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Susi Ondrušová

Preview / Review

16. 6. 2011 - 17:12

Let England Shake

PJ Harveys Paris-Konzert im Live-Audiostream und ein paar Erklärungen zu ihren Musikvideos.

2011 gibt es zwei PJ Harveys – eine schwarze und eine weiße. Farben für Tod und Frieden. Mit der Veröffentlichung von "Let England Shake" am 14. Februar hat sich PJ Harvey mit neuem visuellem Konzept präsentiert.

seamus murphy

Es war der letzte Feinschliff, der letzte Schritt im langjährigen Albumentstehungsprozess der vom Schreiben zum Musizieren, Aufnehmen und zum Transportieren auf Livebühnen geführt hat.

Bei einer Künstlerin, die sich für jedes Album nicht nur eine neue Tonart sondern auch eine neue (visuelle) Sprache überlegt, ist die Frage natürlich, wieviel Platz es für die "alten Gesichter" der PJ Harvey im Jahr 2011 gibt. Mick Harvey, der mit der Künstlerin am Album mitproduziert hat und in ihrer Liveband mitspielt, hat in einem Interview gemeint, das schwierigste war, die LiveSetlisten zusammenzustellen und Platz zu finden für das Songmaterial von "White Chalk" oder "To Bring You My Love".

Wer diesen Sommer eine Europa-Erkundungsreise macht (Luxemburg, anyone?) um PJ Harvey live zu sehen: Herzlichen Glückwunsch, you won't regret it.

"Let England Shake" - Der Film bei der Poolinale in Wien

Wenn PJ Harvey singt "I've seen and done things I want to forget. I've seen soldiers fall like lumps of meat, blown and shot out beyond belief. Arms and legs were in the trees." Dann könnte diese Zeile auf den 51jährigen Kriegsfotografen Seamus Murphy zutreffen.

1994 hat Murphy das erste Mal Afghanistan besucht und Land und Leute fotografiert. Er hat Porträts einer Gesellschaft geschaffen, die man in ihrer zerrissenen Schönheit nur als eindringlich und imposant bezeichnen kann. Zum Reiseziel Afghanistan, das er über Jahre immer wieder besucht hat und auch im Fotoband "A Darkness Visible" dokumentiert hat, kamen Destinationen wie Palästina, Irak, Nepal, Usbekistan, Brasilien, Äthiopien oder Syrien dazu.

PJ Harvey reist auch viel und telefoniert gerne. Ihre Freundschaft zu Captain Beefheart war eine telefonische und auch die Zusammenarbeit mit Seamus Murphy hat am Telefon begonnen. Nach einem Besuch von Murphys Ausstellung "A Darkness Visible" nahm sie mit dem Künstler Kontakt auf.

"We had a lot of chats before we even met, she sent me a demo of "Let England Shake", it was very raw, very rough, acoustic guitar, with a few little effects but the lyrics where there and the feel of the song was definetly there, the mood and the themes and all the stuff that the album has now where there!"

Der ursprüngliche Plan war es, Promofotos aufzunehmen, die Stimmung am Album mit neuen "still photographs" von Polly Jean Harvey einzufangen.

"When I finally got around to shooting her in her homecounty in Dorset I'd just came back from Afghanistan where I´d been shooting video pretty much for the very first time. erzählt Murphy.

seamus murphy

I'm doing a multimedia film on Afghanistan and we talked about that ... there was a discussion of doing something with moving images as well. I came up with some ideas ... being familiar with the record and the mood and the themes and the discussions I´ve had with her about England, war and life in general - that was how the concepts came together in my head, very vague, very abstract. For me it was always going to be a photographic journey around England where I would find symbols or metaphors for the themes that she was covering with war and suffering and conflict and identity and all the deep themes that she adresses in a very ambiquous way so i thought the very best I could do was use England as the canvas!"

Herausgekommen sind die vielleicht zwölf eindringlichsten Musikvideos, die genauso wie das Album von PJ Harvey auch aus dem Zusammenhang gerissen als Einzelsequenzen funktionieren und auf allseits bekannten Internetkanälen begutachtet werden können, aber im Zusammenhang einer 44-minütigen Kinovorführung mehr bringen. Weil für Verständnis und Inspiration muss man sich Zeit nehmen und darf nicht wegklicken.

"Let England Shake" wird im Rahmen der Poolinale am Freitag 17.6.2011 um 18 Uhr und am Samstag 18.6.2011 um 19 Uhr gezeigt.