Erstellt am: 21. 10. 2011 - 13:10 Uhr
München, meine Stadt, FM4 unser Gast
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- Bayander. Du hast noch keinen Schlafplatz für das FM4 Fest in München? Menschen gesucht, die FestbesucherInnen aufnehmen. Als Dank winken Tickets für das FM4 Geburtstagsfest in Wien!
- Gewinn Tickets und ein Meet & Greet mit dem FM4 Ombudsmann
München. Discostadt der Achtziger, Olympiastadt mit Makel, Dorf mit Herz, Infarkt mit Geld, Gemeinde der Singles, Inbegriff von Wahnsinn im Oktober, Hauptstadt der Bewegung, katholischer Hedonismus, italienische Nörde und bayerische Beschränktheit. Alles ist hier mit Geld, Image oder Vorurteil behaftet. So ein bissal zumindest. So ein bissal viel fast. Gerade die Innenstadt kommt richtig klinisch stigmatisiert ums Eck.
Werft Kaviar auf die Straßen, damit der Pöbel ausrutscht!
Sammy Gamal Khamis
Wer eine wirklich preiswerte Stadttour machen und sich auch die langen ermüdenden Ansagen sparen will, der nehme die Tram Nummer 19 Richtung Osten (ab Hauptbahnhof). Durch die Fenster schaut man sich, wie auf einer Safari, aus sicherer Entfernung diese ganzen Vorurteile an.
hausmunik
Hat man erst einmal den baulichen Herrschaftsanspruch einer degenerierten Adelsfamilie hinter sich gelassen und die Isar überquert, ist es nicht mehr weit zum schönsten Café der Stadt, der hausmunik. Café, Bistro, Platten und Shirts mit Siebdruck, spitzen Musik und eine Musikantenlegende, Wolfgang Petters, dem das alles auch gehört. Gespräche über seinen Verein (FC Bayern), sein ehemaliges Label (hausmusik) oder die wechselnden Ausstellungen (derzeit über Espressolöffel) machen aus dem Café ein Mischmasch aus Schule des Lebens und Ort für Gespräche mit dem coolen Onkel, den man nur alle Jubeljahre mal trifft.
Sammy Gamal Khamis
Runter an die Uni und schnell daran vorbei. Hin zum wahren Hort des Wissen, der Basis Buchhandlung. Verantwortung zum politischen Buch seit 1972.
Will man mit den Familienbesuchen am frühen Abend weitermachen, wäre das Westend doch passend. Als Willkommens-Servus strahlt einem Münchens schönster Betonklotz entgegen, die Schwanthalerhöhe.
Sammy Gamal Khamis
Von gemütlich auf "schleichts euch"
Eintritt ins Viertel. Motto: "Willkommen im Arschloch, du Viertel". Gentrifizierung, Frappuccino und Bärlauchbrötchen. Daneben die Oma im Schlafanzug, die bis drei Uhr morgens eigentlich in Jogginghose und Bluse beim Trinken sitzt, sich aber dann überlegt, dass Kneipe gleich Wohnzimmer gleich Gemütlichkeit gleich Abendgarderobe ist. Kopfschüttelnd ab ins Kilombo. Viele große Brillen hinter denen sich viele große schöne und tiefe Augen verbergen. Man merkt, der Abend wird länger. Aber bevor die Stimmung im Kilombo von gemütlich auf "schleichts euch" umschlägt (zwischen ein und zwei Uhr wird bayuwarisch rausgeschmissen), verlässt man das Viertel Richtung Hauptbahnhof. Dort soll es das Café Kosmos sein. Günstiges Bier, anheimelnde Enge, schönes Wohnzimmer im ersten Stock, spitzen Drinks, tolle Menschen, keine Trachten!
Sammy Gamal Khamis
Die Sonnenstraße ist nicht weit, der Sonnenaufgang auch nicht mehr. Innenstadt. Lange tot, heute eine einzige Glasscherbenmeile. 59:1, Erste Liga, Cord Club und das nahe, tot gesagte und mit lebensverlängernden Maßnahmen erhaltene Glockenbachviertel (mit der Singlebörse Pimpernel) sind nahe und verhängnisvoll. Genau wie die Rote Sonne, das Atomic Café, das Palais, der Rennsalon. Hält man sich aber an die Regeln, so landet man im Harry Klein, schmutzig, elektronisch, oder in Isi's neuem X-cess, dem Nachfolger der legendären ersten Bar im Glockenbachviertel. Vorteilhaft, dass die Türen zu den beiden Kneipen direkt gegenüber liegen.
Frühstück, münchnerisch
Begibt man sich zu nahe ans Sendlingertor, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man sich am nächsten Morgen der ausdauernd wiederkehrenden Frage konfrontiert sieht: „Wieso hielt ich um fünf Uhr morgens ein Döner, eine Currywurst oder beides für eine gute Idee?“
Aber nach dem ganzen weg-ge-gehe und weg-ge-trete wird's eigentlich erst richtig münchnerisch. Denn irgendeiner kommt immer auf die Idee: „Gemma (gehen wir) frühstücken.“
Michalis Tesneridis
Aber wo? Es gibt nur einen angemessenen Platz: die wunderbare, malerische Hackerbrücke hinter dem Hauptbahnhof. Eisenbahnarchitektur, mit ein bisschen viel Großstadtfeeling für das Dorf München, aber mit angenehmer Distanz zum Fußvolk, ausreichend Brezen für eine Fußballmannschaft, Kaffee, Sekt und Käse beginnt der Münchener Wahnsinn von neuem: Flohmarkt, Isar, Städtische Station an der Grünwalderstraße, ein schnelles Helles aufm Weg, und dann mit dem Radl entweder in den Klosterbiergarten oder in die neue Kraftwerk Ausstellung. München, a bissal was geht immer.
Sammy Gamal Khamis