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Daniel Eberharter

Fotografie, Design und Handwerk. Kunst ohne künstlich.

14. 9. 2010 - 13:16

Let's make a Zine!

Die Kunsthalle Wien lädt am 18. September zur Zine*Fair.

Zines sind ein Zegen. Sie sind kleine handliche Heftlein, vollgestopft mit kreativem Output. Die einen zeichnen Kaffeetassen, andere rezensieren Busfahrten von Krakau nach Wien, wieder andere geben vegane Backrezepte preis, die nächsten kopieren ihre Lieblingsfotos und schreiben keine einzige Zeile. Was in den 80ern und 90ern als Fanzine anfing und allmählich zur eigenen Buchform wurde reißt auch im Internetzeitalter der 3-Minuten-Blogs nicht ab - und das ist eine Wonne.

Zine*Fair
18. September 2010, ab 10 Uhr
Kunsthalle Wien Foyer
Museumsplatz 1, 1070 Wien

Die Kunsthalle Wien bringt schon seit einiger Zeit alternative Popkultur ins große Museum (die derzeitige Ausstellung "Street and Studio - von Basquiat bis Seripop" ist noch bis 10. Oktober zu sehen) und würdigt nun diese kleinen Publikationen mit einer eigenen Messe. Sie bietet Raum für eine beeindruckende Liste an internationalen Zinestern (das Wort gibt's wirklich, eine Abwandlung von scenester, was widerum eine Abwandlung von hipster ist) sowie für Verlage und Vertriebe, die sich auf diese kleinen Formate spezialiseren.

Die Evolution zur Kunstform

Es gab schon einmal eine Zine-Messe in Wien: 1996 im Wiener Flex. Veranstaltet hat sie Konstantin Drobil von Trost Records. Damals schon mit dabei: Monochrom, Georg Gartlgruber vom damaligen Grubenhund (später auf Solo-Pfaden mit dem großartigen Cracked unterwegs). Und ich war mit meinem kleinen eloquence dabei.

eine auswahl an zines aus den 90ern.

Daniel Eberharter

Zines waren damals ein Ausdrucksmittel innerhalb einer alternativen Szene. Das Medium des kopierten A5ers war kein "Stilmittel", kein Statement oder coole Medienstrategie. Es war die günstige (und einzige) Möglichkeit, seine oder ihre Kritzeleien, Gedanken und Fotos "gedruckt" in der Hand zu halten. 16 Jahre später sind Fanzines im Kunstbereich angekommen, sie werden als Kulturgut verstanden.

Das Schöne an dieser Evolution ist, dass Zines nach wie vor alternativ und für jedermann/jederfrau leicht publizierbar sind, die Themen sich aber nicht auf Genrethemen wie Punk & Hardcore versteifen. Es treten amerikanische Verhältnisse ein. Dort gab es immer schon eine breitere Tradition mit Skatezines, Gedichtheften und Zines mit Kulikritzeleien.

Auch das Rahmenprogramm ist unbedingt erwähnenswert. Es gibt eine zusätzliche Ausstellung im Ziegelfoyer, mit raren Zines von Mark Gonzales, Raymond Pettibon und anderen.

Wer bei der Messe dabei ist - und wer fehlt

Die Liste der teilnehmenden KünstlerInnen (Mist, ich komme an diesem Wort nicht vorbei) bei der Zine*Fair spiegelt diesen Trend auch in Österreich wider. Eine kleine Auswahl der österreichischen TeilnehmerInnen zeugt on der breiten Palette, die über Beton Blumen (Graffiti & Street-Art), Thomas Reitmayers GLW/DRK (Skateboarding, Design & Musik), Black Pages (Mini-Monographien eines KünstlerInnenkollektivs) bis zu Rokko's Adventures (Musik & andere Abartigkeiten) reicht. Auch Shops wie der Salon für Kunstbuch sind vertreten, sowie der Kultuvermittlungsverein das viadukt. Der Rest der Messe ist mit ZinemacherInnen und Distros aus Kroatien, der Schweiz, Deutschland und den USA belegt. Es wird viel zu lesen geben!

Die AusstellerInnenliste ist zwar bei weitem nicht komplett - mir fehlt vor allem das wunderbare Hommage! - aber die Messe bietet einen Überblick und liefert ein starkes Lebenszeichen für alternative Medien; eine Erinnerung, dass das publizieren echt nicht schwer ist. Kein Schmäh. Also ich bin jetzt schon inspiriert.