Erstellt am: 14. 11. 2010 - 12:02 Uhr
Vereinigt in Depeche Mode
Gar nichts, nämlich! Dass Depeche Mode Konzerte Messen sind, habe ich ja schon mal erwähnt. Dass ich ein gläubiges Schäflein bin, das artig jeder Messe beiwohnt, versteht sich von selbst. Und wenn es die Ostermessen vom Papst auf DVD gibt, warum dann nicht auch die der heiligen Drei aus Basildon. Ich habe den Datenträger meiner Wahl also ehrfürchtig in den Tabernakel geschoben und schwupps, schon zauberte er mir ein entrücktes Lächeln ins Gesicht. Tadellose Live Visuals und ein Sound, wo man sagen könnte, "voll wie die Profis". Mittendrin ein Andy Fletcher, bei dem nicht zu übersehen ist, dass ihm das Essen schmeckt. Martin Gore wird auf der Straße immer öfter angesprochen, ob er der von der EAV ist und Dave Gahan... oh mein Gott, so möchte ich aussehen, wenn ich so alt bin. Das wird sich nur leider nicht ausgehen, weil ich jetzt schon älter aussehe. Wenn ich also nicht mit Lichtgeschwindigkeit auf eine Zeitreise und... ich schweife ab. Apropos Lichtgeschwindigkeit: So eine DVD wird ja von einem Laser gelesen ("Drum heißt er ja Laser", sagen da die Spontanen unter den Lesern. "Ja, stimmt. Lustig", sage ich). Jedenfalls ist der auch so eine Art ewiges Licht, stelle ich mir vor, während ich zufrieden grunzend durch das Konzert zappe. "Ein Fest für Augen und Ohren", wie man da als geübter Rezensent zu schreiben weiß. Ich weiß nicht, wie oft ich mir "Enjoy The Silence" anhören muss, bis es mir auf die Nerven geht. Aber es könnte noch sehr lange dauern. Sehr, sehr lange...
Depeche Mode. Tour of the Universe: Barcelona 20/21.11.09
EMI
Dass die Lieder rockiger klingen als vor 10, 20 Jahren finde ich persönlich ein wenig bedauerlich, aber ich bin nun mal mit Synthpop sozialisiert worden und nicht mit Schweinerock mit lange Haare, Rauschgift und dem ganzen. Andrerseits ist das nur zu verständlich, ist der junge Christian Eigner (Einer von uns! Ein Österreicher! ) doch sehr bemüht, heftig die Trommeln zu rühren. Der Mann hat Talent und wird es noch weit bringen. Martin Gore kann nicht sonderlich gut Gitarre spielen, das macht aber nichts. Ich kann es gar nicht und muss dennoch anerkennen, dass es einfach gut aussieht, mit einer Gitarre am Bühnenrand zu stehen. Industriell synthetisch gefertigte Musik habe ich trotzdem sehr lieb. An dieser Stelle vielleicht auch die Auflösung, was Depeche Mode mit Staubsaugern und Wolfgang Ambros zu tun haben:
Auf die Frage, wie der Bass Sound von "Behind the Wheel" programmiert worden ist, hat mir vor gut einem Jahr der Ex Depeche Mode Alan Wilder folgendes geantwortet:
If I remember correctly, it was a combination of three different sounds: A hand striking the end of a hoover tube and then sampled (true), a guitar pluck - sampled and pitched down, and a minimoog for added bottom end.
Das habe ich beherzigt und sogleich mit der Kapelle Depeche Ambros den Gassenhauer "Da Hofa” von Wolfgang Ambros nachgespielt, der mir seitdem eine finanziell unabhängige Zukunft und ein Leben voll Luxus und Ausschweifungen ermöglicht. (Weil es so gut funktioniert hat, haben wir das gleiche mit "Zentralfriedhof" probiert und am 1.11. veröffentlicht - falls jemand... hüstel... gerade... äh... Lust hat, ein mp3 zu erstehen.)
Zurück zum Thema: Irgendwas machen Depeche Mode richtig. Selbst Thees Uhlmann von Tomte erzählte mir im Rahmen einer Buchpräsentation vor einer Woche, dass das Konzert dieser Depeche Mode Tour, bei dem er in Berlin war, das Beste ist, was unter dem Begriff "Popshow" zusammenzufassen ist. Mit Betonung auf Pop. Und Show. Und - um das andere Ende des Spektrums zu beleuchten - es soll, so berichten für gewöhnlich gut informierte Kreise, der Mann, den sie DJ Ötzi nennen, ein großer Depeche Mode Fan sein. Tomte , DJ Ötzi und ich. Vereinigt in Depeche Mode. Was kann da schon falsch dran sein?