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Christiane Rösinger Berlin

Ist Musikerin (Lassie Singers, Britta) und Autorin. Sie schreibt aus dem Leben der Lo-Fi Boheme.

30. 4. 2011 - 12:44

"Bleib cool am Pool!"

Kreuzberg am 1. Mai: Der Tag der Arbeit und das Konfliktpotential in Berliner Sommerbädern.

Nun ist also wieder erster Mai und als alte Kreuzbergerin ist man jedes Jahr schon Ende April leicht genervt. Denn am Tag der Arbeit finden in Kreuzberg nicht nur mehrere Demonstrationen und Straßenfeste statt, seit 1987 ist der 1. Mai auch der Tag des ritualisierten Straßenkampfes.

Seit Jahren schon halten sich echte Autonome an diesem Tag zurück und überlassen den erlebnisorientierten, alkoholisierten Jugendichen die Krawall- und Zündelarbeit. Die Prekarisierungsdebatte mit dem "Euro Mayday" hatte in den letzten Jahren noch ein bisschen frischen Wind in die Proteste gebracht, aber dieses Jahr findet der Umzug im Ruhrgebiet statt. Merkwürdig still war es im Vorfeld des Kampftages, sogar die Demo der Maoisten fällt dieses Jahr in Kreuzberg aus. Nur das Hetzblatt BZ berichtete von den Linksradikalen in Berlin und deren talibanähnlichem "Terrornetzwerk". Bis zur traditionellen 1.Mai-Randale klärt die Lokalzeitung der Springerpresse täglich darüber auf, "wie die linksextreme Mafia in Berlin operiert". Bei linken Veranstaltungen in Berlin wird hingegen regelmäßig beklagt, dass es keine echte linke Bewegung in Berlin gibt. Es gibt ein paar Gewerkschaften und linksalternative Parteien, Blogger, Club- und Kneipenkollektive und Bürgerinitiativen zur Umfeldverbesserung, die letztlich alle der Gentrifizierung Vorschub leisten. So sind es auch die steigenden Mieten, die vielleicht noch ein wenig Protestpotenzial am 1.Mai auf die Straße treiben könnte.

Auch die Berliner Tageszeitung taz beklagte, dass die harten Ideologien (Klassenkampf, Antiimperialismus) in Berlin fast nur noch von Rentnern und Stasisympathisanten vertreten werden, während die "Facebook-Generation" und NGO-Netzwerke weichen Ideologien (Internet, Ökologie, Menschenrechte) anhängen, die sich leicht mit Karriere und Geschäft verbinden lassen. Erfreulich hingegen ist, dass die traditionelle 18 Uhr-Demo dieses Jahr auch durch den neuen Trendbezirk Neukölln geht, dort steigen schließlich die Mieten auch und es wird gentrifiziert und tourifiziert, was das Zeug hält. Eine kleine Hoffnung für die Kreuzberger, vielleicht wird uns der trendy Nachbarbezirk ein paar Probleme abnehmen?

Wir Kreuzberger könnten uns dann auf die andere wichtige Bedeutung des 1. Mais konzentrieren: Am ersten Mai wird angebadet! Die Berliner Freibäder, darunter das berühmt -berüchtigte Prinzenbad öffnen für die Sommersaison!!! Doch auch da gibt es gern Randale.

Sommerbad-Eröffnung in Berlin

Christiane Rösinger

So sieht ein "Problembad" aus: Das Prinzenbad in Berlin Kreuzberg

Einiges hatte man in den letzten Jahren versucht, um das Konfliktpotential in den Sommerbädern zu entschärfen, an heißen Tagen kam es dort regelmäßig zu Rangeleien und Schlägereien, zweimal mussten die Bäder sogar polizeilich geräumt werden. Als mehr Security-Personal eingesetzt wurde, erhöhte sich das Aggressionspotential verständlicherweise.

Randale in Berlin

Christiane Rösinger

So sah es an manchem 1.Mai im Problembezirk Kreuzberg aus

Dieses Jahr soll nun das Präventionsprojekt "Bleib cool am Pool!" für Harmonie und Frieden sorgen. Dreißig extra ausgebildete Jugendliche und Erwachsene schreiten fortan als Konfliktmanager ein und suchen das Gespräch.

Demos in Berlin am 1.Mai

Christiane Rösinger

Auf weitere Nachrichten aus den Berliner Sommerbädern darf man schon jetzt gespannt sein.