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Pia Reiser

Filmflimmern

13. 9. 2010 - 14:29

Trailerrama: Väter und Schwäne

Zweilmal Filmvorfreude: Schönheit und Melancholie bei Sofia Coppola und Horror und Tütü bei Darren Aronofsky.

"This was a film that enchanted us from our first screening…Yet from that first enchanting screening, it grew and grew and grew in both our hearts, in our analysis, in our minds, and in our affections.", so Quentin Tarantino, diesjähriger Jurypräsident des Filmfestivals von Venedig über den Film, der als bester Film ausgezeichnet wurde: "Somewhere" von Sofia Coppola. Mit ihrem vierten Spielfilm holt Coppola Stephen Dorff, den man in den 90er Jahren mit Lorbeeren überschüttete und dann irgendwie drunter vergessen hat, aus der Versenkung und schickt ihn als Johnny Marco, Hollywood-Schauspieler, durch eine exzessreiche Existenzkrise. Leicht ramponiert von Ruhm und Rum, muss er sich eines Tages mit seiner Tochter Cleo (Elle Fanning) auseinandersetzen.

Tobis

Production Designer ist - wie in "Lost in Translation" - Anne Ross und auch in "Somewhere" wird ein Hotel als Schauplatz als ideale Versinnbildlichung von Entfremdung verwendet. Denn nirgendwo ist Zuhause-Sein-Vorgaukelei und Fremdsein so gut darstellbar wie in Hotelzimmern. Der Trailer strotzt vor der Coppolaschen Inszenierung der Schönheit der Melancholie.

Somewhere startet vorraussichtlich am 12. November in Österreich

Schwanengesang

"Black Swan" von Darren Aronofsky galt als schärfster Konkurrent im Rennen um die Hauptpreise beim Festival von Venedig. Nach "The Wrestler" und den Körper-Manipulationen und Schindereien im Wrestling-Wahnsinn widmet sich Aronofsky nun dem Ballett. Und somit auch wieder Körperschindereien. "Wrestling some consider the lowest art—if they would even call it art—and ballet some people consider the highest art. But what was amazing to me was how similar the performers in both of these worlds are. They both make incredible use of their bodies to express themselves.", so Aronofsky.

Fox Searchlight

Bereits der Trailer ist so aufgeladen mit Symbolik und Referenzen, dass man sich wahrscheinlich den Abend nach dem Kinobesuch freihalten sollte. Die Besetzung liest sich so, als hätte jemand in meinem Kopf nach "Wunschbesetzung" gesucht: Ich finde es großartig, Natalie Portman in einer Rolle zu sehen, die mit ihrem Liebreiz teilweise bricht, ja, sogar verlorengeht. Wie hört man Barbara Hershey im Trailer sagen "What happened to my sweet girl. She's gone".
Vincent Cassell, mit dem ich mich sogar zum Anschauen eines "Anna Ballerina" Remakes überreden lassen würde, gibt den Ballettlehrer und Winona Ryder (im Trailer nur für den Hauch eines Wimpernschlages zu sehen) ist ebenfalls mit dabei. Portman gibt Primaballerina Nina, angetrieben von Ehrgeiz und Perfektion, will sie die Doppelrolle der Odette/Odile in "Schwanensee" haben. Als sie in Tänzerin Lilly (Mila Kunis) Konkurrenz verortet, ziehen sich auch Wahnsinn und Paranoia die Tütüs an.

Aus dem Trailer springen einen Horrofilm-Elemente an, Verweise auf "All about Eve" und "The Red Shoes", den schwarzen und weißen Schwan gibt es plötzlich nicht nur im aufzuführenden Stück "Schwanensee", sondern in Form von Nina und Lilly. Ich liebe derartige Verdopplungen und Verwirrungen, Realitätsverschiebungen, Bühne- und echte Welt-Melangen. Literarische Figuren, die von ihren Darstellern Besitz ergreifen, das Spiel mit der Inszenierung in der Inszenierung oder auch nur die Ansieldung im Theatermilieu fasziniert mich - egal in welchem Genre. Das geht bei Ernst Lubitschs "To be or not to be" los über Richard Attenboroughs "A Chorus Line" über meinen Truffaut-Liebling "Die letzte Metro" bishin zu John Cassavetes "Opening Night". Und viel weiter.

Natalie Portman

Fox Searchlight

Neben vielen Referenzen und Startblöcken für Assoziationssprünge finden sich im Trailer auch immer wieder Bilder, wie man sie noch nie gesehen hat. Und vielleicht auch nicht unbedingt wiedersehen will. Über "Requiem for a dream" hab ich mal gelesen, dass er von vielen Leuten als der beste Film, den sie je gesehen haben und nie wieder sehen wollen, beschrieben wurde. Ich bin nicht sehr schreckhaft, aber es war keine besonders kluge Idee von mir letzte Woche nach Mitternacht allein in der Wohnung den "Black Swan"-Trailer nochmal anzusehen. Ich musste den Laptop schließlich in ein anderes Zimmer tragen. Man weiss schließlich nie, gerade bei Schwänen.

Black Swan hat noch keinen österreichischen Starttermin.