Erstellt am: 22. 5. 2011 - 07:12 Uhr

Ein Sommer im Kino (2)

Im dunklen Saal sitzen, wenn draußen die Sonne scheint? Joel Kairo und ich bereiten uns schon mal mit einem Filmüberblick vor.

Da sitzen wir, im Gastgarten unserer Wahl und plaudern über die zahlreichen Momente in den nächsten Monaten, die wir in der klimatisierten Dunkelheit verbringen werden. Wir, das sind Filmspion Joel Kairo, der sich nach ewiger Abwesenheit wieder hier kurz zurückmeldet und meine Wenigkeit und wir wollen euch auch gar nicht mit langen Einleitungen quälen...

Zookeeper (Der Zoowärter), USA 2011

Joel: Da Kevin James aka. "Der Zoowärter" bei seiner Arbeit keine Frauen kennenlernt, will er sich beruflich verändern, was wiederum sprechende Tiere auf den Plan ruft, die beschließen, ihn in die Kunst der Verführung einzuweihen. Wer schon mal den zärtlichen Nackenbiss eines Löwen bei "Universum" gesehen hat, macht sich jetzt vermutlich so seine Gedanken.

Christian: Ich mach mir auch Gedanken, nämlich: schon wieder sprechende Tiere, in dieser Jahreszeit ein beliebtes Thema. Ich halte jetzt nochmal fest, dass ich die Schweinchen Babe-Filme für sträflich unterschätzt halte, vor allem den stockdüsteren zweiten Teil. Aber das hier smells like Sommerloch, sieht eher vernachlässigenswert aus, siehe auch "Cats & Dogs".

J: Aha, "Nachts im Museum" nun im Zoo und statt Ben Stiller jetzt Kevin James, der fast schon militant mit den immer gleichen Gesten und Grimassen dafür sorgt, dass ihn bald wirklich keiner mehr sehen mag.

C: Ich mag ihn wirklich nicht sehen, glaube ich.

Start: 8.7.

Harry Potter and the Deathly Hallows 2 (Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2), USA/UK 2011

C: Das düstere Ende ist da, die Schlacht der Schlachten naht. Muss sagen, ich bin ja als Nichtkenner der Bücher eher über Filmkritiker-Umwege ins Pottersche Oeuvre eingestiegen. Und als ich sogar mal zu einem Pressjunket eingeladen wurde, fand ich die versammelte DarstellerInnen-Riege im besten Sinne very britisch und höchst charmant. Finde es auch interessant, wie sich die infantile Zauberlehrlingssaga immer mehr zum Gothicdrama entwickelt hat. Kinder brauchen dunkle Märchen, deshalb bin ich pro Potter-Filme.

J: Bin ebenfalls per se pro Potter, muss aber noch Teil 1 der Heiligtümer nachholen und bin vermutlich einer der ganz wenigen Menschen auf der Welt, der sich vom großen Finale dann überraschen lassen kann, sofern es überraschend wird.

C: Da geht es uns gleich, den ersten Teil werde ich mir wohl vor dem Start des Finales anschauen. Und ich bin wohl auch einer der wenigen, die nicht wissen wie es ausgeht. Wobei ich da gewisse Ahnungen habe.

Start: 14.7.

Warner

Bridesmaids (Brautjungfern), USA 2011

C: Da sitzen wir hier und schimpfen und granteln wieder mal überwiegend über die kommende Kino-Konfektionskost. Gibt es denn nichts worauf man sich wirklich freuen kann?

J: Doch, das hier. Eine Bubenkomödie für Frauen mit der wunderbaren Kristen Wiig in der Hauptrolle und noch dazu aus dem Hause Apatow: Genau das, was mein Sommer dieses Jahr braucht.

C: Stimmt, klingt super, worum geht es denn?

J: Zickenkrieg um den Titel der perfekten Brautjungfer. Die vom Leben eher vernachlässigte Kristen Wiig in der einen Ecke, Mrs. Perfect in der anderen. Kämpfe um Sitzordnung, Kleiderwahl, Musikauswahl, Blumengestecke, Einladungskarten, oder, wie Colonel Kurtz sagen würde: "Das Grauen! Das Grauen hat ein Gesicht!"

C: Obwohl ich hoffe, dass "The Hangover 2" keinen filmischen Kater hinterlässt, freue ich mich doch mehr auf "Bridesmaids", keine Frage.

J: Auf jeden Fall. Sorry Wolfpack, ich zieh mit den Mädels um die Häuser.

Start: 21.7.

UIP

Green Lantern, USA 2011

J: "Green Lantern" zu verfilmen, halte ich generell für ein sehr riskantes Unterfangen, was der erste Trailer und die aufgeregt, um Schadensbegrenzung rennenden Marketingleute nur bestätigen. Ich befürchte eine Superheldenverfilmung in der Liga "Fantastic Four", "Daredevil", "Catwoman" oder "Elektra".

C: Die Liga des Grauens also. Lustig, wie sich aus diesem Anlass jetzt auch die echten Comicnerds plötzlich outen und "Green Lantern" als ihren absoluten Lieblingshelden preisen. Mir war als kindlicher Bildergeschichtenleser die Grüne Laterne immer relativ wurscht, deswegen werde ich diesen potentiellen Flopp auch ohne innere Beschädigungen überstehen.

Start: 28.7.

Super 8, USA 2011

J: JJ Abrams, ein mysteriöser Teaser und fast keine Infos zum Film, was natürlich unsere Neugierde nur umso mehr geweckt hat. Gut, das hatten wir doch schon mal bei "Cloverfield", der die Erwartungen dann doch nicht ganz erfüllt hat. Dazwischen hat Abrams noch die belanglose Serie „Undercovers“ in den Sand gesetzt, aber dennoch: Noch glaube ich an ihn und bin gespannt.

C: Auch bei "Lost" wurden die jahrelang geschürten Erwartungen leider in den Sand gesetzt. Dafür hat Abrams bei "Star Trek" solide Reboot-Arbeit geleistet, finde ich, die Trekkies aus dem Forum sollen mich jetzt ruhig steinigen. "Super 8" wirkte am Anfang wie ein Horrorthriller, dann schien sich das Ganze als rührende Spielberg-E.T.-Hommage zu entpuppen und der neueste Trailer stürzt sich wieder auf die Gruselmomente. Muss man jedenfalls sehen. Bist du eigentlich E.T.-Fan oder Gegner, Joel?

J: Oh, E.T., ganz wunder Punkt. 1982 hat er mich nicht interessiert und wurde dann zum Trotz, weil man da dann doch offenbar ein popkulturelles Ereignis verpasst hat, links liegen gelassen, jahrelang ignoriert und erst zur Neufassung 2002 gesehen. Fand ihn nett, daher weder Fan noch Gegner.

Start: 4.8.

Paramount

Rise of the Planet of the Apes, USA 2011

J: Ich muss zugeben, dass ich bis zum Erscheinen des ersten Trailers kurzzeitig vergessen habe, dass es dieses Projekt gibt.

C: Geht mir genauso. Hat Tim Burton nicht die Planet-der-Affen-Saga zu Grabe getragen? Wobei ich sein Remake nicht so katastrophal fand wie die meisten Menschen, die ich kenne. Dieser Versuch eines Prequels lässt mich die Augen aber sehr skeptisch zusammenkneifen.

J: Selbst in der kurzen "Wir fanden James Franco alle schon immer so super"-Phase rund um die Oscars wurde "Rise of the Planet of the Apes" so gut wie nie erwähnt. Auf der Positivseite verbuche ich hier, dass man einen neuen, originären Weg geht, dann die Besetzung und die gelungen wirkende Animation der Affen.

C: Geben wir den Affen eine Chance. Und denken wir an das großartige Original und die gar nicht mal so schlechten Fortsetzungen aus den siebziger Jahren, die jeder Zeitreise-Interessierte kennen sollte.

Start: 11.8.

Centfox

Les émotifs anonymes (Die anonymen Romantiker), Frankreich/Belgien 2010

C: Unser Alibi-Euro-Film hier mitten im Hollywood-Overkill.

J: Schüchterner Schokoladenmanufakturbesitzer stellt ebenso schüchterne Frau an und die Schüchternheit der beiden steht ihnen bis zum Happy End immer wieder im Weg: das wäre es mal zum Inhalt.

C: Gourmet-Schokoladenshops, ob am Berliner Prenzlauer Berg oder in Wiener Bobovierteln, ziehen eine Klientel an, die ich nicht unbedingt kennenlernen möchte. Muss ich dann einen Film über diese Menschen sehen, wo ich noch dazu pro Milchschokolade aus dem Supermarkt und gegen überteuerte und viel zu bittere Schokoriegel bin? Außerdem, mein lieber Joel, ortest du da nicht auch schweren Putzigkeitsalarm?

J: Und wie! Vor allem, weil mir diese kalkulierte Putzigkeit den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Und dabei bin ich bei echten Gefühlen der größte, schniefende Kinoheuler, neben dem man nicht sitzen mag.

C: Ich bin wohl einfach nicht Zielgruppe für die wundersame Welt der schokolade-mapfenden Amelie.

J: Ich bin ja, um ehrlich zu sein, nicht einmal die Zielgruppe für Schokolade.

Start: 12.8.

Polyfilm

Captain America, USA 2011

J: Der nächste Superheld, der in meiner Welt eine eher untergeordnete Rolle spielt. Aber als kleiner Pausensnack zu Joss Whedons Megaepos "The Avengers" nehme ich den ebenso mit wie "Thor".

C: Geht mir genauso. Wobei ich als obsessives Marvel-Kind eine kurze, aber extrem intensive "Die Rächer"-Phase hatte, in der ich auch diesem patriotischen Supersoldaten verfallen war. Gebastelt habe ich mir dann aber letztlich nur ein Spiderman-Kostüm und einen Thor-Hammer aus Pappmaché, zum selbstgemachten Captain America-Outfit hat es nicht gereicht. Hast du eigentlich jemals Erziehungsberechtigte oder Verwandte genötigt, dir einen Superheldenanzug zu schneidern?

J: Das nicht, aber ich habe mir immer Mandarinennetze über den Kopf gezogen, um "Die Spinne", wie "Spiderman" damals noch hieß, zu sein.

C: Sehr erfindungsreich, bei mir musste es ein kompletter Anzug sein und meine schneidernde Tante dran glauben. Diesen innovativen Bastel-Hinweis deinerseits würde ich jetzt noch gerne etwas nachsickern lassen. Danke für die nette Plauderei, Joel.

Start: 18.8.

Marvel

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