Erstellt am: 6. 8. 2010 - 14:40 Uhr
Something For The Weekend
Das sind die Partytipps fürs Wochenende. Alle Termine für die kommenden Tage, die bevorstehenden Mini- und Mega-Festivals und was sonst noch so läuft, gibts auf termine.orf.at/fm4.
Nationalisten sind ärgerlich. Wenn dir ein Deutscher lang und breit erklärt, dass Deutschland vor allem deswegen besser ist als Österreich, weil die Mülltrennung besser funktioniert; wenn dir ein Brite die Vorzüge von Kolonialherrschaft erklärt; oder wenn du im Bus mithörst, wie eine Oma ihre polnischen Hausangestellten am Telefon verächtlich niedermacht. Das muss alles nicht sein.
Noch absurder ist der Lokalnationalismus, wenn also der Kärntner an den Steirer gerät, sie um die Wette bellen und sich am Ende gegen die Mundln aus Wien verbünden.
Komplett abartig jedoch: der Bezirksnationalismus, der momentan in Wien um sich greift. Was ich mir da die letzten Wochen und Monate anhören hab müssen, klingt so, als ob die Bezirksvorsteher ein Milliardenbudget in die Hand genommen hätten und in virales Ideologiemarketing gesetzt hätten. Der stolze Wiedner erklärt aufbrausend und gereizt, warum Neubau schlicht und einfach VORBEI sei. Die Frau aus Neubau lässt sich über die Boboisierung des Naschmarkts aus, gesteht aber dafür Ottakring gewisse Coolness zu. Aber nur bis so zwei, drei Gassen nach dem Brunnenmarkt. Danach sei auch Ottakring zu vergessen.
Nette Lokale, Grünflächen in der Nähe, diverse Infrastruktur: für den einen sind sie Lebensqualität. Die Gegenseite sieht solche Dinge als Bedrohung und malt das Bedrohungsszenario schlechthin an die Wand: Jungfamilien, die von Bioläden, kinderfreundlichen Cafes und Fahrradwegen angezogen werden wie die Motten vom Licht.
Aber wer bitteschön sind diese Bezirksnationalisten?
Zugereiste vom Land, die das Konzept Stadt überfordert, und die deswegen überall auf der Suche nach einem Dorfplatz und zwei Stammlokalen sind? Verschreckte Wiener, die den Block, in dem sie geboren wurden, nicht verlassen wollen, weil dahinter bereits der eiserne Vorhang beginnt? Ausgebrannte des Mobilitätszeitalters, die so lange von einer Universitätsstadt in die nächste, von einem Projekt zum anderen gezogen sind, dass jetzt Zuhause eine komplett ideologisch aufgeladene Bedeutung bekommen hat?
Dabei - hallo? - hat doch Wien genau die richtige Größe, um sich nicht in Kiezkämpfe wie in Berlin zu verstricken. Es gibt eine Innenstadt, wo die meisten Busse und Straßenbahnen sternförmig draufzusteuern. Es gibt U-Bahnlinien. Sogar die Distanz Hütteldorf-Essling lässt sich in gut 90 Minuten öffentlich bewältigen. Und wer lieber mit dem Auto zum Einkaufen oder zum Zigarettenautomaten fährt, kann sich ja einen Baugrund in Perchtoldsdorf kaufen.
Giorgia Malatrasi http://www.flickr.com/photos/gentleroom/
Samstag / High Tide / Der Dritte Raum etc. / Lederfabrik / Linz
Ach du scheiße. Da nennst du deine Party High Tide, und dann kommt die Flut und überschwemmt dein Open Air Gelände am Ausee.
Jetzt haben High Tide vielleicht einen unglücklichen Namen für ihre Party gewählt, aber blöd sind sie trotzdem nicht. Als Ersatzlocation gibts jetzt die Lederfabrik, und in einer riesen Kraftanstrengung findet alles wie geplant dort statt. Also... fast.
Weil aus dem Ganztagesfestival wird in der Lederfabrik jetzt eine Abendverstaltung mit Beginn um 18 Uhr. Und den Sofa Surfers ist das zu spät. Die haben da einen Termin oder müssen schon schlafen gehen, oder was weiß ich. Jedenfalls fällt das Konzert aus, womit der durchaus supere Techno Live-Act Der Dritte Raum aus dem Cocoon-Umfeld jetzt der so genannte Headliner ist.
Tipp an die Veranstalter: wie wärs, wenn eure Party nächstes Jahr total extrem gute und spaßige Party heißt? Weil, wenn das dann in Erfüllung geht, ist es weniger wild.
Samstag / Stadtpark Musik Sommerfest / Margaret Dygas etc. / Pratersauna / Wien
Die Codes der verschiedenen Subkulturen sind für Außenstehende oft schwierig zu verstehen. Für Bands bei diesen schrecklichen Bandwettbewerben heißen die Abkürzungen in Klammer je nach Austragungsort etwas anderes. Ist es ein Kärtnter Lokalbandwettbewerb, bedeutet HE dort Hermagor und SV St. Veit (speaking of Bezirksnationalismus...). Ist es ein österreichweiter Bewerb, dann heißt T Tirol und W Wien. Bei DJs steht das Zeug in Klammer meistens für das Musiklabel, wo der DJ unter Vertag ist. Auch da haben sich Abkürzungen durchgesetzt: SVT heißt Stil vor Talent, FAT heißt Freude am Tanzen. Manchmal steht die Klammer auch für den Club, wo der DJ üblicherweise auflegt, da bedeutet dann MBC Myy Bitch Club oder Crazy steht dann für Crazy.
Die Bandwettbewerbschiene fährt das Stadtpark Musik Sommerfest auf seiner Facebook-Seite. Da steht bei den DJs beinhart der Geburtsort dabei. Da erfährst du dann, dass die Resolut-DJs catekk und Anna Leiser aus Salzburg beziehungsweise Amstetten kommen und Club Pompadour Resident Thomas Grün aus Friesach. Und Margaret Dygas ist weder aus London oder Berlin, wie du vermuten würdest, sondern eigentlich aus Gdynia, was vermutlich in Polen liegt.
Woher der Trend kommt, jetzt überall Schnüre knapp überm Boden aufzuspannen, drauf zu balancieren, das Slacklining zu nennen, und das Ganze dann auch auf Partys zu veranstalten, verrät aber auch das Stadtpark Musik Facebook nicht.
bis Samstag / Playground VJDJ Summer Sessions / Sakog / Trimmelkam
Kronzeugen, Bezirksvorsteher, korrupte Mineralölmanager und Partyveranstalter schreiben bitte vertraulich an update.fm4@orf.at
Meischberger-Tagebücher, Schlamm am BP-Loch, ein Diamant und das Kriegsverbrechertribunal. Von wegen Sommerloch. Auch DJs, VJs und Clubleute haben über den Sommer viel zu tun. Und da meine ich gar nicht nur den Ibiza-Jetset und seine Konsorten, sondern auch die lokalen Veranstalter und DJs aus deiner Umgebung. Einige davon sind dieses Wochenende beim Workshop- und Networkingtreffen in Trimmelkam. Nein, keine Bilderberger auf Österreichisch. Ein DJ- und VJ- Sommerhangout, das diese Woche rund ums Sakog läuft. Für Interessierte ist bis inklusive Freitag auch freier Eintritt. Lediglich die Samstagspartys kosten ein paar Euro.