shoes have been stolen." und weiter "And to the Academy: "You don't like me. You really don't like me." Wer hingegen weitaus empörter über diesen Oscar snub war? Hitler.

Albert Brooks in "Drive"

drive

Albert Brooks in "Drive"

Der größte Skandal in Sachen Oscar-Berichterstattung bis jetzt ist das - zugegebenermaßen ziemlich depperte und sexistische - Plakat für Jean Dujardins Film "Les Infideles", aber auch das wird wohl dem Oscar nicht wirklich im Wege stehen.

Und jetzt?

Was bleibt also noch zu tun bis zur Verleihung der Academy Awards am 26. Februar? Ins Kino gehen. "Hugo", "The Artist", "The Descendants" laufen noch in Österreichs Kinos, diese Woche starten "War Horse" und "Extremely loud and incredibly close" und das famose Gartenbaukino macht es sogar möglich noch "The Iron Lady", "Moneyball" und "My week with Marilyn" zu sehen, nämlich am 26. Februar 2012, bevor die Übertragung der Oscar-Verleihung beginnt. "The Tree of Life" kann man da bei Bedarf auch noch nachholen.

Michelle Williams als Marilyn Monroe

filmladen

"My week with Marilyn"

Das genaue Programm zur Oscar-Nacht im Gartenbaukino findet ihr auf www.gartenbaukino.at. Und wir treffen uns dann hoffentlich alle hier in der Oscar-Nacht zum Live-Ticker. Yay!

P.S. Der Soundtrack zu den Academy Awards kommt von den superen Protestsongcontest-Teilnehmern Yasmo & Miss Lead und heißt "Fuck The Academy".

Fuck The Academy